Der Schlagballsport hat sehr alte Wurzeln, deren Ursprung sich nicht deutlich zurück verfolgen lässt. Glaubt man den Büchern aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts, so ist eine Urform des Sports bereits vor über 1000 Jahren gespielt worden. Hermann Hoser zitiert in seinem Buch „Das deutsche Schlagballspiel“ einen Text aus dem Jahre 1652, der die alten Griechen beim Spielen eines Spiels mit Schlagen, Fangen und Werfen von Bällen beschreibt sowie eine ruhende und eine bewegende Partei erwähnt. Bei den Germanen wurde das Spiel ebenfalls in einfacher Grundform gespielt. Hoser berichtet auch von Münsteraner Schülern, die seit dem 11. Jahrhundert jedes Jahr an Pfingsten in die Sentruper Heide zum „Ballschlagen und Werfen“ zogen. Laut Hoser ist das Spiel rein germanischen Ursprungs und alle verwandten Sportarten, wie Cricket und Baseball haben sich durch Abwandlung und Verbreitung in andere Länder daraus entwickelt. Auch das Buch „Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes“ von Johann Friedrich Gutsmuths aus dem Jahr 1792 belegt die lange Tradition des Sports. Das Spiel wird in dem Buch der heutigen Form sehr ähnlich beschrieben, die bedeutendsten Unterschiede waren das Punkten durch Schlag statt durch Lauf und das Anwerfen durch den Gegner beim Schlag. Die Schlagreihenfolge war nicht fest, sondern wurde durch das Eintreffen der Läufer ins Schlagmal bei jedem Durchgang neu bestimmt.
Im 18. Jahrhundert gab es für den Schlagballsport noch kein einheitliches Regelwerk. So wurden zahlreiche lokale Varianten gespielt, was dazu führte, dass ein landesweiter Spielbetrieb nicht aufkam. Um das Jahr 1900 herum unternahm die deutsche Turnbewegung nunmehr Anstrengungen, sich auf gemeinsame Regeln zu verständigen. Dies führte zu einem deutlichen Auftrieb für den Schlagballsport. In zahllosen Turn- und Sportvereinen kann man in der Vereinschronik nachlesen, dass es in zwischen 1910 und 1930 zur Gründung von zahlreichen Schlagballmannschaften kam. So wurde dann im Jahr 1913 auch endlich die erste deutsche Meisterschaft ausgetragen. Sieger war der Harburger TB 1865.
Das Jahr 1916 hätte für den Schlagballsport ein ganz Besonderes werden sollen. Berlin hatte die Wahl zum Olympia-Austragungsort gewonnen. Wie üblich, sollten auch bei dieser Olympiade typische Sportarten des Gastgeberlandes ins Programm aufgenommen werden. Hierzu zählte u. a. Schlagball. Unglücklicherweise wurden diese Pläne auf Grund des ersten Weltkriegs nicht in die Tat umgesetzt.
Danach gab es eine Lücke und von 1921 bis zum zweiten Weltkrieg wurden wieder Meisterschaften ausgetragen. Im Jahre 1947 fand die erste Nachkriegs-Meisterschaft statt. 1954 wurde der bis heute letzte Deutsche Meister ermittelt. Deutscher Rekordmeister ist der TV Arbergen 1893 (insgesamt 10mal Meister), gefolgt vom TSV 1860 München (von 1923 bis 1929 Serienmeister). Die Endspiele einiger Jahre sind hier festgehalten.
Seine Blütezeit erlebte der Schlagballsport unter der Nazi-Herrschaft in Deutschland. Der ideale Schlagballer wurde wegen seiner universellen Begabungen (Schlagen, Werfen, Fangen, Laufen, Kommunizieren, Koordinieren) mit dem Ideal des „arischen“ Sportlers identifiziert. In jeder Schule wurde Schlagball unterrichtet und es war gesetztes Ziel der NSDAP diesen „urdeutschen“ Sport in die gesamte Welt hinauszutragen.
Neben den Meisterschaften der Deutschen Turnerschaft (später des Deutschen Turnerbundes) wurden auch von anderen Verbänden Meister ermittelt. Außerdem wurden auch regionale Meisterschaften (Norddeutsche, Süddeutsche u. ä.) ausgetragen, wie man bei verschiedenen Vereinen der Chronik entnehmen kann. Es war vor der, durch die Nazi-Diktatur verordneten, Gleichschaltung im Reichsbund für Leibesübungen auch in anderen Sportarten wie Fuß-, Hand- oder Faustball durchaus üblich, dass mehrere Verbände ihre eigenen Meisterschaften austrugen.
Der Literaturnobelpreisträger Günther Grass erwähnt in seinen Büchern „Hundejahre“ und „Katze und Maus“ des öfteren das Schlagballspiel.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde nach und nach der Spielbetrieb in vielen Vereinen wieder aufgenommen, was auch durch die Austragung von Deutschen Meisterschaften dokumentiert ist. Schlagball wurde allerdings im Rahmen der Distanzierung von der Nazi-Herrschaft überall von den Lehrplänen der Schulen genommen und im Rahmen der Entnazifizierung auch aus dem Vereinssport verbannt. So wurde 1958 die letzte offizielle Deutsche Meisterschaft ausgetragen. Dieser Niedergang der ehemals so populären Sportart war also politisch gesteuert und ist aus heutiger Sicht höchst bedauerlich.
An zwei Orten hielt sich der Schlagballsport aber auch nach dem Niedergang der Nachkriegsjahre. Seit 1958 findet zwischen den beiden ostfriesischen Nachbarinseln Langeoog und Spiekeroog im jährlichen Wechsel ein Inselvergleich statt. Die Mannschaften bestehen dabei größtenteils aus Urlaubern der beiden Ferieninseln.
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