Miniatur-Bibliothek für Sport und Spiel
Bd. 53
Das deutsche Schlagballspiel
von
Hermann Hoser
Mit 33 Abbildungen
6. bis 10. Tausend
Leipzig und Zürich
GRETHLEIN & CO
Alle Rechte, besonders das der Übersetzung, von der Verlagshandlung vorbehalten. Gedruckt bei August Pries in Leipzig.
- Vorwort
- Geschichtliches
- Der Spielgedanke
- Die Spielregeln
- Das Spielfeld
- Spielgeräte
- Die Spieler
- Der Spielanfang
- Das Schlagen
- Das Laufen
- Das Abwerfen
- Das Fangen
- Malwechsel
- Unterbrechen und Abbrechen des Spieles
- Entscheidung und Buchführung
- Etwas über die Vorzüge und Feinheiten des Spieles
- Der gesundheitliche Wert des Spieles
- Eine Schule des Denkens
- Die Spielkleidung
- Der Spielplatz
- Die Erlernung des Schlagballspieles und einige praktische Winke
- Zehn Gebote für das Schlagballspiel
- Etwas über die Verbreitung des Spieles
- Die Schieds- und Linienrichter
- Einiges über das Frauenspiel
Vorwort
Als der Ruf an mich erging, das Otto Langsche Bändchen Schlagball und Faustball neu zu bearbeiten, da habe ich freudig eingewilligt, galt es doch einer Sache, die jeglicher Arbeit wert ist. Die beiden deutschen Turnspiele Schlag- und Faustball haben erfreulicherweise in den letzten Jahren einen gewaltigen Aufschwung genommen. Nunmehr in weiten Gegenden Deutschlands verbreitet, sind sie besonders beliebte Spiele unserer deutschen Jugend geworden.
Das Schlagballspiel, das in seiner Mannigfaltigkeit der Bewegungen, in seiner Vielheit von Reizen sich die Herzen vieler deutscher Jungen und Mädchen erobert hat, ist sicher dazu berufen, in nicht allzu langer Zeit deutsches Nationalspiel zu werden.
Wenn ich nun im vorliegenden Bändchen Gedanke, Entstehung, Aufbau und Betrieb des Schlagballspieles in kurzen Worten bringe, so sei es, um den Laien Einblick zu verschaffen, Spielern und Spielfreunden wieder neue Anregungen zu geben, sie auf neue Feinheiten und Reize des Spieles hinzuweisen. Es ist selbstverständlich, daß ich mich bei dem vorliegenden engen Raume nur auf das Notwendigste beschränken kann, doch wäre der Zweck des Büchleins schon erreicht, wenn es zum‚ Selbstspielen aneifert, anregend, be lebend dazu wirkt und dem Spiele neue Freunde zuführen würde.
Die letzten zehn Jahre haben gerade auf dem Gebiete des deutschen Schlagballspieles in reichstem Maße verfeinernd gewirkt. Diese oder jene Einzelheiten mußten abgeschliffen, dies oder jenes ausgeschieden oder neu aufgenommen werden.
So habe ich denn das Langsche Bändchen neu bearbeitet unter dem Gesichtspunkte, Praxis und Theorie nach dem neuesten Leben zu zeigen. Ich habe dabei die vortrefflichen Abschnitte „Geschichte des Turnspiels“ und „Spielplatz“ aus meines Freundes Bändchen übernommen.
Eine Reihe von Bildern werden in diesem. Büchlein vorbeiziehen, die, nicht gestellt, Momente aus dem wahren Spielleben darstellen. Wenn auch manche der Aufnahmen unter der Ungunst der Witterung zu leiden hatten, so sind sie doch noch geeignet, besondere Fälle aus dem Schlagballspiel erläuternd zu zeigen.
Mein Dank gebührt in besonderem Maße Herrn Fritz Bach, der mir bei der Bearbeitung durch die Herstellung neuer Bilder seine geschätzte und tatkräftige Mitarbeit lieh.
Es wäre mir eine große Freude, wenn das Büchlein, durch Deutschlands Gaue wandernd, den Weg zu den Herzen der deutschen Jugend finden würde, um Sinn und Freude zu wecken an den Schönheiten eines echt deutschen Spieles.
Hermann HoserDas deutsche Schlagballspiel
Geschichtliches
„Gut Gesicht, geschwinden Fuß – Ein Ballspiele haben muß. Gut Gesicht, geschwinde Bein . Muß beym Ballenspielen seyn. Gschwinde Füß und gut Gesicht „Läßt den Ballenspieler nicht.“ (Gallisches Sprichwort.)
Das Schlagballspiel ist wie die mit ihm verwandten Ballspiele schon alter Herkunft, und wir können auf Grund mehrerer Geschichtsquellen annehmen, daß es natürlich in erheblich beschränkter Form, schon bei den alten Germanen eine reiche Pflegestätte gefunden hat. Nachweisbar wird diese Pflege allerdings erst zu Beginn des zweiten Jahrtausends, wo einige Dichterstellen darauf hinweisen, daß ein in höchst einfachen Formen gehaltenes Zuwerfen und Fangen eines Balles zwischen jungen erwachsenen Leuten beiderlei Geschlechts im Grunde dazu diente, um die Gunst des Spielkameraden zu werben.
Auch von einem Schlagen des Balles erfahren wir schon aus den ältesten Quellen, die besonderes Augenmerk auf die sportliche Betätigung der Jugend richten, während die Minnesänger erklärlicherweise weit mehr des von Verliebten zur Förderung ihrer Absichten betriebenen Ballwerfens gedacht haben, weil es ihnen eben zur Kennzeichnung des gesellschaftlichen Lebenswichtiger erschien als das meist nur von der Jugend gepflegte Ballschlagen.
Der Ursprung des heutigen Schlagballspieles läßt sich in seinen Grundformen, dem Schlagen, Fangen und Werfen, bis ins alte Griechenland zurückverfolgen. So berichtet uns Georg Gumpelzhaimer in seinem 1652 erschienenen Werk: „Gymnasma de exercitiis academicorum“ mit folgenden Worten:
„Graeci, ut refert Mercurialis de arte gymnastica lib. 2. cap. 4. quatuor habuerunt genera: Pilam parvam, magnam, inanem et corycum. Par- >vae pilae rursum tres facit species: Prima erat pila. valde parva, in qua qui exercebantur, corpore maxime elato ludebant, et colludentes manus ma nibns proxime admovebant. Secunda erat pila maiuscula, qua cubitos cubitis ludendo immisce bant,_nec corporibus mutuo‘ haerebant’, nec annuebant, sed variis modis movebantur, et propter varios pilae jactus huc illuc digrediebantur Tertia erat pila adhuc maior secunda, in qua homines inter se distaptes ludebant, et in qua cum stataria ac motoria pars esset, qui manebant, pilam emittebant cum vehementia et concinnitate. Huic speciei affinis hodie videtur esse, „wann man den Balle mit einem Stecken hinaußschlägt, daß ihn der gegentheil sahe“. Pollux alia duo genera parvae pilae meminit, in quo scilicet sese reclinantes pilam in coelum projiciebant, et antequam terram attingeret, excipiebant.“
(D. h.: „Die Griechen hatten, wie Mercurial in seiner ‚Ars gymnastica‘, Buch 2, Kap-4 berichtet, 4 Arten, den kleinen Ball, den großen, den leeren und den Korykosball. Von dem kleinen Ball unterscheidet er wieder 3 Arten: Der erste war ein sehr kleiner Ball… der zweite etwas größer… der dritte Ball war noch etwas größer als der zweite; hierbei spielten die Leute getrennt, und da ‘es eine ruhende und eine sich bewegende Partei gab, schlug die Malpartei den Ball mit Wucht und Technik hinaus. Dieser Spielart scheint noch die heutige Übung ähnlich zu sein, wenn man den Ball mit einem Stock hinausschlägt, damit ihn die Gegenpartei fängt. Pollux erwähnt noch zwei andere Spielmomente, wobei man zurückgebeugt den Ball gen Himmel warf und wieder auffing, bevor er den Boden berühren konnte“)
Über die Anfertigung des Balles erfahren wir an anderer Stelle: „Optima pila illa est, der von Strimpffgarn auff ein bleyen Kügelein fein stark gewunden wird und mit zartem Leder überzogen.“
Daß die deutsche Jugend schon seit alters mit besonderer Vorliebe sich darin geübt hat, geht unter anderen Chronikstellen z. B. daraus hervor, daß seit dem 11. Jahrhundert die Gymnasiasten von Münster alljährlich zu Pfingsten auf die Sentruper Heide zogen zum Ballschlagen und Werfen, den Vorläufern unseres modernen Schlagballspieles. Zur Zeit der Reformation hatten die Wiedertäufer am gleichen Ort einen besonderen wöchentlichen, Spieltag angesetzt, an dem sie „den Ball schlugen und andere volkstümliche Übungen vornahmen“, wie die Stadtchronik noch heute erzählt.
