Handbuch der Ballspiele – Die Schlagballspiele
von
Dr. H. Schnell, Altona
R. Voigtländer Verlag
Leipzig
1899
- Vorwort
- Geschichte der Schlagballspiele
- Die Thorballspiele
- Die Spiele mit Freistätten
- La grande theque
- Rounders
- Baseball
- Feldball
- Schlagball mit Freistätten
- Balle au poste
- Balle empoisonnee
- Balle au camp
- La petite theque
- Balle au baton
- Spiele mit einfachem Laufmal
- Deutscher Schlagball
Vorwort
Die Herausgabe des schon in dem Vorwort meines Buches über „Die Übungen des Laufens, Springens und Werfens“ angekündigten Werkes über die feineren Ballspiele hat sich namentlich infolge der Arbeiten, die das 9. Deutsche Turnfest in Hamburg mit sich brachte, leider recht erheblich verzögert. Und auch heute kann ich noch nicht mit einem abgeschlossenen Werke vor die Öffentlichkeit treten, sondern muß mich auf ein einzelnes Spiel beschränken, das allerdings das volkstümlichste von allen unseren Spielen ist und hoffentlich bald auch in unseren Schulen und Vereinen das verbreitetste und beliebteste sein wird. Zum erstenmal wird hier eine gründliche, durch eine Reihe von Abbildungen erläuterte Anleitung für die Erlernung des Schlagballspiels gegeben, die zwar gewiß noch in manchen Einzelheiten verbesserungsfähig sein wird, die aber doch wenigstens den Anspruch erheben darf, daß sie aus einer langen Erfahrung im Schul- und Vereinsspiel hervorgegangen ist.
Der praktischen Anleitung ist eine Geschichte der Schlagballspiele voraufgeschickt, für welche, da es an Vorarbeiten auf diesem Gebiete fast vollständig mangelte, das Material aus allen möglichen Quellenschriften mühsam zusammengesucht werden mußte. Leider lassen uns hier auch die Quellen nur all zu oft im Stich, und es wird daher an Lücken in der Arbeit nicht fehlen. Möchten nur alle Leser dieser Zeilen mir helfen, sie nach und nach auszufüllen, indem sie Spielarten, die ihnen aus ihrer Heimat oder aus dem Auslande bekannt sind, freundlichst zu meiner Kenntnis bringen. Was vor allen Dingen dadurch erreicht werden könnte, wäre eine schärfere Abgrenzung des Verbreitungsgebietes der Schlagballspiele im allgemeinen und der einzelnen Gruppen derselben im besonderen. Schon jetzt ist das, was nach den vorhandenen Quellen festgestellt werden konnte, auch für die Wissenschaft nicht ohne Bedeutung; genauere Nachweisungen würden den Wert der Arbeit aber zweifellos noch ganz wesentlich erhöhen.
Die Beschreibungen der ausländischen Schlagballspiele sind so gegeben, daß ein jeder, der das deutsche kennt, sich ein Bild von ihrem Verlauf wird machen können. Das wichtigste, das englische Nationalspiel Cricket, hat eine etwas eingehendere Behandlung erfahren. Erstaunen wird mancher über die große Zahl der französischen Spiele gegenüber der geringen unserer deutschen. Dieses Mißverhältnis hat seinen Grund darin, daß unsere Spielbuchschreiber ihre Regeln fast durchweg aus Guts Muths entnommen haben, während ihre französischen Kollegen in Ermangelung eines solchen allgemein anerkannten Vorbildes unmittelbar an der Quelle, bei der spiellustigen Jugend ihrer engeren Heimat geschöpft haben. Hier harrt der Wissenschaft noch eine schöne Aufgabe, die Sammlung und Sichtung aller volkstümlichen Jugendspiele, nicht nur der Kleinkinderspiele, die allein bisher ihr Interesse erweckt haben. Wenn da aber etwas wirklich Nützliches geleistet werden soll, dann heißt es bald ans Werk gehen, denn leider wird die Zahl dieser Spiele mit jedem Jahre geringer.
Dem vorliegenden Bande hoffe ich bald einen zweiten folgen lassen zu können, der sich mit dem Fußballspiel beschäftigen wird. Auch dieser wird in seinem ersten Teile eine Geschichte des Spiels bieten, die, wie ich hoffe, auch die Frage des Ursprungs der Fußballspiele ihrer Lösung um einen Schritt näher bringen wird. Sein zweiter Teil wird eine mit zahlreichen Abbildungen versehene Anleitung für den Betrieb des Spiels ohne Aufnehmen geben. – Ein dritter Band, der die Hin- und Rückschlagspiele (Faustball, Tamburinball , Lawn Tennis) behandeln soll, wird den Schluß des Werkes bilden.
Schließlich ist es mir eine angenehme Pflicht, Herrn Kapitän Friedrichsen für die Anfertigung der Mehrzahl der photographischen Augenblicksaufnahmen und Herrn Lehrer T. Schacht für die Zeichnung des Bildes zum Criketspiel meinen herzlichsten Dank auszusprechen.
Zur geneigten Beachtung!
Rücken und Decke dieses Buches sind so fest gearbeitet, daß
es an
Dauerhaftigkeit einem gebundenen Buche wenig nachsteht
und als
solches ohne weiteres in Gebrauch genommen werden kann.
Wer ein
unbeschnittenes Exemplar gekauft hat, wolle es nicht
durch
Aufschneiden verunstalten, sondern es sauber beschneiden
lassen.
Die Verlagsbuchhandlung.
Geschichte der Schlagballspiele
Quellen: Zingerle, Das deutsche Kinderspiel im Mittelalter. 2. Aufl., Innsbruck 1873, Wagner. Wichtigste Arbeit auf ihrem Gebiete. — M. Zettler, Die Bewegungsspiele. Ihr Wesen, ihre Geschichte und ihr Betrieb. Wien und Leipzig 1893, Pichler. Bietet für die Geschichte des Schlagballs nur geringe Ausbeute. Die Angaben über das deutsche Ballspiel im Mittelalter beruhen größtenteils auf Zingerle; von außerdeutschen Schlagballspielen sind die bekannteren beschrieben. — Winterhoff, Die Pflege körperlicher Übungen in Münster während des Mittelalters. Münster 1899, Coppenrath. Eine sehr verdienstvolle Untersuchung, die hoffentlich anderswo bald Nachahmung finden wird. — Ph. Heineken, Die beliebtesten Rasenspiele. Stuttgart 1893, Weise. Enthält neben einigen kurzen geschichtlichen Mitteilungen Beschreibungen der englischen Sportspiele und des Baseballs. — G6. Docx, Les Jeux scolaires. Namur 1894, Wesmael-Charlier. Eine Sammlung belgischer und französischer Spiele. — Manuel d’’Exercices gymnastiques et de Jeux scolaires. Paris 1892, Imprimerie Nationale. Amtlicher französischer Turnleitfaden. — C. de Nadaillac et J. Rousseau (pères de la compagnie de Jésus), Les Jeux de Collège. 4. Aufl., Paris 1891, Delalaie. — 6. Belèze, Jeux des Adolescents. Paris 1891, Haette. — Un Juge du Camp, Jeux de Balle et de Ballon. Paris 1894, Librairies- Imprimeries Réunies. — L. Harquevaux et L. Pelletier, 200 Jeux d’Enfants. Paris o. $J., Larousse. — The Bad- minton Library, Band „Cricket“. London 1893, Longmans Green & Co. Enthält auh eine Geschichte des Criketspiels. — The All-England Series, Band „Baseball“ von Newton Crane. London 1891, Bell. — The All-England Series, Band „Rounders, Quoits & c.“ von J. M. Walker. London 1892, Bell. — A. B. Gomme, The traditional Games of England, Scotland and Ireland. Bd. I. London 1894, Nutt. — Jos. Strutt, The Sports and Pastimes of the People of England. London 1831, Tegg. — K. Koch, Das heutige Spielleben Eng- lands. Braunschweig 1895. — Guts Muths, Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. 1. Aufl., Schnepfenthal 1796 und 8. Aufl. besorgt von J. C. Lion. Hof 1893, Lion. — Schnell, Spiele örtlichen Charakters. Zeitschrift für Turnen u. Jugendspiel 1V, 282. — Guttmann, Metaspiele. Monatsschrift für das Turnwesen X1V, 270. — Karás ek, Schlagball in Böhmen. Zeitschrift für Turnen u. Jugendspiel IV, 341 ff. — Die übrigen gelegentlih herangezogenen Arbeiten sind im Texte angeführt.
Die alten Römer hatten für den Begriff „Ball“ drei verschiedene Benennungen: pila, follis und paganica. Wenn troßdem unser deutsches Wort in JFtalien und Frankreich nicht nur Eingang gefunden, sondern sogar die lateinischen Bezeichnungen fast ganz verdrängt hat, so läßt das mit einiger Sicherheit darauf schließen, daß die germanischen Stämme der Franken, Goten und Langobarden, welche sich beim Untergange des weströmischen Reiches zu Herren jener Länder gemacht hatten, das Ballspiel weit eifriger pflegten, als es damals bei den ganz entnervten Römern der Fall war. Dürfen wir also auch wohl annehmen, daß die alten Germanen tüchtige Ballspieler gewesen sind, so ist uns über die Art ihrer Spiele doch nicht das ge- ringste überliefert. Derartige Dinge erschienen den Schrift- stellern jener Zeiten nicht wichtig genug, als daß sie einer Erwähnung oder gar Beschreibung für würdig erachtet worden wären.
Erst vom Eintritt in das zweite Jahrtausend der crist- lichen Zeitrechnung ab beginnen die ersten Quellen zu fließen. Aber auch jetzt noch sind die Mitteilungen, die sich in den Werken der Dichter zerstreut finden, so überaus dürftig, daß wir uns ohne einen besonders glücklichen Zufall von keinem einzigen deutschen Ballspiele des Mittelalters eine deutliche Vorstellung würden machen können. Dieser glückliche Zufall besteht nun darin, daß uns der Brief eines italienischen Besuchers des Konzils zu Konstanz erhalten ist, in dem dieser einem Landsmanne ein Spiel beschreibt, das er in dem aargauischen Städtchen Baden von den Badegästen spielen sah. Das Spiel fiel ihm auf, weil es so wesentlich von den in seinem Heimatlande gebräuchlichen abwich. Es bestand einfach darin, daß man sich einen Ball gegenseitig zuwarf, den dann ein jeder Mitspieler, einerlei, ob er ihm galt oder nicht, zu erhaschen suchte. Als Sieger galt derjenige, in dessen Hände der Ball am häufigsten gelangte. Da dieses Spiel, wie es scheint, ge- wöhnlich von erwachsenen jungen Leuten beiderlei Geschlechts gespielt wurde, so war es natürlich, daß mancher junge Mann bemüht war, den Ball möglichst immer demjenigen Mädchen zuzusenden, dessen Gunst er besaß oder zu gewinnen hoffte. Damit dieses nun aber auch wirklich in den Besitz des Balles gelangte, galt es den Anschein zu erwecken, als ob man ganz anderswohin werfen wollte, oder andere Kriegslisten ähnlicher Art anzuwenden. Denn die übrigen jungen Burschen und Mädchen gingen, wenn es sich um das Erhaschen des Balles handelte, namentlich auf dem Lande oft nichts weniger als rücksichtsvoll vor. Manches Mädchen wurde da einfach umgerannt, und manches andere mußte es sich gefallen lassen, daß ihm der aufgeraffte Ball von einem ungeschlachten Burschen wieder entrissen wurde. Derartige Roheiten lagen einmal im Charakter der damaligen Zeit, und wir werden später sehen, daß es bei dem Fußballspiel der romanischen Völker noch weit schlimmer zuzugehen pflegte *).