Während man nun den Romanen die Spiele, bei denen ein großer oder kleiner Ball mit der Hand, der Faust oder dem Schläger über eine Linie hinweg und von dem dort befindlichen Gegner wieder zurückgeschlagen werden, zuschreibt, oder bei denen beide Parteien einen großen Ball durch Werfen, Schlagen, Stoßen mit dem Fuß oder Tragen nach einem bestimmten Ziel befördern -‚ hierauf sind im Gedanken zurückzuführen Faustball, Tamburinball, Tennis, Grenzball, Fußball, Schleuderball – ist die Art, einen Ball aus einem Mal zu schlagen und sich durch das Erreichen eines anderen Males im Lauf ein neues Schlag recht zu erwerben, rein germanischen Ursprunges.“ Nachgewiesenermaßen war das Schlagballspiel den ‚ Italienern, Spaniern, Franzosen und Engländern fremd, bis es in verschiedenen Abarten durch germanische Einwanderer eingeführt wurde.
In England hat sich hieraus das Cricketspiel entwickelt, verschiedene Varianten, bei denen meist mehrere Freimale im Lauf erreicht werden müssen, haben sich in Frankreich eingebürgert, ausßdenen wieder das in Amerika verbreitete Baseball, das durch die Hugenotten überbracht wurde, entstand.
In Deutschland war, solange man überhaupt. Näheres über das Schlagballspiel kennt, stets die Spielweise gebräuchlich, bei der der Schläger im geraden Weg vom Schlag- zum Laufmal und zurück zu laufen hat, ohne unterwegs anderen Schutz zu finden. Ein weiterer Beweis für dessen rein; deutschen Ursprung ist die Tatsache, daß diese Art nur noch bei den mit Deutschland in engerer kultureller Berührung gestandenen Völkerschaften, wie Dänen, Tschechen und Ungarn, nachzuweisen ist.
Der Aufbau des heutigen Spieles läßt einen allmählichen Werdegang verfolgen. Vorn kindlichen Spiele des Ballfangens ging man zum Zielwurf nach Gegenständen und Personen über; aus dem Wunsch, die Schwierigkeit und Vielseitigkeit zu erhöhen, entstand die Einführung des Laufens und Schlagens.
Der Schlag wurde anfangs, wie dies in Öster reich und Frankreich teilweise noch heute üblich ist, mit der flachen Hand ausgeführt. Da diese Art jedoch nicht immer schmerzlos vor sich ging und nur recht mäßige Weiten erzielte, bediente man sich bald breiter, flacher Holzschläger, aus denen dann Keulen und unsere heutigen, langen, dünnen Stöcke wurden. Daß das Schlagballspiel auch in seiner heutigen Fassung als Kampfspiel noch manche Änderungen erfahren wird, das beweist dessen rascher Ausbau innerhalb der letzten Jahre.
Der Spielgedanke
Wohl kaum fordert ein Spiel so viel Einzelarbeit, so viel Einzelkönnen im Dienste eines Gesamtwillens wie unser Schlagballspiel. An erzieherischem Wert dürfte es unstreitig den ersten Rang unter allen Rasenspielen der Gegenwart einnehmen. Fußball mag zuschauerzahlenmäßig die führende Rolle spielen, doch wenn wir einen Vergleich ziehen wollen – sofern ein Vergleich unter diesen zwei grundverschiedenen Spielen überhaupt möglich ist — so wird sich sicher ergeben, daß die mannigfaltigen Aufgaben, die an den: Schlagballspieler herantreten, das Spiel zu einem weit vielseitigeren gestalten.
Zwei Parteien, jede 12 Mann stark, liegen miteinander im Kampf, eine angreifende und eine verteidigende Partei. Heißen wir sie Rot und Blau. Rot behauptet einen gesicherten Platz und ist in dieser Stellung unverletzlich. Seine Aufgabe besteht darin, unter dem Schutze des eigenen Feuers einzeln oder in Gruppen Ausfälle zu machen und durch das große gegnerische Feld mit all den geschickt verteilten blauen Mannen hindurch zu einem kleinen ebenfalls Schutz bietenden Platze inmitten des gegnerischen Kampfrau: mes zu gelangen, um von« hier Wieder nach erneutem Feuer der eigenen Partei den Weg durch die feindlichen Posten zurückzufinden.„ Umsicht, Mut, Entschlußfreudigkeit und nicht zum mindesten Geistesgegenwart gehören dazu, um den planvoll zusammenarbeitenden Blauen nicht in die Maschen ihres Netzes zu laufen. Denn die Auf! gabe der Blauen ist es, die durchbrechenden, Verstärkung holenden Roten durch geschicktes und umsichtiges Umzingeln zu Gefangenen zu machen. Ist es den Roten gelungen, einen Gegner durch Abschuß gefangen zu machen, so haben sie damit erwirkt, Festungspartei zu werden, und es ändern sich damit sofort tauschend die Rollen. So muß es das Hauptstneben einer jeden Macht sein, in den Besitz der Festung zu gelangen und diese solange als möglich zu halten, denn nur sie bietet Sicherheit und Kampfvorteil. Ändern wir die Bezeichnungen, machen wir sie friedlicher! Der Gedanke bleibt derselbe.
Die Festungspartei, die verteidigende rote, heißt Schlag- oder Malpartei. Die blaue angreifende ist die Fangpartei. Jede Partei ist 12 Spieler stark. Von der Festung, dem Schlagmal aus hat nun jeder Spieler der Schlagpartei, Schläger genannt, das Recht, mit einem dünnen, langen Holz einen faustgroßen Lederball in das Feld des Angreifers zu schlagen un‘d durch einen Lauf nach i. dem 55 m entfernten Laufmal und wieder zurück seiner Partei einen Punkt zu erringen.
Aufgabe der Blauen ist es nun, den in ihr Feld geschlagenen Ball möglichst rasch zu erfassen und durch geschicktes gegenseitiges Zuwerfen den durchbrechenden Roten zu umzing eln, um ihn aus geringer Entfernung sicher abwerfen zu können, bevor er das ihm Schutz bietende Laufmal oder wieder das Schlagmal erreicht hat. Gelingt es der blauen Partei, einen Abwurf zu machen, so wechseln sofort die Rollen, die Blauen eilen so rasch als möglich ins Schlagmal, während die Roten trachten müssen, nunmehr die Schläger gewordenen Blauen abzuwerfen. Die Möglichkeit des Abwurfes’wird aber für eine Feldmannschaft um so geringer sein, je größer bei ein-er Partei die Schlagfertigekit ausgeprägt ist; denn versteht es ein Schläger, recht weite Bälle zu schlagen, so werden selbstverständlich alle Leute, die mit diesem Schlage das Laufrecht ausführen können, viel leichter und sicherer an das Laufmal gelangen können, da die Fängerpartei meist sehr lange Zeit benötigt, um den Ball von weit hinten wieder in das eigentliche Spielfeld zu bringen. jeder weit geschlagene Ball, der die 65 m von der Schlägerlinie entfernte hintere Grenze des Spielfeldes in der Luft innerhalb der beiden Seitengrenzen überschreitet ‚ heißt Weitball und zählt der Schlägerpartei einen wertvollen Punkt. Die Mal- oder Schlägerpartei hat also die Möglichkeit, auf zweierlei Art Punkte zu -machen‚ einmal durch gültige Läufe, dann durch weite Schläge. Doch auch der jeweiligen Fangpartei ist Gelegenheit gegeben, sich während des Feldspiels Punkte zu erringen, und zwar zählt jeder Abwurf für die abwerfende Partei einen Punkt. Hat der Fänger, wie man die Spieler der jeweiligen Fangpartei schlankweg heißt, die Fähigkeit, den vorn Gegner geschlagenen Ball aus der Luft, bevor er den Boden auch nur einmal berührthat, mit einer Hand zu fangen, so hat er seiner Partei hiermit auch wieder einen Punkt erwirkt. Beiden Parteien steht- also zweifache Punktgewinnungsmöglichkeit zu, doch sind Läufe und Weitschläge die weitaus einträglichere Art, Vorteil zu erobern. Diejenige Partei, die am Schlusse eines eine Stunde dauernden Spieles die meisten Punkte, Läufe, Weitbälle, Treffer und Fangbälle erzielt hat, ist Siegerin im Kampfe. Es dürfte von Vorteil sein, wenn ich, ehe ich auf den Wert und auf die Feinheiten des Spieles eingehe, die verehrten Leser mit den Regeln des Schlagballspieles vertraut mache.
Die Spielregeln
Da das vorliegende Bändchen in der Hauptsache nur einführenden Charakter, unterrichtende Darstellung haben kann, greife ich aus der Fülle der technischen Einzelheiten die wichtigsten zur einwandfreien Erlernung des Schlagballspieles unbedingt erforderlichen Bestimmungen heraus.
Die Spielregeln sind in ihrer amtlich gültigen Form in den Spielregeln der Deutschen Turnerschaft*) ausführlich und mit wertvollen Erläuterungen besonders strittiger Fälle niedergelegt.