Das eben geschilderte Spiel ist nun dasjenige, welches bei den mittelhochdeutschen Dichtern am häufigsten erwähnt und von zweien sogar ziemlich eingehend, wenn auch für ein klares Verständnis nicht ausreichend, beschrieben wird. Wo immer von dem Werfen des Balles, seinem Hin- und Herfliegen oder dem Durcheinanderlaufen der Spieler gesprochen wird, da ist dieses Spiel gemeint. Viel seltener ist daneben von einem Schlagen des Balles, das auf unser Schlagballspiel hinweisen würde, die Rede, und nur einmal, bei dem Minnesänger Ulrich von Lichtenstein, finden wir den Namen „Schlagball“ (sleipal) geradezu genannt. Das erscheint auf den ersten Blick etwas auffällig, da wir doch gewohnt sind, Schlagball als ein seit Uhrzeiten in Deutschland volkstümliches Spiel anzusehen. Bei näherer Betrachtung müssen wir diese verschiedene Häufigkeit der Erwähnung aber ganz natürlich finden, denn da das Ballwerfen auch von den Erwachsenen mit Vorliebe gespielt und von Verliebten nicht selten zur Förderung ihrer Zwecke ausgenußt wurde, so darf man sich nicht wundern, wenn seiner gerade von Minnesängern weit häufiger gedacht wird als des Ballschlagens, das in der Hauptsache bis vor wenigen Fahren doch nie etwas anderes als ein Knabenspiel gewesen ist. Ganz ähnlich steht es übrigens mit dem englischen Nationalspiel Cricket, von dem keine mittelalterliche Quelle zu berichten weiß, und das überhaupt erst gegen Ende des 16. Fahrhunderts zum ersten Male genannt wird.
Daß aber thatsächlich der Schlagball schon in alten Zeiten ein Hauptspiel der deutschen Jugend gewesen ist, das zeigen uns am deutlichsten die Berichte alter münsterscher Chronisten, die uns Winterhoff in seiner eingangs erwähnten Arbeit zuerst erschlossen hat. Dort pflegten die Gymnasiasten seit dem 11. Jahrhundert alljährlih am Dienstag vor Pfingsten einen Ausflug in die Sentruper Heide zu unternehmen, wo sie sich dann, „wie dan die jugent plecht“, mit „balslaen und dergelichen“ vergnügten. „Des antheren daghs gangen sie wedder uf furgenante heide und slogen den Ball“. – Große Freunde des Ballschlagens waren auch die Wiedertäufer, die zur Reformationszeit in Münster ihr Königreich Zion aufgerichtet hatten. Sie hatten in jeder Woche einen besonderen Spieltag angesetzt, an dem sie den Ball schlugen und volkstümliche Übungen vornahmen. Der König von Zion selber hielt es nicht für unter seiner Würde, sich in eigener Person an diesen Spielen zu beteiligen. – Sicherlich ließen sich noch zahlreiche Belege für die große Beliebtheit des Ballschlagens auch aus anderen Gegenden beibringen, wenn die Stadtchroniken erst einmal daraufhin genau durchstudiert würden.
Welcher Art nun aber das alte deutsche Schlagballspiel war, und ob es überhaupt Ähnlichkeit mit unserem heutigen Spiel hatte, darüber wissen wir nichts Bestimmtes, da vor Guts Muths es niemand für nötig gehalten hat, eine Beschreibung desselben zu liefern; wir dürfen jedoch aus verschiedenen An zeichen schließen, daß dies in der That der Fall gewesen sein muß. Wenn wir nämlich die größeren Ballspiele der verschiedenen germanischen und romanischen Völker einer Musterung unterziehen, so erkennen wir bald, daß sich in Bezug auf sie zwischen jenen beiden großen Völkergruppen eine scharfe Scheidelinie ziehen läßt. Die Romanen kennen zwei Arten des Ballspiels, die beide den Germanen ursprünglich fremd waren. Bei der einen wird der kleine oder große Ball von dem Spieler mit der flachen Hand, der Faust oder einem Schläger über eine Linie hinweg und von dem jenseits derselben stehenden Gegner zurückgeschlagen; bei der anderen kämpfen die beiden Parteien um einen großen Ball, den sie durch Werfen, Schlagen, Stoßen mit dem Fuße oder Tragen nach einem bestimmten, vorher be- zeichneten Ziele, dem eigenen oder gegnerischen Male, zu schaffen bestrebt sind. Auf der ersteren Art beruhen unsere heutigen Spiele Faustball, Tamburinball und Lawn Tennis, auf der letzteren die verschiedenen Grenzballspiele, wie namentlich Fußball und Schleuderball.
Rein germanisch ist dagegen diejenige Spielweise, bei welcher der Spieler, nachdem er den kleinen Ball aus dem einen Male hinausgeschlagen hat, zu einem anderen hin- und zurücklaufen muß, bevor er von neuem schlagen darf. Dieses Spiel, unser heutiger Schlagball, is also, da auch das Barlaufen aller Wahr- scheinlichkeit nach romanischen Ursprungs ist, das einzige unserer feineren Spiele, welches wir mit Fug und Recht als ein echt germanisches bezeichnen dürfen. Freilich is unsere Kenntnis von den Spielen eines Teils der europäischen Völker noch recht gering; was wir darüber jedoch wissen, läßt den Schluß auf germanische Herkunft des Schlagballs wohl berechtigt erscheinen. Sicher nicht bekannt ist das Spiel den Italienern, denn es wird weder in dem alten Spielbuch von Scaino (Venedig 1555), noch in dem neuen von Luppi und der amtlichen Anleitung „L’Educazione fisica nelle scuole“ erwähnt, und Gabrielli führt seine Beschreibung des deutschen Schlagballspiels in seinen Giuochi ginnastici (Mailand 1895, Hoepli. S. 113 ff.) ausdrücklich mit der Angabe ein, daß dieses Spiel ein spezifisch deutsches (giuoco tedesco per eccellenza) sei; da es aber nah seiner Erfahrung eines der nützlichsten sei und die jungen Leute es sehr gern spielten, so habe er es in seine Sammlung in der Hoffnung aufgenommen, daß es sich bald auch in Italien verbreiten werde.
Auch den Spaniern ist, wie mir Dr. Schäfer in Simancas „nach Erkundigung bei Autoritäten“ freundlichst mitteilt, jegliche Art von Schlagball vollständig fremd. – In Frankreich giebt es zwar eine Reihe verschiedener Schlagballspiele, doch gehören diese sämtlich dem von germanischen Einwanderern stark durchsetzten Norden an. Nur der in einem einzigen Spielbuche beschriebene Balle au poste soll auch im Süden des Landes gebräuchlich sein. Vermutlich ist derselbe aber in der Hauptsache ein Kunstprodukt und hat sich erst im Laufe dieses Jahrhunderts allmählich von Norden aus nach dem Süden verbreitet (vgl.S. 31).
In allen von Germanen bewohnten Ländern ist das Schlagballspiel dagegen nicht nur bekannt, sondern es hat sich in mehreren derselben sogar zu dem beliebtesten aller Ballspiele überhaupt herausgebildet. Bemerkenswerterweise hat das Spiel nun aber bei den verschiedenen germanischen Stämmen nicht überall den gleichen Entwicklungsgang genommen. Es lassen sich vielmehr drei Klassen ganz deutlich voneinander unter- scheiden, die, wenn sich hier und da auch Übergangsformen von der einen zur anderen nachweisen lassen, ihren eigentlichen Charakter doch niemals verleugnen.
Bei der ersten Klasse wird der Ball von einem Angreifer auf ein Ziel (eine Grube, einen Stab oder dergl.) los geworfen, und ein Verteidiger sucht ihn mit einem Schlagholz fortzuschlagen, um das Treffen zu verhindern. Zu dieser Klasse, auf deren Verwandtschaft mit unserem altehrwürdigen Sautreiben ich schon früher in einem kleinen Aufsatze der Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel hingewiesen habe, gehört eine ganze Anzahl volkstümlicher Spiele Englands und Schottlands, aus deren einem im vorigen Jahrhundert das englische Nationalspiel Cricket hervorgegangen ist. Sie ist, wie es scheint, fast ausschließliches Besitztum der angelsächsischen Bevölkerung Großbritanniens, denn auf dem Festland findet sie sich, soweit bisher bekannt geworden, nur in dem schon oben erwähnten, auch in anderer Beziehung etwas fragwürdigen Balle au poste und in dem in einem Teile Mecklenburgs üblichen „Rostocker Ball“. Bei dem ersteren ist das Ziel ein auf den Boden gelegtes Taschentuch, bei dem letzterem sind es zwei einander gegenüberliegende Gruben, deren Verteidiger wie beim Cricket nach einem gelungenen Schlage ihre Plätze wechseln. Englischer Einfluß ist bei dem Rostocker Ball nicht ausgeschlossen, bei dem französischen Spiel sehr wahrscheinlich.
Daneben findet sich freilich in den Jeux d’Enfants noch ein drittes Spiel, das dieser Gruppe zugerechnet werden könnte, doch ist dasselbe so wenig entwickelt, daß es hier kaum berücksichtigt zu werden brauchte, wenn es nicht mit dem weiter unten (S. 15) beschriebenen englischen Stoolball in seiner einfachsten Form eine bemerkenswerte Ähnlichkeit hätte. Es heißt Boule à la crosse und besteht darin, daß ein Knabe eine Kugel zwischen zwei in einem Abstande von 30—50 cm in den Boden gestellten Stäben hindurchzurollen sucht, während ein anderer sie mit dem Schlagholz abwehrt. Gelingt es dem letzteren, sie weit fortzuschlagen, so läuft er nach einem vorher bestimmten Ziele und wieder zurück, wofür ihm dann ein Punkt gutgeschrieben wird. Findet die Kugel aber infolge schlechten Schlagens oder nicht rechtzeitiger Rückkehr vom Laufe ihren Weg durch das Thor, so werden die Rollen gewechselt. — Ein viertes, von Guts Muths in den „Unterhaltungen und Spielen der Familien zu Tannenberg“ unter dem Namen „Scheibenball“ geschildertes Spiel wird von dem Autor selbst ausdrücklich als „ein von Herrn Walter erfundenes“ bezeichnet.
Bei der zweiten Klasse treibt der Schläger den Ball durch einen Schlag mit der flachen Hand oder einem Schlagholz aus seinem Male hinaus und läuft dann der Reihe nach zu verschiedenen anderen Malen, an deren jedem er seinen Lauf unterbrechen darf. Hierzu gehören die französischen Spiele, die freilich unter sich wieder mancherlei Abweichungen zeigen. Bei einigen (grande thèque, balle empoisonnée und balle au poste) wird ein vollständiger Rundlauf ausgeführt, der die Seiten eines Vielecks entlang geht, dessen Ende die Freimale sind. Bei einem andern (balle au camp, eine Spielweise) wird der Rundlauf zwar begonnen, aber nicht zu Ende geführt, sondern in einer Ecke des Spielplatzes abgebrochen. Wieder bei anderen (petite thèque und balle au bâton) wird, wie bei uns, zu einem entfernten Male hin- und zurükgelaufen, doch wird der französische Charakter des Spiels durch ein auf etwa halbem Wege angebrachtes Freimal gewahrt.