Das Spielfeld
1. Das Spielfeld ist ein Rechteck von 25 m Breite und 65 m Länge, dessen Grenzlini-en am Boden deutlich sichtbar sein müssen.
2. Das Schlagmal liegt an der vorderen Schmalseite, der Schlagmallinie, außerhalb des Spielfeldes. Die Schlagmal linie gilt als beiderseits unbegrenzt verlängert. Der früher übliche Schlägerstand ist weggefallen.
3. Das Laufmal besteht aus 2 starken Pfosten oder Pfählen, am besten Eisenrohre von 1,50 m bis 2 m Höhe. Sie sind 2 m voneinander entfernt in der Mitte einer Laufmallinie, die 1O m von der Hintergrenze mit dieser parallel läuft, in den Boden eingelassen.
*) Spielregeln der deutschen Turnerschaft. Beschlossen vom Spielausschuß der Deutschen Turnerschaft. Ausgabe 1924/25. Verlag Graeber und Lochmann, Hannover.
4. Der Schrägraum: Denkt man sich von den Schlagmaleckfahnen aus zu den beiden „65-m-Eckfahnen“ eine Linie gezogen und diese dann von den Eckfahnen aus nach hinten sichtbar (unbegrenzt) verlängert, so entsteht zwischen diesen beiden Schräglinien der Schrägraum (Diagonalenverlängerung).
5. An den Ecken des Spielfeldes und in der Mitte der Längsseiten sind mindestens 1,5 m hohe Grenzfahnen anzubringen.
6. Die Zuschauergrenze soll 10 m von der Schlagmallinie, 5 m von den Seitengrenzen und Schräglinien und 60 m von der Hintergrenze entfernt sein, so daß ein von allen Zuschauern gesäubertes Feld von 13o:35 m entsteht.
Spielgeräte
7. Der Schlagball soll ein ‚mit Krollhaar straff gefüllter Lederball sein, dessen Umfang 20-22 cm und dessen Gewicht 85 bis 95 g beträgt. Diesen Maßen muß der Ball vnor dem Spiele entsprechen.
8. Das Schlagholz muß „kreisrunden Querschnitt von nicht mehr als 3 cm Durchmesser haben und darf die Länge von 120 cm nicht überschreiten. Es muß aus einheitlichem Naturholz bestehen. Rohrhöl
zer oder künstlich durch Umwickeln oder Metalleinlagen beschwerte Schlaghölzer sind regelwidrig und unter keinen Umständen zum Spiele zulässig. Jeder Spieler darf sein eigenes Schlagholz benutzen, wenn es obigen Bestimmungen entspricht.
Anmerkung 1. Unrichtige Spielgeräte sind vor dem Spiele vom Schiedsrichter einzuziehen und bis Spielende zu verwahren.
Anmerkung 2. Die Spielgeräte dürfen im allgemeinen von beiden Parteien benützt werden, sofern nicht ein Spieler sein Schlagholz durch regelmäßiges Beiseitelegen schützt.
Anmerkung 3. Jede Mannschaft hat das nötige Spielgeräte zu stellen. Der Platzverein sorgt für die rechtzeitige und den Regeln entsprechende Instandsetzung des Spielplatzes.
Die Spieler
9. Eine vollständige Wettspielmannschaft besteht aus 12 Spielern. Wenn eine Partei nicht vollzählig antritt, so darf sie sich bis zu Beginn der zweiten Halbzeit; nach Meldung beim Schiedsrichter, vervollständigen; ein Austauschen von Spielern ist jedoch nicht gestattet. Die Gegenpartei ist nicht verpflichtet, entsprechend viele Spieler auszuscheiden. Bei weniger als 9 Mann ist eine Partei überhaupt nicht wettspielfähig.
10. Jede Wettspielmannschaft muß einheitlich gekleidet und vom Gegner leicht zu unter scheiden sein. jeder Spieler muß eine deutlich sichtbare Nummer von 10-15 cm Mindestgröße tragen.
11. Das Tragen von Nagelschuhen ist verboten.Der Spielanfang
12. Das Los entscheidet, wer zu Beginn Schlagpartei ist.
13. Nachdem die Schlagpartei das Schlagmal, die Fangpartei das Spielfeld besetzt hat und die Spielbereitschaft festgestellt ist, eröffnet der Schiedsrichter durch dreifachen Pfiff das Spiel.
Das Schlagen
14. Jeder Schläger darf nur schlagen, wenn seine Nummer an der Reihe ist, und hat bei jedem Umgange nur einen Schlag. Wird er, wenn er z. B. nicht im Schlagmal ist, wenn sein Vordermann schlägt, übersprungen, so darf er dann erst wieder schlagen, wenn die Reihe beim nächsten Umgange an ihm ist. Schlägt ein Schläger außerhalb der Reihe, so verlieren alle übersprungenen den Schlag bis zum nächsten Umgang, wenn ihre Nummer schlagberechtigt ist. Ein Austauschen der Nummern während des Spieles ist nicht gestattet.
Hindert ein Fänger den Schläger durch Vorspringen am Schlagen, so hat der Schiedsrichter noch einen weiteren Schlag zu gestatten und den Fänger im Wiederholungsfalle zu verwarnen. Bei Hinderung durch einen Spieler der eigenen Mannschaft ist kein zweiter Schlag zu gewähren.
15. Ist der Ball vom Schlagholz getroffen, so ist er „im Spiel“ und darf von den Schlägern weder absichtlich noch versehentlich mit Körper oder Schlagholz berührt werden.
16. Der Ball ist tot, sobald der Ball von der Fangparteivwieder ins Mal zurückgeschafft ist, also in der Luft oder am Boden die Schlagmallinie oder deren Verlängerung überschritten hat. Dieser Moment ist durch einen Pfiff „Halt“ anzuzeigen. Der Ball ist ferner tot, wenn er nach einem Treffer oder Hvochwurfe im Male liegen bleibt und ihn kein Fänger weiter spielt. Bei wiederholtem Laufen mit dem Ball oder bei Spielverschleppung pfeift der Schiedsrichter den Ball tot. Der tote Ball gehört sofort den Fängern; sie dürfen ihn auch im Spielfelde berühren.
Bei Wiedergewinnung des Schlagmals wird mit dem Schlagen in der Reihenfolge fortgefahren dort, wo man vorher stehen geblieben war.
17. Ein Schlag wird ungültig: a) wenn der Schläger im Augenblicke des Schlagens nicht mit beiden Füßen im Schlagmal steht,
b) wenn das Schlagholz dem Schläger aus der Hand fliegt,
c) wenn es ihm beim Schlage zerbricht,
d) wenn er schief ist. Das ist der Fall, wenn der geschlagene Ball außerhalb des Spielfeldes oder des Schrägraumes und seiner Verlängerung zu Boden fällt, oder gefangen oder berührt wird; er ist jedoch gültig, wenn er zwar die Seitengrenzen in der Luft überschreitet, jedoch innerhalb des Schrägraumes landet, er zählt dann als WeitbalL wenn der Fänger mit beiden Füßen im Schlagraum steht. Der Ball ist schief, wenn er zwar im Spielfelde zu Boden fällt, jedoch vor der Mittelfahne über die Seitengrenze rollt, ohne von einem Spieler berührt zu sein. Die Gültigkeit und Wertung des Balles entscheidet bei freiem Falle des Balles der Ort, wo der Ball zuerst landet. Beim Fang oder beim Fangversuche mit Berühren des Balles entscheidet der Standpunkt des Fängers.
Auf ungültige Bälle darf nicht gelaufen werden. Doch hat die Fangpartei das Recht, sie in allen Fällen zu fangen, hat jedoch den Ball sofort wieder ins Mal zu geben.
18. Ein Schlag, bei dem der Ball im Schrägraume frei landet, gefangen oder beim Fangversuche berührt wird, zählt als Weitschlag.
Das Laufen
19. Jeder Spieler muß sich das Recht zu einem Schlage durch einen Lauf vom Schlag- zum Laufmal und zurück wieder neu erwerben.
20. Der Lauf darf erst dann begonnen oder fortgesetzt werden, wenn der Ball im Spiel ist.
21. Im Falle „Halt oder Spielunterbrechung muß jeder Läufer, wo er sich gerade befindet, seinen Lauf unterbrechen und an diesem Platze stehen bleiben, bis der Ball wieder im Spiel ist.
22. Jeder gültige Lauf zählt einen Punkt für die Schläger, doch muß ein angefangener Lauf nicht notwendig zu Ende geführt werden.
23. Wird nach einem Läufer ohne Erfolg geworfen, so darf er sogleich ins Schlagmal zurückkehren, ohne daß er das Laufmal berührt hat. Der Lauf wird ihm sodann als Punkt angerechnet, sofern er nicht beim Zurücklaufen noch gültig abgeworfen wird.
24. Überschreitet ein Läufer die Seitengrenzen des Spielfeldes, so verliert seine ganze Partei das Schlagrecht, doch kann es durch Abwerfen des Gegners, ehe der Ball tot ist, wieder gewonnen werden.