Auch in England giebt es ein Spiel, welches der Zweiten Klasse der Schlagballspiele zuzuzählen ist; es heißt Rounders und ist dort ein weit verbreitetes Knabenspiel, das aber seit Anfang der achtziger Jahre namentlich in den Fabrikbezirken von Liverpool und Glasgow auch von Erwachsenen eifrig gepflegt wird und sich seitdem einige nicht unwesentliche Änderungen seiner Regeln hat gefallen lassen müssen. Die Engländer sehen dieses Spiel als ein bei ihnen seit den Urzeiten heimisches an; die Franzosen freilich bestreiten ihnen das Besitzrecht desselben, indem sie es von ihrer grande thèque herleiten. Das amtliche französische Manuel de gymnastique und nach diesem der Verfasser der Jeux de balle et de ballon sagen darüber: „Die grande thèque ist ein altes französisches Spiel, welches die Engländer gleich den meisten ihrer Übungen von uns entlehnt haben: aber wir haben es untergehen lassen, während sie es bewahrten und vervollkommneten. Man spielte es noch vor 30 Jahren in Chartres und der Normandie.“ Wenn es nun auch bei den Franzosen geradezu zur Manie geworden ist, alle englischen Spiele, die nur einigermaßen Ähnlichkeit mit französischen haben, auf diese zurückzuführen, wie das namentlich der General Lewal in seinem preisgekrönten Werke „L’Agonistique“ (Paris 1890) mit der größten Unbefangenheit thut, so kann man ihnen in dem vorliegenden Falle angesichts der nahen Verwandtschaft der beiden Spiele doch vielleicht recht geben, um so mehr, da das Rounders-Spiel in früheren Zeiten in England ganz unbekannt gewesen zu sein scheint. – Strutt, der in seinem 1831 in zweiter Auflage erschienenen vortrefflichen Buche „Sports and Pastimes“ Rounders noch nicht mit unter den englischen Volksspielen aufführt, erwähnt dafür ein anderes Schlagballspiel, den „club-ball“, über welches nähere Angaben aber leider vollständig fehlen. Nach dem beigegebenen Bilde (S.9) scheint es darin bestanden zu haben, daß einer den Ball mit der Keule fortschlug und ein anderer ihn zu fangen suchte. Darauf läßt auch der Umstand schließen, daß bei keinem der bei Strutt beschriebenen ähnlichen Spiele der Schläger einen Lauf auszuführen hat.
Das amerikanische Nationalspiel Baseball ist ebenfalls jüngeren Datums und wird von den Amerikanern meist als ein Abkömmling des englischen Rounders angesehen. Erst neuerdings hat einer der Vorkämpfer für das Baseballspiel, A. G. Spalding, auf die Verwandtschaft mit der französischen grande thèque hingewiesen und die Meinung ausgesprochen, daß das Spiel durch Hugenotten nach der damaligen holländischen Kolonie Neu-Amsterdam, dem heutigen New York, gebracht worden sei. Diese Ansicht wird dadurch bestätigt, daß das „town-ball“-Spiel, aus dem der Baseball hervorgegangen ist, besonders in New York verbreitet war. Die Amerikaner haben keine Mühe und keine Kosten gescheut, um ihr Nationalspiel auch über andere Länder zu verbreiten, doch hat der Erfolg ihren Anstrengungen bisher noch wenig entsprochen. Nur in Ostasien und angeblich auch in Australien und Mittelamerika macht das Spiel Fortschritte, dagegen hat es in England und auf dem europäischen Festlande noch nicht festen Fuß fassen können.
Eine ganz neue Erfindung ist „field-ball“, das erst im Jahre 1888 durch eine Verschmelzung des Crickets und des Rounders entstand. Bei uns in Deutschland haben die beiden letztgenannten Spiele unter den Namen „Ball mit Freistätten“ und „Feldball“ besonders durch die Bemühungen des Turninspektors Hermann in Braunschweig Eingang gefunden. Ersteres scheint sich namentlich in den Mädchenschulen einbürgern zu wollen.
Die dritte Klasse der Schlagballspiele kennzeichnet sich dadurch, daß der Schläger einen geraden Lauf vom Schlagmal nach dem Laufmal und zurück auszuführen hat, ohne daß ihm eine Gelegenheit geboten ist, unterwegs an einem Freimal Rast zu machen. Das ist die Spielweise, die, solange man überhaupt etwas Näheres über unser Schlagballspiel weiß, in Deutschland immer die allein übliche gewesen ist. Ja, sie ist den Völkern deutscher Zunge in dem Grade eigentümlich, daß sie außer bei ihnen nur bei solchen Völkerschaften nachgewiesen werden kann, welche, wie die Dänen, Tschechen und Ungarn, Jahrhunderte hindurch zu den Deutschen in den engsten Beziehungen gestanden und ihnen ihre gesamte Kultur zu verdanken haben.
Nicht überall freilich ist das Spiel in seiner reinsten Form in Gebrauch; vielmehr sind in einigen Gegenden in dem sog. Sprungmal noch Spuren einer ehemaligen Freistätte vorhanden. Hin und wieder findet man nämlich bei der Jugend noch die Sitte, in unmittelbarer Nähe des Schlagmals eine Stelle zu bezeichnen, zu welcher sich der Schläger zu begeben hat, bevor er seinen Lauf zum Laufmal antritt. Die Vermutung liegt nahe, daß diese Stelle einen Überrest des bei den französischen Spielen petite thèque und balle au bâton in der Mitte der Laufbahn gelegenen Freimals darstellt. Eine Freistätte in dem französischen Sinne ist das Sprungmal allerdings insofern nicht mehr, als der Läufer nicht verpflichtet ist, dasselbe zu berühren, und andererseits eine beliebige Anzahl von Läufern – nicht bloß eine beschränkte wie in Frankreich – sich gleichzeitig darin aufhalten kann.
Daß die drei Klassen auch in Bezug auf die Art, wie der Ball geschlagen wird, mancherlei Verschiedenheiten aufzuweisen haben, wurde schon oben bei der Kennzeichnung der ersten Klasse beiläufig erwähnt. Außer bei dieser konnte die Art des Schlagens aber bei keiner der anderen Klassen als charakteristisches Merkmal angeführt werden, da eine scharfe Abgrenzung derselben gegeneinander nicht möglich ist. Immerhin machen sich aber doch einzelne Unterschiede bemerkbar, die einer näheren Betrachtung wohl wert sind.
Die Erfindung des Balles ist unzweifelhaft auf den Wunsch zurückzuführen, ein Spielgerät zu besitzen, das mit den Händen ohne Schaden gefangen werden konnte. In der That is das Fangen die erste Übung, die von kleinen Kindern mit dem Balle betrieben wird, und manche wilden Völker sind in der Entwicklung ihrer Spiele über diese Übung überhaupt nicht hinausgekommen. Mit der Erfindung des Balles stellte sich aber zugleich die zweite Möglichkeit ein, als Ziele für den Wurf nunmehr neben Gegenständen aus der Umgebung auch Personen, d. i. also die mitspielenden Knaben oder Mädchen, benutzen zu können. Daraus ergaben sich weitere Spiele, die zum Teil noch heute geübt werden und im Laufe der Zeit Gemeingut fast aller zivilisierten Nationen geworden sind.
Wieder neue Spiele entstanden durch die Verbindung der Übungen des Fangens und des Zielwerfens, und zu diesen gehören ursprünglich wohl auch unsere Schlagballspiele. Wir werden uns die ersten Anfänge derselben so zu denken haben, daß etwa ein Knabe von einer bestimmten Stelle aus den Ball in das Spielfeld hinein zu werfen hatte und derjenige von den Mitspielern ihn ablösen durfte, dem es gelang, den Ball zu fangen oder wenigstens, wie in dem eingangs beschriebenen Spiel des deutschen Mittelalters, zuerst zu erhaschen. In diese Urform wurden dann in dem Maße, wie die Fertigkeit im Spielen wuchs, neue Thätigkeiten eingeschaltet, welche den Zweck hatten, das Spiel kunstvoller zu gestalten und damit zu erschweren. Vor allem waren es zwei Momente, die nun in das Spiel eingefügt wurden: der Lauf und der Schlag.
Durch beide wurde die Arbeit des im Besitze des Balles befindlichen Spielers erheblich erschwert, andererseits ihm aber auch die Möglichkeit geboten, seinen Platz im Mal, den er vorher stets nach einem Wurfe hatte aufgeben müssen, längere Zeit hindurch zu behaupten. Wenn aber nunmehr bestimmt wurde, daß der Werfer bezw. Schläger sich das Recht zu einem neuen Wurfe oder Schlage durch einen Lauf zu einem entfernten Ziele und zurück erwerben konnte, wenn er sich nur nicht unterwegs von dem Wurfe eines Gegners treffen ließ, dann mußte selbstverständlich auf die alte Regel, daß einfaches Erhaschen des Balles zur Herbeiführung eines Wechsels genügte, Verzicht geleistet und an ihre Stelle die Vorschrift gesetzt werden, daß nur das Fangen des Balles und, wenn dies nicht glückte, das Abwerfen des Läufers zur Ablösung des Schlägers berechtigte. Der Schlag ist anfangs jedenfalls, wie das noch heute in Frankreich und Österreich vielfach geschieht, mit der flachen Hand ausgeführt worden. Da dies aber schmerzhaft war und auch keine allzu kräftigen Schläge gestattete, so nahm man allmählich kurze, flache Holzschläger zu Hilfe, die – noch jetzt in einigen Gegenden üblich – anderwärts mit der Zeit bald zu langen, schweren Keulen, bald zu schlanken, aber kräftigen Stöcken ausgewachsen sind. An die Stelle des ursprünglich sicher allein üblichen Selbsteinschenkens trat in England durch eine Verschmel- zung mit dem Sautreiben der von dem Schläger abzuwehrende Wurf auf eine Grube, ein Thor oder etwas Ähnliches – in Frankreich vielleicht durch den gleichen Vorgang, wahrscheinlich aber durch die Einwirkung des nationalen paume- (Tennis-, Faustball-)Spiels der Wurf eines dem Schläger gegenüberstehenden Gegners, der von jenem zurückgeschlagen werden muß. Daneben hat sich dort das Selbsteinschenken erhalten, das auch bei uns in Deutschland noch in vielen Landschaften gebräuchlich geblieben ist. Wie wir zu unserer Art des Einschenkens gekommen sind, ist historisch nur schwer zu erklären. Vielleicht ist sie aus einer mißverständlichen Auffassung der französischen Art des Einschenkens hervorgegangen, deren Einführung durch die große Beliebtheit der romanischen Hin- und Rückschlagspiele bei der vornehmen Welt des 16. und 17. Jahrhunderts begünstigt wurde.
*) Weinhold hält das oben geschilderte Spiel in seinem Buche über „Die deutschen Frauen in dem Mittelalter“ (1. Aufl. S. 378) irrtümlicher Weise für ein Parteispiel, und trotz der Unklarheit seiner Beschreibung hat das Guts Muths’sche Spielbuch sich ihm ohne Bedenken angeschlossen. Zettler beschränkt sich darauf, zahlreiche Stellen aus mittelalterlichen Dichtern anzuführen, in denen das Ballspiel erwähnt wird, ohne jedoch eine Erklärung der Spielweise zu versuchen. Was Heineken über die Spiele der Deutschen sagt, ist ganz wertlos, als leidenschaftlicher Verehrer des englischen Sports hat er es nicht für der Mühe wert gehalten, denselben irgend welche ernstere Beachtung zu schenken.