25. Dieses Überschreiten der Grenze wird durch einen Doppelpfiff und Ruf „Grenze“ festgestellt. Der Ball wird in diesem Falle von dem Fänger, der ihn gerade hat, hochgeworfen oder am Boden liegen gelassen. Der Ball muß gerade hochgeworfen werden oder in Richtung des Schlagmals, widrigenfalls er als „schiefer Hochwurf“ zu gelten hat und die ehemalige Schlägerpartei wieder am Schlage ist, doch verlieren alle durch den Malwechsel unterbrochenen Läufe die Gültigkeit.
26. Wird ein Läufer absichtlich im Laufen gehindert (von der Fangpartei), so gilt sein Lauf als vollzogen, und er darf abwurffrei ins Schlagmal zurückkehren.
Das Abwerfen
27. Die Fänger haben das Recht, jeden Spieler der Schlagpartei abzuwerfen, solange er nicht mit einer Hand das Laufmal berührt hat oder mit dem ganzen Körper im Schlagmal ist. Durch das Abwerfen gewinnt die bisherige Fangpartei das Mal und wird Schlagpartei.
28. Der gültige Treffer, durch einen Doppelpfiff festgestellt, zählt für die Fangpartei einen Punkt
29. Der Treffer ist gültig, sobald der Ball von der Hand eines Fängers weg absichtlich oder versehentlich einen Gegner berührt, ohne vorher den Boden berührt zu haben. Ein Laufen mit dem Ball in der Hand ist jedoch den Fängern nicht gestattet, ein eventueller Abwurf wäre hierauf ungültig.
30. Fliegt der Ball nach einem Abwurf wieder ins Schlagmal, ohne vorher von einem Fänger berührt zu werden, so ist er nicht außer Spiel, gehört also den Fängern und darf von diesen herausgeholt und wieder zum Abwerfen benützt werden, bis er neuerdings die Schlagmallinie überschritten hat oder im Mal von den Fängern zu Boden geworfen wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es also den neuen Schlägern zu laufen erlaubt.
Das Fangen
31. Der vom Schlagholz geschlagene Ball kann von den Fängern direkt aus der Luft, auch mit einer Hand, aufgefangen werden und zählt in diesem Falle einen Punkt. 32. Dieser Fangball ist auch gültig und zählt wenn der Fänger mit derselben Hand oder auch mit der anderen Hand den Ball nachfängt, oder wenn ein anderer Spieler seiner Partei den von seiner Hand abprallenden Ball nachfängt.
33. Wenn ein Läufer einen Fänger versehentlich am Fangen des Balles hindert, so zählt der Ball als gefangen. Dasselbe trifft auch zu, wenn der Fänger durch örtliche Verhältnisse (Baum, Haus usw.) oder durch die Zuschauer am Fangen des Balles gehindert ist.
Malwechsel
34. Die Fangpartei kann das Schlagmal auf fünffache Weise gewinnen: 1. wenn sie den Gegner abwirft, 2. wenn der Gegner die Grenze überschreitet, 3. wenn die Schlagpartei den im Spiel befindlichen Ball versehentlich anfaßt oder ihn mit einem Körperteil oder dem Schlagholz versehentlich berührt, 4. wenn die Schlagpartei ausgehungert wird, das ist, wenn kein Schläger mit Schlagrecht mehr im Schlagmal ist, 5. wenn ein Strafwechsel eintritt.
35. Wenn die Fangpartei auf die in Regel 34 unter 1, 2 und 3 aufgeführte Weise das Schlagmal gewinnt, so kann die bisherige Schlagpartei durch Abwerfen das Mal wieder gewinnen.
36. Wird die Fangpartei durch einen Schläger absichtlich an der Benutzung des im Spiel befindlichen Balles gehindert, so tritt abwurffreier Strafwechsel ein.
37. Steht bei einem Malwechsel ein Spieler der bisherigen Fangpartei, nunmehrigen Schlagpartei, außerhalb der Spielgrenzen, so steht er abseits und darf das Spielfeld erst wieder nach einem gültigen Schlage betreten.
Unterbrechen und Abbrechen des Spieles
38. Ein Wettspiel kann vom Schiedsrichter durch einmaligen Pfiff und Zuruf unterbrochen werden: a) bei Verlust des Balles, b) bei einem Zweifel an der Richtigkeit einer Entscheidung, c) beim Zerbrechen des Laufmales, d) bei einer Störung durch die Zuschauer, e) bei einer Störung durch Wetter oder Boden, f) bei eintretenden Unfällen.
39. Nach Beseitigung der Störung eröffnet der Schiedsrichter durch Pfiff und Zuruf das Spiel erneut, nachdem er den alten Stand wieder hat herstellen lassen und die Zeit der Pause festgestellt hat. Diese Zeit ist unbedingt nachzuspielen. Kann der Stand des Spieles nicht mehr genau hergestellt werden, so wirft der Schiedsrichter den Ball hoch, und der Ball gilt wieder wie im Spiel.
4o. Absichtliche Spielverzögerung und verschleppung hauptsächlich von seiten der Fangpartei kann vom Schiedsrichter mit „Ball ins Mal“ bestraft werden.
41. Ein vorzeitiges Abbrechen des Spieles ist dem Schiedsrichter gestattet:
a) bei andauernden Störungen durch die Zuschauer,
b) bei außergewöhnlichen Witterungs- oder Bodenverhältnissen,
c) wenn eine der Mannschaften nicht mehr neun Spieler hat,
d) bei eintretender Dunkelheit.
42. Über die Gültigkeit abgebrochener Spiele entscheidet in allen Fällen das am Orte ansässige Hauptschiedsgericht.
43. Bei Widersetzlichkeit der Spieler gegen die Anordnungen des Schiedsrichters, bei disziplinaren Vergehen, hat der Schiedsrichter das Recht, die Spieler zu verwarnen und im Falle wiederholter Übertretungen den einzelnen Spieler vom Platze zu verweisen, gegebenenfalls das Spiel auch abzubrechen.
Entscheidung und Buchführung
44. Die Dauer eines Wettspieles beträgt 2 x 4o Minuten und 1O Minuten Pause, für Frauen 2 x 3o Minuten und 1O Minuten Pause. Diese kann verkürzt werden oder ausfallen, wenn beide Mannschaften damit einverstanden sind. In der 2. Halbzeit beginnt die Mannschaft mit dem Schlag, die bei Spielbeginn im Felde war. Der durch Unterbrechungen oder Störungen verursachte Zeitverlust wird am Schlusse der jeweiligen Halbzeit eingebracht.
Das Spiel wird genau nach Zeit geschlossen. Mit dem Schlußpfiff zusammenfallende Punkte sind noch anzurechnen, nach dem Schlußpfiff erzielte Punkte gelten nicht mehr. |
45. Gesiegt hat die Partei, der es gelang, die meisten Punkte zu erzielen. Bei gleicher Punktzahl ist das Spiel unentschieden. Muß bei Meisterschaftsspielen notwendig eine Entscheidung herbeigeführt werden, so beginnt das Spiel unter denselben Bedingungen wie beim ersten Spiel aufs neue, jedoch nur mit 2 x 1O Minuten Spielzeit.
46. Mit einem Punkt werden gewertet: a) alle gültigen vollen Läufe = I, b) die gültigen Fänge = o, c) die gültigen Treffer = X, d) alle gültigen Weitschläge = ^ e) Grenzüberschreitung = :
Nicht gewertet werden Strafwechsel und Aushungern =| durch beide VVertungsreihen der Spielwertungsliste.
47. Das Anschreiben besorgen bei Wettspielen zwei Buchführer.
48. Bei wichtigen Wettspielen muß eine über das ganze Feld sichtbare Anzeigevorrichtung angebracht sein, die den jeweiligen Stand des Spieles zeigt.
Etwas über die Vorzüge und Feinheiten des Spieles
Von allen den Rasenspielen, die wir kennen und deren Grundcharakter ein Kämpfen zweier Mannschaften in einem Spielfelde ist, wird wohl das Schlagballspiel das einzige sein, das durch seine Grundregeln jede körperliche Berührung mit dem Gegner ausschließt. Und das ist es, was dem Spiel jene rohe Schärfe nimmt, die bei den „Mann-gegen-Mann“-Spielen bedauerlicherweise schon so oft zu recht unangenehmen Auswüchsen geführt hat. Nicht die rohe Gewalt, nicht überragende Kraft sind die Gewinnfaktoren unseres Spieles, einzig und allein wahres Können, Gewandtheit, schnelles Auffassen und Denken, Geistesgegenwart, Ruhe, Gemeinsinn und ein gutes Stück Mut. Es mag viel sein für den Anfang, aber es ist notwendig. Wie wohl in keinem anderen Spiele ist hier der einzelne gezwungen, seinen ganzen Willen und vor allem sein ganzes Denken in den Dienst des Spieles zu stellen, denn nur da durch, daß jeder einzelne in jeder Minute des Spieles denkend am Spiele beteiligt ist, daß er weder den Ball, noch seine Leute, noch den Gegner aus dem Auge läßt, daß, er immer da steht, wo die nächste Minute das Spiel voraussichtlich. hingetragen wird, daß er den Gegner abdeckend seinen Leuten indirekten Schutz bietet, daß er berechnend in der Fülle der Vorteilsmöglichkeiten den Ball dahin gibt, wo er den größten Vorteil ersieht. Und das erfordert Wirkliche Denkarbeit. Eine Schule des Denkens im Spiel, aber auch eine Schule des Willens. Und das halte sich jeder, der Schlagball spielt oder spielen will, jeder, der einem solchen Spiel mit Interesse zusehen will, immer vor Augen. Hier gilt nur ein Wille, der des Spielführers, und diesen Willen haben alle anderen zu wollen. Er ist Herr im Spielfeld, er bestimmt, er allein, aber er muß auch bestimmen, schreibt Otto Lang. Er leitet von seinem Platze aus das Spiel seiner Mannschaft. Damit soll nicht gesagt sein, daß der einzelne nur das zu tun braucht, was ihm sein Spielführer sagt, beileibe nicht, es gibt gerade im Schlagballspiel mit seinen so oft wechselnden Situationen eine derartige Fülle von spannenden Einzelheiten, so daß oft Bruchteile von Sekunden wahre Geistesgegenwart und Entschlußfreudigkeit von jedem einzelnen verlangen. Wie schwer aber ist es allein schon, den Gegner zu studieren, ihn fortgesetzt zu beobachten, seine Stärke und seine Schwäche herauszubringen suchen, zu wissen, welche Angriffstaktik ihm eigen ist, welche Art von Schlägen er in jedem einzelnen Moment des Kampfes verwendet. Es ist alles notwendig, um vor allen Dingen sich von vornherein richtig stellen zu können, um das kommende Spiel schon vorauszusehen.
Allein in der Aufstellung einer Mannschaft kann man schon viel lernen, kann sehen, welchen Vorteil eine enge oder eine weite Aufstellung bringt, kann sehen, ob sie im Einklang steht zur Schlag oder Laufgewandtheit des Gegners.
Während im Fußballspiel beispielsweise sich das Interesse jeweils nur dem Balle und den gerade unmittelbar um ihn kämpfenden Spielern zuwenden wird, sind wir gezwungen, beim Schlagballspiel unser Augenmerk stets auf das ganze Spiel zu lenken, denn die Eigenart des Spieles gebiert oft gleichzeitig an verschiedenen Stellen zählbare Aktionen. Ich greife ein Beispiel heraus: Fünf um das Laufmal kämpfende Läufer die Fänger kreisen einen von ihnen ein – (wir werden selbstverständlich diese Tätigkeit gespannt verfolgen) währenddessen sich wieder die anderen Läufer ans Laufmal retten und im selben Momente 2 Läufer oben am Schlagmal ihren gültigen Lauf vollenden und ihrer Partei somit zählbare Erfolge erringen. Die im Schlagmal ruhenden Schläger aber verteilen sich bereits geschickt, systematisch, ständig den Ball verfolgend, um im Augenblicke eines eventuellen Abwurfes sofort wieder am Balle zu sein.
Dieses ständige, Beteiligtsein aller Spieler, dieses gleichzeitige Spielerleben auf dem ganzen Felde machen das Spiel eben gerade vielleicht zu, dem interessantesten, das wir haben.
Der gesundheitliche Wert des Spieles
Wenn man die Vielgestaltigkeit der Bewegungsmöglichkeit beim Schlagballspiel ins Auge faßt, so wird man wohl keinen Augenblick im Zweifel sein können‚vdaß diese Vielseitigkeit der erforderlichen Einzeltätigkeiten den ganzen Körper beschäftigt und daher auch seine Einwirkung haben muß. Wir haben vor allen Dingen den Lauf, der in ziemlich regelmäßiger Folge, nicht übermäßig anstrengend, Herz und Lunge zu ergiebiger Arbeit heranzieht, haben das Schlagen, Fangen, das’Ausweichen, Bücken, Springen, Werfen, so daß wohl jeder Muskel des Gesamtorganismus in Anspruch genommen wird, eine Vielseitigkeit der Körperübung, wie wir sie wohl in keinem anderen Spiele finden. In welchem Grade diese Einzeltätigkeiten den Körper zu wirklicher Arbeit heranziehen, das beweist wiederum die Fülle körperlicher Augenblicksleistungen, wie sie sich z. B. in den zahlreich erforderlichen 5ooder 1oo-m-Läufen äußern, das beweist die Anstrengung und Energieaufwendung, die nötig ist, um einen dem jeweiligen Spielverlaufe gerade angepaßten Schlag auszuführen.
Jeder, der schon einmal ein Spiel zweier guter Mannschaften gesehen hat und sein Interesse hierbei zuweilen der oft kunstvollen Fertigkeit des Ausweichens oder, wie es in der Spielersprache heißt, den sogenannten Tricks zugewendet hat, wird sicher überzeugt sein, daß es ein gewaltiges Stück Arbeit erfordert, den Körper so im Zaume zu haben.
Bei alledem, bei all dieser Anstrengung und Anspannung entbehrt das Schlagballspiel aber auch nicht des erforderlichen Ausgleichs zwischen Bewegung und Ruhe. Und das ist ein Vorzug, ein gesundheitlicher Nutzen, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Eine Schule des Denkens
Ich habe schon an einer anderen Stelle unser Spiel als einen anregenden, geistige Mitarbeit erheischenden Kampf zweier Kräfte gerühmt. Jeder, der auf dem Spielfelde steht, gleichsam nur um das Spiel mitzuspielen, weil er für sich vielleicht gerade keine andere Betätigung seines Körpers weiß, wird immer ein Stümper auf dem Spielplatze bleiben und würde besser tun, einem Schlagballfelde fern zu bleiben. Es genügt nicht, einen schönen Schlag ausführen zu können, ein Läufer zu sein, es genügt auch noch nicht, mit der Kunst des Fangens, Einkreisens oder Abwerfens vertraut zu sein, um den Ruhm eines erstklassigen Schlag ballspielers für sich in: Anspruch nehmen zu dürfen. Zwar ist selbstverständlich all dieses notwendig und Grundbedingung. Doch das, was den Mann erst zum Wettspieler reift, ist sein Interesse, sein Sinn, seine Liebe, die er dem Spiele entgegenbringt, ist vor allem aber der Geist, der ihn mit seiner Mannschaft verbindet!
Und dieser Geist muß vorhanden sein. Halte sich jeder immer vor Augen, daß der oberste Grundsatz für jeden Wettspieler heißt: Ich bin ein Glied meiner Mannschaft und habe ihr zu dienen. Der Wille, der Geist, der die elf anderen beherrscht, hat auch mein Geist, mein Wille zu sein! Dann reißt packende Begeisterung alle mit fort, alle einem gemeinsamen Ziele zu, einem Ziele vereinten Wollens: Sieg um jeden Preis!
Dann wird auch der einzelne jede Phase des Kampfes, jede noch so plötzlich geänderte Angriffstaktik, jedes Handeln des andern sofort verstehen, um sich hieraus ergebende Folgerungen sogleich wieder zum Nutzen der Mannschaft zu verwerten.
Man braucht nur die Augen aufzumachen, an allen Ecken und Enden gibt es etwas zu tun für die Mannschaft. Sei es das Abdecken eines feindlichen Spielers, das Durchbrechen einer wenig bes festigten Verteidigungslinie, das Ausnützen einer beobachteten gegnerischen Schwäche, sei es, einen begonnenen Lauf zu vollenden, oder sei es das Bereitstellen für den Fall eines Abwurfes. All das erfordert, den Kopf bei der Sache zu haben.
Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich Gelegenheit, ein Spiel zweier guter Jugendmannschaften zu sehen, und möchte einen Fall aus diesem Spiele herausgreifen – es war nicht der einzige — der den Geist, den Siegeswillen dieser Jungen so recht beleuchtete. Sie schlagen einen mäßigen Ball und müssen, um sich nicht der Gefahr eines eventuellen Aushungerns des einen noch im Mal befindlichen Spielers auszusetzen, laufen. Einer wird vorgeschoben, die andern fünf eilen in durchdachtem Durchbruch, jede noch so kleine Schwäche des Feindes ausnützend, dem Laufmal zu. Noch wird auf den einen gespielt, er läßt sich unermüdlich umherhetzen, bis er seine zurücklaufenden Kameraden im Schlagmal, die Läufe vollendet, weiß. Inzwischen stehen drei seiner Partei schon geschickt verteilt, um bei einem möglichen Abwurf sofort am Ball zu sein, und der letzte im Schlagmal hält bereits das Schlagholz für den nächsten zum Schlage kommenden, eben hereineilenden Kameraden bereit. Ein kleines Bei spiel gegenseitigen Verstehens und einmütiger Zusammenarbeit.
Aus der Vielgestaltigkeit der Regeln ergeben sich naturgemäß eine Reihe interessanter Spitzfindigkeiten, deren Anwendung oder Ausnützung so unendlich viel Leben in das Spiel bringen. Und Spitzfindigkeiten erfordern außerordentliche Denkkraft im schnellen Wechsel der Augenblicke und rasche Entschlossenheit. Gerade diese Tugenden sollen ja der Jugend durch das Spiel mit anerzogen werden.