Die Thorballspiele
Kennzeichnend für alle Thorballspiele isT, wie schon oben angedeutet wurde, daß ein Spieler mit dem Balle einen Gegenstand zu treffen sucht, den ein anderer mit dem Schlagholz verteidigt. Der Gegenstand, welcher dem Angreifer als Ziel dient, ist bei der einfachsten Form des Spiels eine Grube, in die der Ball hineingeworfen oder gerollt werden muß. Auch bei uns in Deutschland kennen wir ein Spiel, bei dem etwas Derartiges vorkommt, das Sautreiben, das aber kein bloß uns Deutschen eigentümliches Spiel, sondern vielmehr über viele Länder verbreitet ist. Immerhin ist es jedoch recht wohl möglich, daß die Angelsachsen bei ihrer Einwanderung in Britannien das Sautreiben aus ihrer niederdeutschen Heimat mitgebracht und damit den Engländern die Grundlage für ihr heute so hoch entwickeltes Nationalspiel, das Cricket, gegeben haben.
Cat in the Hole
Auch in England hat sich übrigens neben dem Cricket das Sautreiben bis heute erhalten; es wird dort aber etwas anders gespielt als bei uns. Während nämlich bei unserem Sautreiben der Treiber den Ball mit einem an seinem unteren Ende gebogenen Stocke in die Grube eines der übrigen Spieler oder die allen gemeinsame große Mittelgrube zu treiben sucht, hat bei dem englischen Cat in the Hole der Angreifer allein von allen Spielern keinen Stock, sondern er muß den Ball mit der Hand in die Gruben der Gegner – eine Mittelgrube besteht nicht – zu schaffen bestrebt sein. Damit ihm dies um so leichter gelingt, giebt er von Zeit zu Zeit ein Zeichen, auf das hin alle Verteidiger ihre Gruben wechseln müssen. Schafft er nun seinen Ball eher in eine der gerade frei gewordenen Gruben, als ein anderer seinen Stock hineingesetzt hat, so muß dieser von da ab seine Rolle übernehmen. Wir finden beim englischen Sautreiben also auch schon den ersten Anfang eines Laufes, der dann bei den übrigen Thorballspielen wie bei den Schlagballspielen überhaupt neben dem Schlagen das wichtigste Kennzeichen bildet. – Ist bei diesem Spiele die Verwandtschaft mit dem heutigen Cricket noch eine sehr wenig ausgeprägte, so tritt sie doch schon weit schärfer in dem folgenden, noch jetzt in den schottischen Grafschaften Angus und Lothian gebräuchlichen Spiele zu Tage.
Cat and Dog
Hierbei ist statt des Balles noch das altertümliche Holzstück im Gebrauch. Zwei Knaben graben sich kleine Gruben, die etwa 8 m voneinander entfernt sind; ein dritter stellt sich neben der einen Grube auf und sucht das Holzstück, die Katze, in die andere Grube zu werfen, während der Besitzer derselben es mit seinem Stocke fortzuschlagen trachtet. Gelingt ihm das, so wechselt er mit seinem Mitspieler die Grube, und die so gemachten Läufe werden gezählt. Fliegt das Holz dagegen in seine Grube hinein, so ist er ab und wird nun selbst Angreifer.
Cudgel
Dieses in der Grafschaft Surrey gebräuchliche Spiel is bereits ein Parteispiel, bei dem zwei Verteidiger gegen zwei Angreifer spielen, die sich wie die Einschenker beim Cricket aufstellen. Es verläuft im wesentlichen wie das vorher erwähnte, mit dem Unterschiede jedoch, daß, wenn der eine Schläger abgebracht wird, sein Parteigenosse zugleich mit ab ist, und daß ferner ein Schläger auch dadurch abgebracht werden kann, daß der ihm zunächst stehende Einschenker das Holzstück in einem Augenblick in seine Grube legt, wo er seinen Stock nicht darin hat. Die übrigen Abweichungen sind für uns ohne Interesse.
Auf zwei andere ähnliche Spiele, das in Suffolk übliche Kit-cat und das noch vor 50 Jahren in Yorkshire allgemein gespielte Munshets, gehe ich nicht weiter ein. Erwähnt sei je- doch, daß bei diesen Spielen der Schläger auch durch Abfangen abgebracht werden kann.
Stool-Ball
Bei den bis jetzt beschriebenen Spielen waren noch überall Gruben als Ziele für die Würfe der Angreifer im Gebrauch. Das Verdienst, das aus drei nebeneinander stehenden Stäbchen sich zusammensetzende Cricketthor erfunden zu haben, schreibt die Überlieferung den Milchmädchen von Sussex zu. Diese sollen zuerst auf den Gedanken gekommen sein, statt der Löcher ihre dreibeinigen Melkschemel als Angriffsobjekte zu benutzen. Heute läßt sich leider nicht mehr mit Sicherheit feststellen, ob den genannten Damen der Ruhm einer so geistreichen Erfindung wirklich gebührt. Jedenfalls spricht zu ihren Gunsten, daß das englische Wort Cricket im Deutschen auch Schemel bedeutet, und daß ein noch jetzt in einigen abgelegenen Gegenden Nordenglands gespielter naher Verwandter des Crickets den Namen Stool-Ball, d. i. Schemelball, führt.
Bei diesem Spiele ist von dem Schemel allerdings auch nichts anderes als der Name übrig geblieben. Wenngleich vereinzelt noch ein wirklicher Schemel im Gebrauch sein soll, so wird er doch in den meisten Fällen durch ein Gerät von der in nebenstehender Abbildung angedeuteten Gestalt ersetzt. Geschlagen wird mit einem an seinem unteren Ende sehr breiten Holzstück etwa von der Gestalt eines Lawn Tennis-Schlägers. Bei der einfachen Form des Spiels wird nur ein stool aufgestellt, und der Schläger läuft, wenn es ihm gelungen ist, den Ball fortzuschlagen, zu einem vorher näher bezeichneten Punkte und wieder zurück.
Bei der entwickelteren Form is die Zahl der Stühle unbegrenzt. Sie werden in einem Kreise aufgestellt, in dessen Mitte der Einschenker steht. Jede Partei – denn mit einem Parteispiel haben wir es hier zu thun – zählt so viele Mitglieder, wie Stühle vorhanden sind. Die Schlagpartei stellt sich zur Verteidigung vor den Stühlen auf, während die Partei- genossen des Einschenkers sich auf dem Spielfelde verteilen, um den Ball abzufangen oder wieder in die Hände des Einschenkers zurückzuschaffen. Dieser greift nun ein Thor nach dem anderen an. Trifft der Schläger den Ball, so wechselt er mit seinem Nachbar den Play. War der Schlag kräftig genug, so kann er noch mehr Punkte erringen, indem er zu den folgenden Stühlen weiterläuft. Er muß dann jedoch jeden Stuhl im Vorbeilaufen mit seinem Schlagholz berühren. Ein Schläger ist ab, wenn der Stuhl, den er verteidigt oder zu dem er gerade hinläuft, von dem Einschenker oder einem anderen Gegner mit dem Balle getroffen oder wenn der geschlagene Ball gefangen wird.
Cricket
Wenn das Wort cricket oben mit „Schemel“ übersezt wurde, so sollte damit doch nicht behauptet werden, daß dies die unter den Geschichtsschreibern des englischen Nationalspiels allgemein als richtig anerkannte Erklärung des Namens sei. So wahrscheinlich dieselbe auch klingen mag, so sind in neuerer Zeit doch manche davon zurückgekommen und haben sich der Autorität des Philologen Skeat gefügt, welcher den Namen von dem angelsächsischen cricc, d. i. Stock, herleitet, wonach cricket also ein mit einem Stocke gespieltes Spiel sein würde. Hierzu würde stimmen, daß man Cricket in der That früher mit einem an seinem unteren Ende gebogenen Stocke spielte, der mit dem bei unserem Sautreiben gebräuchlichen eine überraschende Ähnlichkeit hatte.
Heutzutage verwendet man statt dessen schwere Keulen mit breiter Schlagfläche, die nur mit beiden Händen regiert werden können. Der Ball ist so hart und schwer, daß die Schläger und Thorwarte, um sich vor Verletzungen zu bewahren, eine besondere Art Handschuhe und Schienbeinschütßer zu tragen pflegen. Die Thore stehen sich in einem Abstande von 20 m gegenüber. Jedes von ihnen besteht aus 3 Stäben von 70 cm Höhe, die so nahe aneinander stehen müssen, daß der Ball nicht zwischen ihnen durchfliegen kann. Verbunden sind sie an den oberen Enden durch zwei lose aufgelegte Holzstückchen, die Barren, die herunterfallen, sobald das Thor vom Balle getroffen wird.
Durch den Fuß eines jeden Thores wird eine Linie von 2 m Länge gezogen, die den Namen „Wurflinie“ führt, weil von ihr aus der Einschenker den Ball auf das gegenüberliegende Thor loswirft. Vorschrift ist dabei, daß derselbe im Augenblick des mit oder ohne vorhergehenden Anlauf erfolgenden Abwerfens mit einem Fuße oder beiden hinter der Wurflinie und zwischen den an ihren Enden nach hinten zu verlaufenden Seitenlinien stehen muß. *) Beim Einschenken wird der Ball in Deutschland vielfach mit Schockkwurf (wie beim Kegeln) geworfen; die Engländer dagegen gestatten nur den sogen. Rundarmwurf, bei dem der Arm in entgegengeseßter Richtung wie beim Kegeln kreist und den Ball entfliegen läßt, wenn sich die Hand senkrecht über der Schulter befindet. Hin und wieder wird der Arm auch ähnlich wie beim Stoßballwerfen in einer fast wagerechten Ebene vorgeschwungen, stets ist jedoch völliges Gestrecktbleiben desselben Vorbedingung für die Gültigkeit des Wurfes. Der eingeschenkte Ball soll das Thor entweder gleich aus der Luft treffen oder nur einmal kurz davor auf den Boden aufschlagen. Damit in dem letzteren, dem häufigsten Falle der Aufsprung von dem Werfer richtig berechnet werden kann, muß der Boden vor jedem Thore sorgfältig von allen Unebenheiten befreit sein. Den Ball über die Erde wegzurollen oder ihn mit dem gewöhnlichen Stoßwurf zu werfen, ist unstatthaft.
Parallel zur Wurflinie verläuft – 1,2 m von jedem Thor entfernt – die „Schlaglinie“, hinter welcher der Verteidiger beim Schlagen stets mit einem Fuße stehen oder mit seinem Schlagholz den Boden berühren muß, wenn er sich nicht der Gefahr aussetzen will, von einem Gegner durch Umwerfen oder Umstoßen seines Thores abgebracht zu werden.
Das Spiel selbst ist in seinen Grundzügen nun ganz einfach. Die Spieler sind in zwei Parteien von am besten je 11 Mann geteilt. Die Schlagpartei stellt an jedes Thor einen Schläger, die Fangpartei einen Einschenker. Die übrigen Mitglieder der letzteren verteilen sich in der durch die Skizze veranschaulichten Weise nah allen Richtungen über das Spielfeld, da der Ball nach Belieben überall hin geschlagen werden darf.
Der eine Einschenker (Bowler) beginnt nun den Ball auf das ihm gegenüberstehende Thor los zu schleudern, der andere stellt sich als „Thorwart“ (Wicket-keeper) hinter demselben auf, um den etwa vorbeifliegenden Ball aufzuhalten oder den senkreht in die Höhe oder nach hinten geschlagenen abzufangen. Bälle, die ihm entgehen, werden durch den einige Schritte hinter ihm stehenden „Hintermann“ (Short slip) angehalten und zu dem Einschenker zurückbefördert.
Der Schläger, welcher das angegriffene Thor zu decken hat, darf das nicht mit dem Beine, sondern nur mit dem Schlagholz thun, mit dem er zugleich den Ball möglichst weit fortzuschlagen sucht, damit er inzwischen einen Lauf ausführen und dadurch seiner Partei einen Punkt gewinnen kann. Bei jedem Laufe muß der am andern Thor befindliche Schläger mitlaufen, die beiden wechseln also einfach die Plätze. Ist der Ball dann noch nicht herbeigeschafft, so laufen sie nochmals und zum dritten und vierten Male, solange sie noch irgend darauf rechnen können, vor dem Balle ihr Thor wieder zu erreichen.
Nun kann es natürlich vorkommen, daß nach Beendigung der Läufe schließlich nicht mehr der vorherige, sondern der andere Schläger vor dem angegriffenen Thore steht. Das ist für den Einschenker aber ganz gleichgültig; er hat nur mit dem Thore zu thun, das er mit dem Balle treffen soll, welcher Schläger gerade zu dessen Verteidigung davor steht, darum fümmert er sich nicht. Hat er fünfmal nacheinander eingeschenkt, so findet ein „Umgang“ statt, d. h. der andere Einschenker beginnt nun | zu werfen, und da die Bälle jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach entgegengeseßt wie vorher fliegen werden, so ändern auch die übrigen Fänger entsprechend ihre Stellungen. Hat auch der zweite Einschenker fünfmal geworfen, so ist wieder Umgang, und der erste kommt wieder an die Reihe, wenn nicht der Spielführer jetzt einen andern an seine Stelle setzt.
Ein Schläger ist ab:
1. wenn der Einschenker sein Thor mit dem Balle trifft
(„abgeworfen“),
2. wenn der Thorwart sein Thor in einem Augenblicke
mit dem Balle
umstößt, wo er weder den Fuß, noch
das Schlagholz im Schlagmal hat
(„abgebarrt“),
3. wenn der von ihm geschlagene Ball gefangen wird
(„abgefangen“),
4. wenn er einen eingeschenkten Ball, der nach Ansicht
des
Schiedsrichters das Thor getroffen haben würde,
absichtlich oder
unabsichtlich mit dem Beine aufhält
(„vorgestanden“),
5. wenn er selbst mit dem Schlagholz oder einem Körperteile sein
Thor ummwirft („selbst ab“),
6. wenn er einen Fänger absichtlich am Fangen hindert
(„Störung im
Felde“),
7. wenn er zweimal nach dem Balle schlägt („nachgeschlagen“),
8. wenn sein Thor während eines Laufes von einem
Fänger mit dem
Balle umgestoßen oder umgeworfen
wird („abgelaufen“; wird das Thor
in einem Augenblick umgestoßen, wo
die beiden Läufer schon
aneinander vorbei sind, so ist derjenige
Schläger ab, der
demselben zuläuft, sonst der andere),
9. wenn er den Ball anfaßt, ohne von einem Gegner
darum gebeten zu
sein („angefaßt“).
Wird ein Schläger abgelaufen, so werden ihm die inzwischen gemachten Läufe angerechnet; wird er aber abgefangen, so zählt der etwa schon vollendete Lauf nicht mit. – Sind alle Schläger bis auf einen einzigen ab, so ist die ganze Partei ab, und die Rollen werden nun gewechselt.
Der Sieg wird bestimmt dur die Anzahl der gemachten
Läufe. Über
diese ist im einzelnen noch folgendes zu bemerken:
1. Steht der Angreifer beim Einschenken nicht vorschriftsmäßig mit einem Fuße hinter der Wurflinie und innerhalb der Seitenlinien, oder wirft er falsch, so ruft der Schiedsrichter „Kein Ball“. Nach einem solchen Ball darf der Schläger schlagen, er braucht es aber nicht. Ob er nun aber schlägt oder nicht, laufen darf er immer, wenn die Gelegenheit ihm günstig erscheint. Im ersteren Falle jedoch werden die erzielten Läufe ihm persönlich, in letzterem nur seiner Partei unter der besonderen Rubrik „Keine Bälle“ gutgeschrieben. Selbst wenn er überhaupt nicht läuft, wird der Partei ein Lauf zugezählt. Durch einen durch den Ruf „Kein Ball“ für ungültig erklärten Wurf kann ein Schläger nicht abgebracht werden, außer wenn er es durch unzeitiges Laufen, Anfassen des Balles oder Nachschlagen selbst verschuldet.
2. Wird einmal so schlecht eingeschenkt, daß der Ball hoch über den Schläger hinweg oder weit von ihm entfernt vorbeifliegt, so ruft der Schiedsrichter „Weitball“. Läufe, die auf einen solchen Weitball gemacht werden, schreibt man unter der besonderen Rubrik „Weitbälle“ nicht dem Schläger persönlich, sondern der Partei gut. Auch wenn kein Lauf ausgeführt wird, wird doch einer angerechnet.
3. Auch nach Bällen, bei denen nicht „Kein Ball“ oder „Weitball“ gerufen wird, braucht der Schläger nicht zu schlagen und kann doch Läufe machen. Diese werden dann unter der Rubrik „Fehlbälle“ zu Gunsten der Partei gebucht. – In Deutschland pflegt man „Keine Bälle“, „Weitbälle“ und „Fehlbälle“ beim Anschreiben sämtlich unter dem Namen „Fehlbälle“ zusammenzufassen.
4. Können die Fänger den fortgeschlagenen Ball nicht gleich wiederfinden, so rufen sie „Ball verloren“. Dann werden dem glücklichen Schläger 6 Läufe angerechnet. Wird der Ruf aber unterlassen oder erst ausgestoßen, wenn der Schläger schon mehr als 6 Läufe vollendet hat, so zählen alle gemachten Läufe.
Dies sind die Regeln des englischen Nationalspiels. Auf ein näheres Eingehen verzichte ich mit Rücksicht auf seine geringe Bedeutung für unsere deutschen Verhältnisse. Nur einige kurze Mitteilungen über seine Verbreitung in und außerhalb Englands mögen hier noch Plat finden. Wenn das Cricket oben wiederholt als das englische Nationalspiel bezeichnet wurde, so soll damit natürlich nicht gesagt werden, daß es das einzige dort allgemein geübte Spiel sei. Es ist ja bekannt, daß die Engländer noch zahlreiche andere Spiele sportgemäß ausgebildet haben, und daß einzelne, wie namentlich Fußball, von ihnen ebenso als ihr nationales Besitztum angesehen werden wie das Cricket. Aber freilich erfreut sich kein anderes Spiel, selbst nicht Fußball, einer gleich allgemeinen Beliebtheit. Wenn man von dem weiblichen Geschlechte absieht, dann läßt sich geradezu die Behauptung ausstellen: „Wer in England überhaupt spielt, der spielt auch Cricket.“ Gegen das Fußballspiel erheben sich in seiner Heimat noch häufiger als bei uns warnende Stimmen, gegen das Cricket ist dagegen niemals ein Tadel irgend welcher Art laut geworden. Vom Fußball halten sich viele Leute, namentlich der sog. besseren Kreise, zurück, weil es ihnen — auch wenn Roheiten vermieden werden – doch zu unfein dabei zugeht. Andere müssen ihm fern bleiben, weil das viele und schnelle Laufen nur für junge Leute paßt, für ältere, d. h. über 30 Jahre alte, aber geradezu gesundheitscchädlich sein würde. Cricket dagegen ist ein edles Spiel und ein Spiel außerdem, das von jung und alt gleich gut gespielt werden kann.
Allerdings haftet ihm der Mangel an, daß die Mehrzahl der Schläger oft lange Zeit hindurch zur Unthätigkeit verurteilt ist, und daß auch die Fänger zum Teil keineswegs übermäßig angestrengt werden. Es eignet sich daher nur für die wärmere Jahreszeit und wird selbst von seinen eifrigsten Anhängern im Winter niemals gespielt. Was aber für England ein Nachteil ist, das ist für viele der englischen Kolonien ein Vorzug. Viele englische Besitzungen liegen bekanntlich in der heißen Zone, und für diese ist dann natürlich Cricket weit geeigneter als etwa Fußball. Es kann darum nicht wunder nehmen, daß die Engländer, die auch in der Fremde an ihren heimischen Sitten und Gebräuchen mit rühmenswerter Treue festhalten und ihre Spiele überall mit gleichem Eifer pflegen, in diesen Gegenden durchgängig noch mehr wie in der Heimat dem Cricket vor dem Fußball den Vorzug geben.
Viel weniger Anklang als bei den Engländern hat das Cricketspiel nun bei den übrigen Kulturvölkern gefunden. Während Fußball und Lawn Tennis in raschem Siegeslaufe die ganze Welt erobert haben, hat sich Cricket nicht einmal bei den stammverwandten Amerikanern das Bürgerrecht erobern können. Zwar hat es nicht an Versuchen zur Einführung des Spiels in den Vereinigten Staaten und bei den Völkern des europäischen Festlandes gefehlt, aber der anfänglich errungene bescheidene Erfolg ist nirgends von Dauer gewesen und hat überall nur dazu geführt, die schon im Erlöschen begriffene Liebe zu den eigenen, von den Vätern ererbten Spielen neu zu beleben und diese zu einer Feinheit auszubilden, die sie auch zu Wettkämpfen geeignet macht. So sind in Amerika der Baseball, in Spanien das juego de pelota, in Frankreich das jeu de paume, in Jtalien das Ballonspiel und in Deutschland endlich unser schönes Schlagballspiel neu zu Ehren gekommen.
Fragen wir uns nun nach dem Grunde für dieses ablehnende Verhalten gerade gegenüber dem Cricket, so ist die Antwort darauf bald gefunden: Mit dem Fußballspiel war der Jugend ein ihr bis dahin fehlendes Winterspiel gegeben, das sie dazu noch durch seinen überaus lebhaften Charakter anzog, mit Lawn Tennis war ein auch für Damen passendes Spiel gefunden, für Cricket mangelte das Bedürfnis, denn Sommerspiele waren überall schon vorhanden, und wenn man einen Vergleich zwischen den heimischen und dem fremden zog, dann fand man oft auch noch, daß jene lebendiger, vielseitiger und abwechslungsreicher waren als dieses. So ist denn das Criketspiel auf die Bewohner der britischen Inseln beschränkt geblieben, und wenn es hier und da auch im Ausland geübt wird, so hat es festen Fuß doch nirgends fassen können.
*) Auf dem Bilde ist die Wurflinie etwas zu kurz geraten, was den Eindruck erweckt, als ob der Einschenker unrichtig stände. In der Skizze auf S. 18 sind die englischen Bezeichnungen für die einzelnen Spieler der Fangpartei beibehalten worden, da sie sich schlecht ins Deutsche übersetzen lassen.