Die Spielkleidung
Endlich sind wir so weit gekommen, daß wir die Spielkleidung nicht in erster Linie für das ansehen, was sie vor 1o Jahren galt: ein festlicher Aufputz und ein ängstliches Verdecken alles Nackten. Das erste Erfordernis einer zweckmäßigen Spielkleidung ist, daß sie Licht, Luft und Sonne in möglichst reichem Maße dem Körper zuströmen läßt. So lasset den Mann denn, wenn er übt, in seiner natürlichsten und gesündesten Kleidung antreten: seine Turnhose, sonst nichts. Nackter Oberkörper, nackte Füße!
Und schon höre ich jene ängstlichen Gemüter eine Moralpredigt halten: Wo bleibt die Sittlichkeit?
Ja, ihr lieben Sittlichkeitsapostel, das eben ist der Fluch unserer Zeit gewesen, daß wir Deutsche neben all unserer Moral und Sittlichk’eit die Natürlichkeit vergaßen. Die Natürlichkeit und noch etwas vielleicht Wichtigeres: die wahre Körperpflege.
Was schadet es, wenn der Mann mit entblößtem Oberkörper die Gesundbedingungen seines Lebens erfüllt: Bewegung in freier Luft und Sonne? Früher bedienten sich jene Feinde jeglicher Leibesübungen so gern des berühmten Satzes: Die Turn- und Sportkleidung widerspricht dem ästhetischen Gefühl.
Die Leute möchte ich fragen: Warum stellt der Künstler die Menschen in der Natürlichkeit dar? „Weil es kaum etwas Schöneres gibt als einen harmonischen, durch Pflege ebenmäßig gestalteten Körper. Ein Bild der Kraft! Und alle, die einen entblößten Oberkörper oder nackte Füße nicht sehen wollen oder können, die brauchen nicht hinzuschauen; es wäre besser für sie, sie würden nach Hause gehen, um zu studieren, wie man die Menschen im Treibhaus erziehen könnte!
Wenn ich mich über diesen Punkt vielleicht etwas mehr ausgelassen habe, als es der Rahmen dieses Büchleins zuläßt, so geschah es eben im Interesse einer zweckmäßigen, vorteilhaften Spielkleidung für unser Schlagballspiel. Die mannigfaltigen Einzeltätigkeiten, die vielseitigsten Bewegungsmöglichkeiten, die das Spiel bietet, erfordern in erster Linie, daß. der Mann frei sei von jeglichem Zwang. Beim Üben soll er sich nur der luftigsten Kleidung bedienen. Bei Wettspielen vor Zuschauern auch, oder wenn es die örtlichen Verhältnisse noch nicht erlauben, trage der Schlagballspieler kurze Turnhose, Trikot ein flatterndes Hemd würde die Treffläche vergrößern – wenn unbedingt notwendig: Strümpfe und Turn- oder Tennisschuhe. Nagelschuhe sind wegen der großen Gefährlichkeit, beispielsweise im Gedränge am Laufmal, verboten. Des gleichen ist auch das Tragen von Stiefeln mit Absätzen oder direkten Fußballstiefeln im Interesse der. Sicherheit der Mitspieler nicht ratsam.
Ein vielleicht kleinlich erscheinender, doch sehr wichtiger Grundsatz ist noch zu beachten: Man vermeide streng alle Metallteile, die sich an der Kleidung befinden könnten, z. B. Stecknadeln, Sicherheitsnadeln, Gürtelverschlüsse und dergleichen. Es sind schon äußerst gefährliche Verletzungen hierbei vorgekommen.
Bei all der Zweckmäßigkeit soll der Schlagballspieler jedoch auch Sinn für eine geschmackvolle Kleidung haben. Dies gilt vor allem für die ganze Mannschaft. Man vermeide zu grelle, auffallende Farben oder Formen. Hauptbedingung aber ist, daß alle Spieler einer Mannschaft die gleiche Spieltracht tragen. Es ist zwar ein kleines Zeichen, aber es gibt schon kund, wes Geistes die Mannschaft ist, denn in der Einheitlichkeit der Kleidung erkenne ich den Zusammengehörigkeitswillen der Leute. „Sie haben die Farben ihres Vereines zum Siege getragen!“ heißt es.
Der Spielplatz
Für Schlagball kommt in erster Linie ein mögllichst ebener, kurz geschorener Rasenplatz in Betracht, da Sandboden beim Hinfallen oder Hinwerfen durch die geringe Federkraft und die Härte leicht Verletzungen herbeiführen kann. Die Maße des eigentlichen Spielfeldes sind aus der Zeichnung ersichtlich, doch sollen mindestens 5 m von den 25 m auseinanderliegenden Längsseiten entfernt noch Marken angegeben sein, die als Grenze für die Zuschauer dienen. In der Längsrichtung muß der Platz auf 120 m ausschließlich für die Spieler freigehalten sein. Daraus ergibt sich, daß für Schlagball ein rechteckiges Feld von dem Mindestmaß 130 zu 50 m benötigt wird. Je größer der Spielplatz natürlich gemacht werden kann, desto leichter ermöglicht er einen ungestörten Spielverlauf und allseitig ungehinderte Bewegungsfreiheit.
Als Laufpfähle haben sich eiserne Hohlrohre am besten bewährt, die entweder fest im Boden eingerammt sind oder genau in verschließbare Eisenhülsen eingeschoben werden können, die in versenkten Betonklötzen im Boden verankert sind. Um beim Anprall des Läufers Verletzungen jeder Art zuvermeiden, sollten sie mindestens Manneshöhe besitzen.
Das gleiche gilt von allen an den Eck- oder Kreuzungspunkten angebrachten Fähnchen zur leichteren Übersichtlichkeit des Platzes. Auch diese sollten möglichst 2 m erreichen.
Wenn ein Platz sehr viel benützt wird, so machen sich bald an den am stärksten in Anspruch genommenen Stellen, dem Schlag- und Laufmal, graslose Stellen bemerkbar, die insbesondere bei nassem Wetter durch die Glätte des Humus recht nachteilig werden können. Diesem Übelstand läßt sich für den Augenblick am besten dadurch abhelfen, daß man auf die kahlen Stellen gemähtes Gras aufstreut bis zu deren vollständiger Deckung. Durch die Vergrößerung der Oberfläche verdunstet dann einerseits die Feuchtigkeit rascher, andrerseits verbinden sich die Halme mit der nassen Erde gewissermaßen zu einem festen, widerstandsfähigen Gewebe und ermöglichen einen recht guten Halt. Vorteilhafter als dieser N otbehelf ist natürlich die frühzeitige Schonung des Spielplatzes besonders bei Regenwetter oder starkem Tau, und die abwechselnde Benützung von 2 Plätzen, wo es die Umstände erlauben, ist deshalb sehr zu empfehlen.
Für die Markierung der Grenzlinien sind Bänder durchaus ungeeignet, da sie stets zerreißen und auch Spieler gerade in kritischen Augenblicken zu Fall bringen können. Viel im Gebrauch sind gesiebte Sägespäne, die allerdings eine regelmäßige Nachmarkierung und daher viel Arbeit erfordern. Besser sind schon Kalklinien, da die Kalkmilch den Rasen, mit dem sie in Berührung kommt, vernichtet und dadurch eine verhältnismäßig große Haltbarkeit gewährleistet. Doch ein vollkommenes Verfahren ist auch dieses nicht. ‚ i Als solches hat sich nun das folgende am besten bewährt: Mit breitem Spaten werden in paralleler Flucht zu einer gespannten Richtungsschnur schräg nach unten zwei in 1O cm Tiefe zusammenlaufende und in gleicher Breite ansetzende Stiche geführt und das ausgestochene dreieckige Rasenstück in der ganzen Länge aller Linien ausgehoben und entfernt. Die hierdurch entstandene Rinne wird mit feinem, gesiebtem (nicht Quetsch-)Sand, dem etwas Kalk beigemischt sein mag, eben aufgefüllt. Diese Art der Markierung erfordert zwar eine einmalige zeitraubende und peinlichere Arbeit, hat aber den überwiegenden Vorteil, daß auf Jahre hinaus eine Nachmarkierung, die sonst wöchentlich nötig ist, erspart bleibt.
Die Erlernung des Schlagballspieles und einige praktische Winke
Wenn ich Leute sehe, die anfangen das Schlagballspiel zu erlernen, so fällt mir immer eines auf: Fast alle stürzen sich mit einem wahren Feuereifer auf die Kunst des Schlagens. Eine halbe Stunde lang, eine Stunde und mehr wird nun auf den Ball gedroschen, das heißt man möchte gerne! Und wenn man dann zu der bitteren Enttäuschung gekommen ist, daß man in diesen vielen mühevollen Minuten nur ein paarmal oder unter Umständen den Ball überhaupt nicht getroffen hat, dann wirft man Ball und Schlagholz wieder in eine Ecke, um sie so schnell nicht wieder hervorzuholen. Gar mancher hat sich wohl schon gedacht: Das lernst du nie, dazu bist du zu ungeschickt, zu ungelenk, und ist dann später ein Meister des Spiels geworden. Allen denen, die verzagen wollen, wenn sie die ersten Versuche zum Schlagballspiel mißglückt sehen, möchte ich die tröstliche Gewißheit geben, daß gerade im Schlagballspiel noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Und jene anderen, die schon dies und jenes Spiel treiben, mögen beherzigen, daß unser Spiel nie zu leicht eingeschätzt werden darf, es läßt sich nicht von heute auf morgen lernen. Und allen, die angefangen haben oder anfangen wollen, doch nicht minder auch noch den älteren Spielern sei dringend empfohlen: Üben, üben und wieder üben!
Ein Grundübel alles Anfangens ist, daß man stundenlang immer das Schlagen versucht oder daß man sich schon zu früh in eine spielende Mannschaft stürzt! So wichtig der gute Schlag für eine Mannschaft ist, so soll man doch nicht vergessen, daß noch mehr zum Spiele gehört: Das Fangen, Zuwerfen, Abwerfen, Ausweichen, Laufen und nicht zuletzt das Einkreisen. Und alles will ebenso geübt sein.
Stets halte man sich vor Augen: Das Schlagballspiel ist die Summe einer Reihe von Einzel tätigkeiten, und wer sie nicht alle restlos beherrscht, wird niemals ein guter Spieler werden.
Bevor man sich an eigentlichen Spielen beteiligt, tun sich am besten zwei oder drei Spieler zusammen, um sich das Handwerkszeug für das Spiel anzueignen, die Beherrschung aller Teiltätigkeiten.
Zunächst beginne man mit dem Fangen. Anfangs mit zwei Händen, bald aber mit einer Hand. Man darf jedoch hierbei nicht in den Fehler verfallen, sich nur auf eine Hand, die rechte oder die linke, einzuüben. Der Hauptgrundsatz muß vielmehr sein, rechts und links gleich sicher zu fangen. Am besten fängt man mit erhobener Hand, den Daumen nach vorn gekehrt. Da nun im Verlaufe eines Spieles weite und kurze Bälle, hohe, flache und scharfe Bälle vorkommen können, übe man sich im Fangen aller nur möglichen Bälle. Die Entfernung schwankt zwischen 1 und 60 m, also eine Fülle von Abwechslung. Mit dem Fangen läßt sich das Abwerfen verbinden, doch achte man stets darauf, daß nur kurze Würfe ausgeführt werden. Lange Würfe- sind sehr gefährlich, weil bei, einem eventuellen Fehlwurf der Ball über die Seitengrenzen fliegen kann und dabei ein sicheres Laufen der anderen gewährleistet ist. Sie dürfen nur im Notfalle angewandt werden, und dann nur in Richtung auf das Schlag- oder Laufmal zu. Als Übungsziel dient anfangs eine Wurfscheibe von Kopfgröße. Baldmöglichst jedoch beginne man mit dem Werfen nach regelmäßig laufenden Spielern, denn nur diese werden wohl in einem Spiele vorkommen. Erst wenn man sich hierin wiederum Fertigkeit und Sicherheit angeeignet hat, gehe man zum Werfen auf Läufer, die auszuweichen suchen, über.
Dies führt uns zum Laufen und Ausweichen. Im allgemeinen gilt als Erfordernis, in raschestem Lauf die Strecke zu durcheilen, besonders nach schön geschlagenen Bällen. Es wird aber auch häufig der Fall eintreten, daß das Laufmal regelrecht belagert werden muß, um im günstigsten Augenblick hinzuwischen.
Ein interessantes, immer neue Seiten und Anregungen gebendes Kapitel ist das Training des Ausweichens. Otto Lang schreibt: „Das Ausweichen ist eine Kunst für sich, die in ihrer Vollendung große Gewandtheit, rasches Auffassen und schnellen Entschluß fordert.“ Welche Art von Tricks, wie das Ausweichen in der Schlagballtnuttersprache heißt, in jedem einzelnen Augenblicke gerade die geeignetste ist, das muß jeder Spieler selbst herausfinden können. Plötzliches starkes Kreuzhohlmachen oder Baucheinziehen, Hinwerfen oder Hochspringen, Seitspringen oder Zusammenrollen werden wohl die gebräuchlichsten Arten des Ausweichens sein.
Einen Merksatz über das Ausweichen wolle sich jeder fest einprägen: Der Körper muß weg von der unmittelbar vorausgegangenen Stellung, er darf dem Gegner nie ein zu breites Ziel bieten, und Gegner und Ball müssen stets im Auge behalten werden.
Als schwierigste Übung ist das Schlagen anzusehen. Die besondere Bedeutung, die dem Schlage im Spielverlauf zukommt, macht es notwendig, sich eingehend damit zu befassen. Wohlgemerkt, ich sage eingehend, nicht ausschließlich. Mit einem dünnen bis zu 1,20 m langen Holz wird, von hinten ausholend, mit einem energischen Reißen nach vorn ein mäßig hochgeworfener Ball so zu schlagen versucht, daß der Ball, bevor er wieder zur Erde fällt, vom Schlagholze getroffen wird. Der Arm ist hierbei etwas leicht gebeugt. Manche versuchen ihr Heil mit dem gestrecktarmigen Schlag, doch ist dem wenig Sicherheit zuzusprechen, da er ziemlich weit oben, im Schultergelenk, seinen Drehpunkt hat und wegen der häufig auftretenden Zerrungen und Prellungen ein starkes Hand- und Ellbogengelenk erfordert.
Der häufigste Schlag ist der sogenannte Schwungschlag. Der Unterarm mit dem Holze beschreibt ungefähr einen Kegelmantel, also etwa einen Kreis. Doch läßt sich hier keine Regel aufstellen, das muß jeder Spieler für sich ausprobieren, unter Anleitung eines erfahrenen Schlagballspielers natürlich.
In Süddeutschland hat sich nach dem Kriege die eigentümliche Art des Schlages mit zwei Händen herausgebildet. Ob gut oder unsicher, das ist jedenfalls jedes einzelnen Sache, Übungssache. Doch kenne ich eine Reihe sehr guter und sicherer Doppelhandschläger. Die erzielte Schlagweite wird ja ganz bestimmt größer sein.
Bei alledem möchte ich denen, die jetzt anfangen, das Spiel zu erlernen, ans Herz legen, nicht alle acht Tage mit dem Schlage zu wechseln, aber auch nicht mit dem Schlagholze. Es führt zu Unsicherheit. Es wäre überhaupt zu empfehlen, wenn sich jeder Spieler ein eigenes Holz anschaffen würde, seinen eigenen Schläger, den er kennt. und den er auch behandeln kann. Denn auch auf die Pflege des Schlagholzes muß gesehen werden, es soll beispielsweise regelmäßig mit Fett eingerieben werden, um widerstandsfähiger zu werden.
Die letzte Einzelübung ist das Einkreisen, das so manche Mannschaften gar nicht verstehen noch lernen wollen. Und es hängt doch so unendlich viel davon ab. Eine Fangpartei, die gut einkreisen kann, wird niemals sehr lange zum Feldspiel verdammt sein. Zur Übung tun sich am besten 4-5 Spieler zusammen. Einer ist Läufer und wird gejagt. Die anderen geben sich zu, so daß der Kreis mit dem Ball immer enger wird und dem Läufer ein Entrinnen nicht mehr möglich ist. Hiermit soll selbstverständlich auch das Abwerfen verbunden werden, während der Läufer gleich die Möglichkeit hat, sich im Ausweichen zu schulen. Aus größerer Entfernung als 2-4 m empfiehlt sich das Abwerfen nicht.
Zehn Gebote für das Schlagballspiel
Zu all dem Regelwerk, zu all dem Handwerkszeug, zu all der Liebe und dem Interesse, die man dem Spiele schließlich entgegenbringt, gehört noch eines, um ein guter Spieler zu werden: Die Winke und Anregungen erfahrener Meisterschaftskämpfer, erwachsen aus einer langjährigen Spielzeit. So hört denn, Was uns die alles sagen können:
1. Verfolge stets den Ball, damit du bereit bist, wenn die Reihe an dir ist, zu handeln! Als Läufer sowohl wie.als Fänger sollst du den Ball ständig im Auge haben!
2. Schneller laufen! Du sollst nicht bummeln, auch wenn du Zeit dazu hättest. Je schneller du am Laufmal und wieder zurück bist, desto kürzere Zeit setzt du dich und deine Mannschaft in Gefahr! Nicht zu draufgängerisch, aber auch nicht zu zaghaft laufen; beides führt zum Abwurf.
3. Immer taktisch spielen! Der Angriff muß stets vom Schlag- und Laufmal gleichzeitig ausgehen, damit es dem Gegner schwerer fällt, sich auf einen bestimmten Mann zu konzentrieren. Bist du Fänger, stell dich immer so, daß du bei einem Fehlwurf deines Vorderspielers in der Richtung der Flugbahn stehst, um den Ball sofort wieder erfassen zu können.