Die Spiele mit Freistätten
Die Spiele dieser Klasse unterscheiden sich von denen der vorhergehenden einmal durch das Fehlen eines „Thores“, gegen welches der Wurf des Angreifers gerichtet ist, sodann aber auch durch die wichtige Bestimmung, daß der Läufer von den Gegnern mit dem Ball abgeworfen werden kann. Das ist eine Bestimmung, die sie ebenso wie die Art des Einschenkens und des Schlagens mit der folgenden Gruppe gemein haben, wenn sie auch in der modernen Form des Rounders und des Baseballs wegen der Härte des neueingeführten Balles hat beseitigt werden müssen und dann durch die andere ersetzt worden ist, daß nicht der Läufer selbst, sondern das Mal, dem er zuläuft, von dem mit dem Balle bewehrten Fänger berührt werden muß. Von den Spielen der 3. Klasse unterscheiden sie sich durch die Zahl der Freistätten und, soweit es sich dabei um Partei spiele handelt, durch die Regel, daß ein Treffwurf bei den Spielen mit einfachem Laufmal die ganze Partei vom Schlage abbringt, während er bei denen mit Freistätten nur den getroffenen Läufer außer Gefecht setzt. An Übergängen von der einen zur anderen Gruppe fehlt es hier freilich nicht, wie sich bei der Erörterung der vornehmlich den französisch-deutschen Grenzbezirken angehörenden Spiele 7, 8, 9 und 10 zeigen wird. Befremdlich ist das nicht; im Gegenteil, man würde sich wundern müssen, wenn derartige vermittelnde Spielarten nicht vorhanden wären.
La grande theque
Dieses französische Spiel hat auch in dem belgischen Spielbuche von Docx Aufnahme gefunden; da der Verfasser jedoch bemerkt, daß er es so beschreibe, wie es in Frankreich gespielt werde, so dürfen wir wohl annehmen, daß es in Belgien, wenn überhaupt, jedenfalls nicht in dieser Form im Gebrauch ist.
Die Zahl der Spieler beträgt 12—18; Spielgerät ist ein Lederball, der mit einem gewöhnlichen Schlagholz von 60 bis 80 cm Länge geschlagen wird. Die Schlagpartei hält sich im Innern des Fünfecks, der chambre, auf, nur der Schläger steht bei 1, der Einschenker, der ebenfalls der Schlagpartei angehört, bei E. Die Fänger verteilen sich um das Fünfeck herum. Die Entfernung von einem Freimal zum andern beträgt 6 m. Gelaufen wird in der Richtung des Pfeils, also links herum. Jedes Freimal muß im Laufen berührt werden. Der Lauf ist zu unterbrechen, wenn die folgende Freistätte bereits von einem Läufer besetzt ist, da zwei Läufer zugleich sich nicht an einem Male aufhalten dürfen.
Der einzelne Schläger ist ab:
1. wenn er dreimal die Annahme des Balles verweigert
oder
vorbeischlägt,
2. wenn er im Lauf abgeworfen wird,
3. wenn er sich in dem Augenblick, wo der Ball in das
Innere
zurückgeschafft wird, nicht an einem Freimal
(base) befindet,
4. wenn er den Ball hinter sich schlägt.
Sind nur noch 2 Schläger (worunter der Einschenker) übrig, so kann einer von ihnen „3 Schläge für eine Runde“ fordern. Gelingt es ihm dann, nach einem dieser Schläge die ganze Runde in einem Zuge zu durchlaufen, so sind alle, die schon ab waren, wieder im Spiele. Daher schlagen die besten Spieler immer zuletzt.
Die ganze Partei ist ab:
1. wenn alle einzelnen Schläger ab sind,
2. wenn alle noch im Spiele befindlichen Schläger im
Laufen
begriffen, also keine zum Schlagen berechtigten
mehr vorhanden
sind.
Gezählt werden die Rundläufe, deren jeder mit 5 Punkten gewertet wird. Eine Partie ist gewonnen mit 40 Punkten. Ein Spiel setzt sich zusammen aus zwei Partieen (manches) und erforderlichenfalls einer Entscheidungspartie (une „belle“).
Rounders
Die beiden Parteien sind je 9 Mann stark; der Ball ist dem Cricketball ähnlich, nur weniger hart; als Schlagholz dient eine dem Criketschläger ähnliche Keule, die mit beiden Händen ge- führt wird. Häufig wird auch nur ein gewöhnlicher Gummiball und ein dem unseren gleicher Stock benußt. Die Schlagpartei hält sich hinter dem Schlagmal auf, die Fangpartei verteilt sich wie im vorigen Spiel. Der Einschenker gehört der Fangpartei an; er steht entweder an derselben Stelle wie in der grande thèque oder im Mittelpunkte des Fünfecks. Zahl und Lage der Male wie beim französischen Spiel, doch wird in entgegengesetzter Richtung, also rechtsherum, gelaufen.
Der einzelne Schläger ist ab, wenn sein Ball gefangen oder er selbst im Laufe getroffen wird. Die „3 Schläge für eine Runde“ können auch hier versucht werden. Außerdem aber wird an vielen Orten so gespielt, daß jeder, der auf seinen eigenen Schlag hin eine ganze Runde läuft, dadurch einen der schon außer Spiel gesezten Schläger wieder ins Spiel bringt. Eine solche Runde wird dann nicht mit 5, sondern mit 10 Punkten gewertet. Der Lauf ist zu unterbrechen, sobald der Ball wieder in den Händen des Einschenkers ist, oder wenn die nächste Freistätte (base) schon von einem Läufer besetzt ist. Gewechselt wird nur, wenn eine ganze Partei ab ist, und es hat schließlich diejenige Partei gewonnen, die die meisten Läufe erzielt hat.
Die Regeln des Rounders sind, wie wir sehen, denen des französischen Spiels überraschend ähnlich. Neuerdings haben sie durch die Rounders Association verschiedene Abänderungen erfahren, die dem Einfluß des Baseballs zu verdanken sind, doch sind dieselben für uns von keinem Interesse.
Baseball
Dieses Spiel ist das amerikanische Nationalspiel und als solches vollkommen sportmäßig ausgebildet. Die Spielerzahl beträgt 9 auf jeder Seite. Der benußte Ball ist fast so hart wie ein Criketball; Verletzungen des Schlägers oder des hinter ihm stehenden Fängers kommen darum keineswegs selten vor, obwohl der letztere durch eine Gesichtsmaske, einen den Rumpf deckenden Panzer und starke Fausthandschuhe einigermaßen geshüßt ist. Die Keule, von der eine Abbildung beigefügt ist, ist so schwer, daß sie beim Schlagen mit beiden Händen geführt werden muß.
Von dem Spielfeld und der Ausstellung der einzelnen Parteien giebt die nebenstehende Zeichnung ein übersichtliches Bild. Aus dem regelmäßigen Fünfeck des französischen und englischen Spiels ist beim Baseball ein Rhombus geworden, dessen Seitenlänge 27,5 m beträgt, und dessen vom Schlagmal zum 2. Freimal gezogene Diagonale eine Länge von 38,5 m hat.
Der jeweilige Schläger steht, je nachdem ob er rechts oder links schlägt, in einem der beiden Schlagmale (Batsman’s box). Je ein anderer darf sich in dem rechts und links von den Schlagmalen abgegrenzten Raume aufhalten, um erforderlichenfalls den Läufern – einer ist auf dem Bilde gerade vom 2. zum 3. Freimal unterwegs – Ratschläge und Warnungen zuzurufen. Alle übrigen, nicht beschäftigten Mitglieder der Schlagpartei haben sich in dem abgegrenzten Raume in der linken oder rechten unteren Ecke des Bildes aufzuhalten.
Von der Fangpartei – in der Zeichnung an den weißen Hosen und schwarzen Strümpfen kenntlich, während die Schläger schwarze Hosen und weiße Strümpfe tragen – steht einer als Einschenker im Innern des Vierecks in einem besonders bezeichneten Standmal, das 15,5 m vom Schlagmal entfernt ist; ein zweiter steht unmittelbar hinter dem Schläger, drei weitere in der Nähe der drei Freistätten, und die übrigen sind in der aus der Abbildung ersichtlichen Weise um das Viereck herum verteilt. — Der Schiedsrichter steht, durch eine Gesichtsmaske geschützt, hinter dem Schlagmal.
Das Einschenken erfolgt nun in der Weise, daß der Ball neben dem Schläger vorbei zwischen den beiden Schlagmalen hindurch geworfen wird. Der Schläger braucht jedoch nur dann nach ihm zu schlagen, wenn er mindestens in Knie- und höchstens in Schulterhöhe an ihm vorüberfliegt. Alle schlecht eingeschenkten Bälle werden von dem Schiedsrichter laut gezählt. Vier schlechte Bälle bei demselben Schläger berechtigen diesen, sich ungehindert zum ersten Freimal zu begeben.
Nach jedem richtig eingeschenkten Balle muß der Schläger schlagen; thut er es nicht, so zählt das ebensogut als Fehlschlag, als ob er geschlagen, aber nicht getroffen hätte. Ein Schlag, bei dem der Ball außerhalb der beiden vom Schlagmal ausgehenden Seiten des Vierecks, bezw. deren Verlängerung (foul lines) niederfällt, wird nicht mitgerechnet; es darf also nicht darauf gelaufen, doch kann er gültig gefangen werden.
Beim dritten Fehlschlage oder beim ersten richtigen Schlage
muß
der Schläger laufen.
Der einzelne Schläger ist ab:
1. wenn der von ihm geschlagene Ball gefangen wird,
2. wenn der eingeschenkte Ball beim dritten Fehlschlage
von dem
hinter dem Schläger stehenden Fänger gefangen wird,
3. wenn ein Fänger einen nicht an einer Freistätte
stehenden
Läufer mit dem Ball in der Hand berührt
(abwerfen giebt es also
nicht!),
4. wenn ein im Besitz des Balles befindlicher Fänger
das Freimal,
dem ein Schläger zuläuft, mit irgend
einem Teil seines Körpers
eher berührt als der
Läufer.
Die ganze Partei ist ab, wenn drei ihrer Spieler ab sind. Die Partei, die in neun Gängen die meisten Umläufe gemacht hat, ist Siegerin. Sollte die Zahl der Umläufe dann auf beiden Seiten gleich sein, so wird das Spiel bis zur Entscheidung fortgesetzt.
Feldball
Die Einrichtung des Spielfeldes und die Aufstellung der Spieler entspricht der beim Baseball, nur ist das Schlagmal sehr wesentlich verändert. Dort ist nämlich ein Cricketthor aufgestellt, das der Schläger gegen die Würfe des Einschenkers zu verteidigen hat. Der benutzte Ball ist etwas größer, aber nicht härter als unser lederner Schlagball, doch kann man recht wohl auch mit dem letzteren auskommen. Das Schlagholz hat eine ähnliche Gestalt wie beim Cricket, ist jedoch erheblich leichter; es findet sich weiter unten abgebildet. Die Länge einer Seite des Vierecks beträgt 25 m, der Abstand des Einschenkers vom Schlagmal 15 m. Die Parteien sind je 11 Mann stark.
Beim Einschenken wird der Ball nun mit Schockwurf so geworfen, daß er kurz vor dem Thore auf den Boden aufschlägt und beim Aufspringen das Thor trifft. Nach einem schlecht eingeschenkten Balle braucht der Schläger nicht zu schlagen; ungültig sind alle Würfe, die nicht innerhalb 1,5 m vom Thore aufschlagen.
Jeder Schläger hat 3 Schläge; wohin der geschlagene Ball fliegt, ist gleichgültig. Nach jedem Schlage darf der Lauf angetreten werden, nach dem dritten muß er es. Er muß unterbrochen werden, sobald der Einschenker den Ball wieder in Händen hat und „Halt“ ruft. – An keinem Male dürfen sich mehrere Läufer gleichzeitig aufhalten.