4. Am Laufmal sollst du nicht untätig stehen, sondern deinen Nachfolgenden freie Bahn schaffen, ihnen Schutz bieten durch Abdecken des Raumes zwischen Ball und Läufer, doch darfst du hierbei niemals den Gegner absichtlich am Fangen des Balles hindern.
5. Erobere jeden Meter! Wenn der Ball ins Schlagmal geworfen wird, kannst du mindestens einige Meter retten. Sollten die Gegner Spielverzögerung herbeiführen, so unterlasse es allerdings.
6. Bleibe auf deinem Feld und beherrsche es! Nichts macht einen ungünstigeren Eindruck, als wenn die Spieler immer in den Gebieten ihrer Mitspieler sind.
7. Beim Fangen mußt du folgendes beachten: Niemals zurücklaufen! Vorlaufen ist leichter als zurücklaufen. Verständige dich mit deinen Hinter- und Seitenspielern und mache ein Zeichen aus, wer den Ball immer erfaßt, denn das ist das zweite Grundübel beim Fangen: Das Zusammenstoßen zweier, die fangen wollen, sie werden dann meistens beide nichts erreichen.
8. Sieh auch auf das Atmen! Immer, wenn das Spiel einen Augenblick ruht, tief at men. Das beruhigt Herz und Lunge. Atme stets durch die Nase! Mundatmung trocknet die Atmungsorgane aus, macht durstig und schlaff und verursacht leicht Seitenstechen.
9. Handle! Entschließe dich! Tue etwas! Lieber Falsches als nicht. Halte nicht zu ängstlich den Ball in der Hand‚ bis es schließlich zu spät ist. Bist du in Wurfnähe, so wirf, ehe soundso viele andere Läufer oben ins Schlagmal kommen. Zum Laufen besinne dich nicht lange; ‚frisch gewagt ist halb gewonnen. Den Rest bringen deine Beine fertig. Doch vor sinnloser Hastigkeit ist auch zu warnen, denn den Kopf oder den Mut verlieren heißt auch das Spiel verlieren!
1o. Sprich nichts! Überhaupt nichts! Der Spielführer befiehlt! Du sollst handeln. Auch in die Hände klatschen ist nicht gut. Das kann der Gegner auch! Es gibt kein schöneres Spiel als ein ruhiges.
Etwas über die Verbreitung des Spieles
Das beste Urteil über den Wert des Schlagballspieles hat die Jugend selbst gesprochen. Wenn es vor 1O Jahren in unseren Mittelschulen noch ein Gelegenheitsspiel war, so ist es jetzt eines unserer beliebtesten, auch obligatorisch eingeführten Spiele.
Weit mehr Anhänger des Spiels sind freilich in den Reihen der deutschen Turner. Ist es doch ein Zweig des deutschen Turnens. Schon Altmeister Jahn prägte das gehaltvolle Wort: „Das Turnen ist eine Schule, im Turnspiel regt sich eine Welt.“
Und doch, bei all der Beliebtheit, deren sich das Schlagballspiel in deutschen Gauen erfreut, sind es immer noch zu wenige‚ die es betreiben. Es sollte Allgemeingut des deutschen Volkes sein. Und ich bitte deshalb alle, die dies Büchlein lesen, mitzuhelfen an dem großen Werk der Werbung! Holt sie herbei, die ferne stehen, führt sie einmal hinaus auf den grünen Rasen, dorthin, wo deutsche Männer in friedlichem Wettstreit die Kräfte messen. Freilich, dann müßt ihr sie auch hinweisen auf die Schönheiten unseres SchlagballSpieles. Es ist eine alte Erfahrung, daß dem Laien, der einem Schlagballspiel beiwohnt, dies Spiel meist schon in den ersten Minuten so kompliziert erscheint, daß er sich interesselos wieder vom Platze wendet. Wenn ihr euch nur einmal Mühe gegeben und durch schönes faires Spiel auf euch aufmerksam gemacht habt, so wird es auch nicht besonders schwer fallen, den Grundzug und Gedanken des Spieles dem Laien in kurzen Worten verständlich zu machen. Und es ist dringend notwendig! Um all die Vorzüge und Feinheiten des Spieles zu sehen, muß es erst mal richtig verstanden sein.
Die Schieds- und Linienrichter
Wohl mit zu den wichtigsten Faktoren eines schönen Spieles gehört der Schiedsrichter. Steht eine autoritative, gereifte Persönlichkeit am Platze, entschlossen im Urteil, gerecht, aber hart in der Leitung, so wird das Spiel von vornherein gefestigtere Formen annehmen. Wie jämmerlich sind jene Spiele anzusehen, bei denen Spieler und Schiedsrichter in einem ständigen Unterhandeln sind! Ein Schiedsrichter sei klar und bündig, sein Urteil lasse keine Deutungen zu, es sei unumstößlich: Er lasse sich nicht. wie man leider noch so häufig sieht, in Privatgespräche mit den Zuschauern ein. Und das wolle sich doch jeder Schiedsrichter einmal klar vor Augen halten, daß er gekommen ist, um zu rechten über die Sache, daß er als Richter am Platze steht, dessen Urteil sich 24 Mann anvertrauen. Der beste Schiedsrichter ist der, der außer seinem Entscheid nichts mehr spricht, weder Lob noch Tadel!
Seine besondere Aufgabe im Schlagballspiel ist eine äußerst schwierige. Die zeitlich vielfach zusammenfallenden Teilhandlungen erfordern ein Auge, das überall ist, am Schlagmal sowohl, wie auch am Laufmal oder in der Mitte des Feldes.
Es obliegt ihm: das Spiel zu eröffnen mit 3 Pfiffen, das Spiel zu unterbrechen, das Spiel abzubrechen mit 1 Pfiff, zu schließen mit 3 Pfiffen, ungültige Schläge festzustellen, schiefe Bälle zu geben mit 1 Pfiff, Treffer und Grenzüberschreitungen festzustellen mit je 2 Pfiffen, StrafwechSel und Ball ins Mal anzuordnen, das Spielfeld, die Spielgeräte und die Spieler zu kontrollieren, die Parteien losen zu lassen, unehrliche und unbotmäßige Spieler so- _ fort, bei absichtlichen Verstößen nach einmaliger Verwarnung, vom Platze zu weisen, die Zeitdauer der Unterbrechungen anmerken zu lassen, die Punkte laut anzusagen und die zwei Buchführer ständig zu überwachen.
Dem 1. Linienrichter obliegt: von der Fangpartei ins Mal geworfene Bälle anzusagen, schiefe Bälle seiner Seite festzustellen, von ihm wahrgenommene Treffer und Grenzüberschreitungen anzusagen, die Reihenfolge der Schlägernummern sowie den ordnungsgemäßen Vollzug der Läufe zu überwachen.
Dem 2. und 3. Linienrichter obliegt: die Weit- und Fangbälle festzustellen und dem Schiedsrichter zuzurufen, die schiefen Bälle ihrer Seite zu melden, die von ihnen wahrgenommenen Treffer und Grenzüberschreitungen anzusagen, die Läufer beim Haltpfiff auf ihre Plätze zurückzustellen, gegen Mißbräuche am Laufmal ein zuschreiten, auf abseits stehende Spieler zu achten, zu wachen, daß die Schläger vor Vollendung ihres Laufes einen Pfosten des Laufmales berührt haben.
Einiges über das Frauenspiel
Wohl allerorten, wo sich eine rege Schlagballspieltätigkeit entwickelt hat, beginnt auch schon eine neue Richtung zu keimen: das Spiel der Mädchen und Frauen. Lange Zeit wußte man nichts von Frauenspiel und Frauensport, und als es laut geworden, da konnten es viele nicht fassen, daß auch die Frauen und Mädchen sich der körperlichen Betätigung im Freien zuwandten. Wohl gibt es noch viele und solche wird es immer geben, die die Hände über dem Kopf zusammenschlagen über die Sittenlosigkeit der heutigen Damensportwelt, die sogar mit kurzen Hosen sich auf dem Sportplatz der Öffentlichkeit zeigt. Wohl mögen manche Salonästheten die Leibesübungen der Frauen und Mädchen mit Entsetzen; verwerfen, es wird ihnen nichts nützen. Die Bewegung ist da, und eine große Anzahl deutscher Frauen und Mädchen werden, von der Notwendigkeit und Nützlichkeit der Leibesübungen überzeugt, sie wohl schwerlich wieder missen wollen. Freuen wir uns darüber. Es ist der beste Weg, daß wir dereinst gesunde Mütter bekommen, gesunde Mütter gesunder Kinder.
Manfred meint
Cooles Buch, allein schon die Sprache! Am besten fand ich das Kapitel über Frauenschlagball am Ende…
Haugwitz. Peter meint
Habe ich früher auch ger ne in der Schule gespielt, war sehr talentiert ,bin jetzt 76 Jahre