Der einzelne Schläger ist ab:
1. wenn der eingeschenkte Ball das Thor trifft,
2. wenn der geschlagene Ball abgefangen wird,
3. wenn der Schläger aus Versehen mit dem Schlagholz das Thor
trifft,
4. wenn er im Laufen oder in einem Augenblicke, wo er kein
Freimal berührt, abgeworfen wird,
5. wenn das Mal, dem er zuläuft, oder das er im
Laufen zu berühren
unterlassen hat, von einem
Fänger mit dem Balle berührt
(„verbrannt“) wird.
Die ganze Partei ist ab, wenn 5 Läufer ab sind. Der Sieg fällt der Partei zu, die in 6 Gängen die meisten Umläufe gemacht hat.
Schlagball mit Freistätten
Wie das vorige Spiel aus einer Verbindung des Baseballs mit dem Cricket, so ist der Ball mit Freistätten aus einer solchen mit dem deutschen Schlagball mit Einschenker hervorgegangen. Das zeigt sich einmal in der Art des Einschenkens – der Einschenker steht hier nicht im Innern des Viereckes, sondern neben dem Schläger im Schlagmal -, sodann aber auch darin, daß nach einem Fehler niemals der einzelne Läufer, sondern stets dessen ganze Partei ab ist.
Das Schlagholz wird beim Schlagball mit Freistätten nur mit einer Hand geführt. Da das Spiel wesentlich auf das weibliche Geschlecht zugeschnitten ist, hat es nur die geringe Länge von 50 cm, wovon 20 cm auf den Griff und 30 cm auf die 10 cm breite Schlagfläche kommen. Die Anzahl der Freistätten kann wie beim Baseball einschließlich des Schlagmals 4 betragen, kann aber je nach der Beschaffenheit des Platzes auch eine höhere sein.
Jeder Schläger hat 3 Schläge. Er darf seinen Lauf nach jedem Schlage beginnen, nach dem dritten muß er es. Solange der Schläger noch nicht läuft, dürfen es auch die etwa schon an den Freistätten befindlichen Läufer nicht. Unterbrochen wird der Lauf, sobald der Ball dem Einschenker wieder zugeworfen ist (Ruf: Halt!). Befindet sich dann ein Läufer gerade zwischen zwei Freistätten, so darf er wurffrei bis zur nächsten weiterlaufen oder, falls diese schon besetzt ist, zu der eben verlassenen zurückkehren. An keiner Freistätte dürfen sich mehrere Läufer gleichzeitig aufhalten.
Die Schlagpartei ist ab:
1. wenn der geschlagene Ball abgefangen wird,
2. wenn ein Läufer in einem Augenblicke, wo er kein
Freimal
berührt, abgeworfen wird,
3. wenn das Mal, dem er zuläuft, oder an dem er, ohne
es mit der
Hand oder dem Fuß zu berühren, vorbei
gelaufen ist, von einem Fänger mit dem Balle berührt
(„verbrannt“) wird,
4. wenn ein Schläger den Ball anfaßt oder beim Laufen
mit dem Fuße
fortstößt,
5. wenn er das Schlagholz beim Schlagen aus der Hand
fliegen läßt
oder es beim Laufen mitnimmt.
Für den Sieg entscheidend ist die Anzahl der vollendeten Umläufe.
Balle au poste
Obwohl dieses Spiel nur in einem der mir zur Verfügung stehenden Spielbücher beschrieben wird, soll es doch außer in Montpellier in ganz Südfrankreich verbreitet und bis vor kurzem auh noch am Lycée Venri IV in Paris gespielt worden sein. Daß es unter den Schlagballspielen eine Sonderstellung einnimmt, weil die Art des Einschenkens bei ihm dieselbe ist wie bei den Thorballspielen, darauf ist schon oben hingewiesen worden. Aber noch in anderer Hinsicht stellt das Spiel eine Vermittlung zwischen Spielen verschiedenen Charakters dar. Bisher haben wir, von Nr. 5 abgesehen, nur solche kennen gelernt, bei denen ein von einem Schläger begangener Fehler zur Folge hatte, daß er selbst ab war; die ganze Partei war immer erst dann ab, wenn eine gewisse Anzahl ihrer Schläger ab war, oder wenn das Schlagmal einmal von Schlägern ganz entblößt war. Beim Balle au poste wird nun ein Unterschied gemacht zwischen Fehlern, die nur den einzelnen Spieler, und anderen, die seine ganze Partei vom Schlage abbringen. Diese künstliche Unterscheidung im Verein mit der verwickelten Punktrechnung und dem eigenartigen Einschenken legt nun den Schluß nahe, daß wir es hier nicht mit einer rein volkstümlichen Spielweise, sondern vielmehr mit einem bis zu einem gewissen Grade schon schulgemäß ausgebildeten Spiele zu thun haben, wodurch sich dann unschwer auch seine Verbreitung in dem sonst ziemlich schlagballfreien Süden erklären ließe
Die Absteckung des Spielfeldes ist die gleiche wie bei der grande thèque, doch halten sich die Schläger nicht im Innern des durch die Freistätten gebildeten Vielecks, sondern in einem hinter dem Schlagmal gelegenen kleinen Kreise von 3 bis 4 Schritt Durchmesser auf. Im Schlagmal liegt ein Taschentuch auf der Erde, welches der der Fangpartei angehörende und in der Mitte des Polygons stehende Einschenker mit dem Balle zu treffen sucht, während der Schläger dies zu verhindern bemüht ist, indem er den Ball mit der flachen Hand oder einem kurzen Schlagholz fortschlägt.
Der einzelne Schläger ist ab, und die Fangpartei
rechnet sich
einen Punkt an:
1. wenn der Einschenker das Tuch mit direktem Wurfe
(also nicht
durch Rollen) trifft,
2. nach 3 Fehlschlägen,
3. wenn er läuft, ohne den Ball getroffen zu haben.
Die ganze Partei ist ab, und die Gegner zählen sich
einen Punkt
zu:
1. wenn der Ball aus der Luft gefangen wird,
2. wenn ein Läufer abgeworfen wird,
3. wenn sich mehr als 2 Läufer an einer Freistätte
zusammenfinden,
4. wenn ein Läufer einen andern überholt,
5. wenn er vor dem neuen Schlage weiterläuft,
6. wenn er zu der eben verlassenen Freistätte zurückläuft,
7. wenn er eine Freistätte überschlägt,
8. wenn er die Seitengrenze des Spielplatzes überschreitet.
In all diesen Fällen vollzieht sich der Wechsel nicht ruhig, sondern es ist den bisherigen Schlägern gestattet, schleunigst den Ball zu ergreifen und einen der dem Mal zueilenden Gegner abzuwerfen. Gelingt ihnen das, so haben sie damit den Schlag wiedergewonnen. Nochmaliges Wiederwerfen wie bei uns ist nicht erlaubt. Der gefangene Ball wird nicht in die Höhe, sondern auf den Boden geworfen, während der Fänger zugleich „Au camp!“ ruft. Geschieht dieses Fortwerfen nicht unmittelbar nach dem Fangen, oder ruft jemand fälschlich „Au camp!“, so zählt das einen Punkt für die Gegenpartei. Außerdem wird noch jeder Umlauf mit einem Punkte und, wenn er ohne Unterbrechung ausgeführt wurde, mit 5 Punkten gewertet. Gewonnen hat schließlich die Partei, welche zuerst 5 Punkte mehr hat, als Spieler da sind.
Balle empoisonnee
Dieses in mehreren französischen Spielbüchern beschriebene Spiel wird nach den Teux de balle zur Zeit nur noch in einigen Bezirken des Département du Nord geübt. Im vorigen Jahrhundert soll es nah Belèze (GS. 58) ein Lieblingsspiel der nordamerikanischen Indianer gewesen sein. Von dem Spielfeld giebt Docx die hier beigefügte Skizze. Danach bildet dasselbe ein Rechteck, dessen eines Ende als Schlagmal (camp) abgegrenzt ist. Die 5 Punkte in den Grenzlinien stellen die Freistätten (postes) dar.
Die Inneren schlagen den ihnen von einem in E stehenden Gegner eingeschenkten Ball der Reihe nach mit der Hand ins Spielfeld zurück. Gelaufen wird in der Richtung des Pfeils durch alle 5 Male. An jedem Mal darf sich, wie in den früheren Spielen, zur Zeit immer nur ein Läufer aufhalten, und auch der ist vor dem Abwerfen nur dann geschützt, wenn er „Rendu!“ gerufen hat. Es ist den Läufern gestattet, den Ball, wenn er in ihre Nähe kommt, mit dem Fuße fortzustoßen, doch ist ihnen das Anfassen desselben streng verboten. Daher der Name balle empoisonnée, vergifteter Ball. Den Fängern ist das Laufen mit dem Balle nicht erlaubt.
Ein Wechsel der Parteien tritt ein:
1. wenn der geschlagene Ball gefangen,
2. wenn ein Läufer abgeworfen wird,
3. wenn ein Läufer den Ball mit der Hand anfaßt,
4. wenn kein zum Schlagen berechtigter Schläger mehr
im Schlagmal
ist.
Im zweiten Falle kann der Schlag durch das Abwerfen eines der ins Mal fliehenden bisherigen Fänger sofort wiedergewonnen werden. – Eine Partie ist gewonnen, wenn alle Läufer nacheinander ihren Umlauf ausführen, ohne daß inzwischen ein Malwechsel stattfindet.
Balle au camp
Mit dem Namen Balle au camp wird in Frankreich eine ganze Reihe verschiedener Varianten des Schlagballs bezeichnet; auch der vorher beschriebene Balle empoisonnée wird vielfach so genannt. Die denkbar einfachste Form desselben schildert uns Docxz sie scheint also in Belgien gebräuchlich zu sein. Hierbei liegt das Schlagmal in der einen, das Laufmal in der gegenüberliegenden Ecke des Spielplatzes. Die Äußeren schenken den Ball der Reihe nach ein, einer der Inneren schlägt ihn mit der Hand zurück, und sofort laufen alle dem Laufmal zu. Wird dabei einer durch den Wurf eines der dazwischen verteilten Fänger getroffen, so werden die Rollen gewechselt; wenn nicht, so darf sich die Schlagpartei einen Punkt anrechnen und frei in ihr Mal zurückkehren. – Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß das Schlagballspiel in dieser überaus kunstlosen, den Durchlaufspielen „Schwarzer Mann“ u. a. verwandten Form nur von kleinen Kindern gespielt wird.
In etwas entwickelterer Gestalt findet sich das Spiel in den Jeux d’Enfants beschrieben. Das Schlagmal erstreckt sich hier über die ganze eine Seite des Spielfeldes; die Zahl der je 8 bis 12 m voneinander entfernten Freimale beträgt 5, das letzte, das wie bei Docx in der der Ablaufstelle gegenüberliegenden Ecke angebracht ist, führt den Namen dernier refuge. Nach jedem Schlage dürfen nun so viele laufen, wie wollen, auch wenn sie noch nicht geschlagen haben, nur dürfen in seinem Freimal außer dem letzten sich mehr als 4 Läufer gleichzeitig aufhalten. Sind alle Läufer glücklich im dernier refuge angekommen, so haben sie das Spiel gewonnen. Ein Wechsel der Parteien tritt nur nach einem Treffwurfe ein, bei dem außerdem noch das Nachlaufen gestattet ist. Das Spiel steht also auch noch in dieser Form auf einer recht niedrigen Entwilungsstufe.
Eine weitere Ausbildung hat es in den von zwei Jesuitenpatres herausgegebenen Jeux de Collège erfahren. Über die Lage der Male ist aus der Beschreibung nichts Sicheres zu erfahren; ihre Zahl soll 2 bis 3 betragen, die je um 20 bis 40 m von einander entfernt sind. Der Schläger schenkt sich den Ball selbst ein und schlägt ihn mit der Hand oder einem Schlagholz (palette) in das Spielfeld hinein. Nach jedem Schlage kann laufen, wer will, und es kann sich auch an jeder Freistätte eine beliebig große Zahl von Läufern aufhalten. Den Läufern wird überhaupt ihre Arbeit möglichst erleichtert. Sind mehrere zugleich an demselben Freimal, so können sie nach dem nächsten Freimal hin eine Kette bilden, um dieses so desto leichter zu erreichen. Auch dürfen sie einem in Bedrängnis befindlichen Parteigenossen entgegen eine Kette bilden; wenn dieser dann das letzte Glied der Kette erreicht hat, so ist er ebenso gut in Sicherheit, als ob er im Freimal selbst angelangt wäre. Wird auf einen Läufer geworfen, so ist es ihm gestattet, den Ball mit der Hand beiseite zu schlagen; ein Wurf an den Kopf zählt nicht als Treffer. Je größere Rechte die Läufer besizzen, um so höheren Wert müssen die Fänger auf ein gutes Zusammenspiel legen. das durch das Verbot des Laufens mit dem Ball
La petite theque
Der Schläger steht in A, die übrigen Mitglieder der Schlagpartei sind in einer Stirnreihe links neben ihm aufgestellt. Die Fangpartei ist über das ganze Spielfeld verteilt. Nr. 1 ist der Einschenker, der sich also nicht mehr, wie sonst in den französischen Schlagballspielen, dem Schläger gegenüber, sondern fast schon wie bei uns neben ihm befindet. Der Ball wird mit der flachen Hand geschlagen; bei schlechtem Einschenken kann seine Annahme zweimal verweigert werden; es ist aber auch gestattet, in einem günstigen Augenblick den Ball ungeschlagen vorbeifliegen zu lassen und sofort den Lauf anzutreten. Gelaufen wird über die Freistätte B zum Laufmal C; der Rücklauf endigt nicht in A, sondern in D, von wo sich der Läufer dann unbehelligt wieder nach A begeben darf. Die Bestimmung, daß sich in einem Freimal zur Zeit immer nur ein Läufer aufhalten darf, gilt für B, aber nicht für die großen Male C und D.
Malwechsel tritt ein durch Abfangen und Abwerfen. Wiederwerfen ist in keinem Falle gestattet. Ist kein zum Schlagen berechtigter Schläger mehr bei A, so begiebt sich 1 zu dem Platze von 9 und wirft dort den Ball dreimal etwa 2 m hoch, indem er ihn jedesmal mit den Händen wieder auffängt. Läuft auch dann noch keiner, so gehen die in C befindlichen Läufer des Malschutzes verlustig und dürfen auch innerhalb der Freistätten abgeworfen werden. Das nennt man im Französischen le grand coup. Nach einem Wechsel schlägt immer derjenige zuerst, der die Partei hineingebracht hat.
Den Fängern ist das Laufen mit dem Ball, den Läufern das Anfassen desselben verboten, dagegen das Wegschlagen mit der Hand zur Vermeidung des Getroffenwerdens erlaubt. Kennzeichnend für die Feinheit, mit der dieses Spiel in Frankreich zuweilen gespielt wird, ist die folgende Bemerkung der Jesuitenpatres in den Jeux de Collège, S. 80: „Die Fänger (les trimeurs) müssen sich den Ball oft zuspielen, den Läufer zu umzingeln suchen und nur aus großer Nähe werfen, sonst fliegt der Ball aus dem Spielfeld heraus, und alle Läufer kommen nach D zurück.“ Ganz wie bei unserem deutschen Spiel!
Balle au baton
Nach Belèze ist der „Stockball“ hauptsächlich in der Normandie beliebt, wo das Schlagholz, ein gewöhnlicher Naturstock, thèque genannt wird. Docx beschreibt ihn indes auch als ein in Belgien heimisches, dort aber mit einem 45 cm langen, vorn breiten Schlagholz geübtes Spiel. Die Male liegen ähnlich wie bei der petite thèque: das but principal ist das Schlagmal; von da sind es bis zur 1. Freistätte, dem petit but, etwa 25 m, bis zum Laufmal, dem grand but, weitere 20 m. In keinem Male außer dem Schlagmal dürfen sich jemals 2 oder mehr Läufer gleichzeitig aufhalten.
Der „Stockball“ unterscheidet sich insofern von allen bisher beschriebenen, als er kein Parteispiel, sondern ein Einzelspiel ist. Vor Beginn des Spiels wird die Reihenfolge der Spieler durch das Los festgestellt; Nr. 1 ist zunächst allein drinnen, alle übrigen sind draußen. Er schlägt den Ball ohne Einschenker in das Spielfeld hinaus und läuft dann der Reihe nach die Male ab. Wird er unterwegs abgeworfen, so ist er ab und der Werfer an seiner statt Schläger. Kommt er glücklich ins Schlagmal zurück, so schlägt er selbst weiter. Wird der Ball ins Mal zurückgeschafft, ehe er selbst wieder dort ist, so bleibt er in dem Freimal, in dem er sich gerade befindet, und Nr. 2 kommt nun ans Schlagen. Trifft dieser den Ball gut, so läuft Nr. 1 ins Schlagmal zurück und hat nun wieder den Schlag.
Über das Abfangen und das Laufen mit dem Ball enthalten die Spielbücher keine Bestimmungen.
Spiele mit einfachem Laufmal
Das Schlagballspiel wird in Deutschland und den Ländern der österreichischen und ungarischen Krone zwar örtlich mit den mannigfachsten Abweichungen in den Regeln gespielt, doch haben alle diese verschiedenen Abarten wenigstens den Charakterzug miteinander gemein, daß die Bahn, die der Schläger nach dem Schlage zu durchlaufen hat, überall eine gerade ist. Die Freistätten der französisch-englischen Spiele sind entweder ganz fortgefallen, oder sie sind zu Freimalen herabgesunken, welche von den Läufern zwar zum Ausruhen benußt werden dürfen, deren Berührung aber keineswegs eine Pflicht für sie ist. Meistens ist das Freimal dazu noch als sog. Sprungmal dicht an das Schlagmal herangerückt, und nur in einigen östlichen Bezirken, wo Deutsche unter Slaven wohnen, in Böhmen und Posen (Bromberg), konnten bis jetzt Spielweisen nachgewiesen werden, bei denen sich das Freimal wie bei dem zuletzt beschriebenen balle au bâton auf seiner alten Stelle in der Mitte der Laufbahn erhalten hat. Der Schlag wird durchgehends mit einem gewöhnlichen Naturstocke ausgeführt, nur in Osterreich kommt noch vereinzelt das Schlagen mit der flachèn Hand vor.
So sehr nun aber auch die verschiedenen Arten des Schlagballspiels im einzelnen voneinander abweichen, so lassen sich doch drei Kategorien desselben mit ziemlicher Deutlichkeit gegeneinander abgrenzen. Die Spiele der beiden ersten Gruppen sind Einzelspiele, d.h. Spiele, bei denen man keine Parteien bildet, sondern wo jeder für eigene Rechnung spielt. Sie unterscheiden sich unter sich wieder dadurch, daß bei der ersten anfänglich nur ein einziger von den Spielern Fänger ist und alle übrigen Schläger sind, während bei der zweiten in ihrer reinsten, jetzt freilich vielfach abgeänderten Gestalt nur einer Schläger ist und alle übrigen Fänger sind. Die Spiele der dritten Gruppe sind Parteispiele.
Tickball
Das einfachste Spiel der ersten Gruppe, das im östlichen Holstein, der Gegend von Eutin, im Gebrauch ist. Es wird von nur zwei Spielern betrieben. Der eine schlägt den Ball, der andere hält ihn auf und setzt seinen Fuß darauf. Nun kommt der Schläger herzugelaufen, ſtößt mit dem Schlagholz den Ball unter dem Fuße des Gegners weg und flieht sofort in sein Mal zurück. Der Fänger ergreift den Ball und wirft damit, ohne seinen Standort zu verlassen, hinter dem Läufer her. Trifft er ihn, so werden die Rollen gewechselt, wenn nicht, so geht das Spiel in der bisherigen Weise weiter.
Eine andere Form ist im Magdeburgischen im Gebrauch. Dort schlägt der eine Spieler den Ball und stemmt dann das Schlagholz möglichst weit vom Körper weg gegen den Boden. Der andere versucht nun den Ball von der Stelle aus, wo er ihn aufhob, zwischen Schläger und Schlagholz hindurchzuwerfen. Gelingt ihm das, so wird er Schläger und der Gegner Werfer. Ein Lauf kommt bei diesem Spiel nicht vor.
Pallantern
Bei diesem Spiel, das im Posenschen (Krotoschin) heimisch ist, kann die Zahl der Mitspielenden bis zu 20 betragen, doch ist auch hier anfänglich nur ein Fänger vorhanden. Jeder Schläger hat drei Schläge; trifft er den Ball mit keinem derselben, so wird er mit Fänger. Gelingt es ihm aber, den Ball weit fortzuschlagen, so rennt er zu dem etwa 20 Schritt entfernten Laufmal, schlägt dreimal mit dem Schlagholz, der Titsche, dagegen und eilt dann sofort zurück. Wird er unterwegs abgeworfen, so tritt er ebenfalls zu den Fängern über. Ist schließlich nur noch ein Schläger übrig, so wird dieser allein Fänger, alle übrigen beziehen das Schlagmal, und das Spiel beginnt von neuem.
Zuweilen erfährt das Spiel eine kleine Abänderung. Erreicht ein Läufer das Schlagmal wieder, ohne getroffen zu sein, so muß er sich hinstellen und nach sich werfen lassen, ohne ausweichen zu dürfen. Wird er dann noch getroffen, so ist er ab und wird mit Fänger.
In Westpreußen (Neumark) hat man bei dem Pallantern zu Anfang nicht bloß einen, sondern gleich mehrere Fänger – das charakteristische Kennzeichen ist da also schon verloren gegangen. Außerdem ist dort noch eine weitere, an den Tickball erinnernde Abweichung im Gebrauch. Wird nämlich der geschlagene Ball gefangen, so ruft der Fänger „Kopper“ und begiebt sich an das Laufmal. Der Läufer tritt ebenfalls bis auf 4 Schritt an das Mal, einen großen Stein, heran, wirft mit dem Schlagholz danach und ergreift sofort die Flucht. Verfehlt er den Stein oder wird er beim Rücklauf mit dem Balle getroffen, so ist er ab.
Metten
Metten oder Meta ist die in Österreich-Ungarn gebräuchliche Benennung des Schlagballspiels, und zwar versteht man unter der großen Meta, in Ungarn longa meta, das Parteispiel, unter der kleinen, in Böhmen auch „Lichtl“, in Steiermark „Bastardeln“ genannt, ein in diese Gruppe gehöriges Spiel. *)
Klock beschreibt das letztere in den Jahrbüchern der deutschen Turnkunst (XII 337 ff.) mit folgenden Worten: „Hat der erste Schläger den selbstaufgeworfenen Ball in die Höhe und Weite geschlagen, so läuft er mit dem Schlagholz zum Laufmale und giebt hier drei Schläge ab, wenn er sofort zurück laufen kann. Ist dies aber nicht möglich, weil der Ball in seiner Nähe ist, dann schlägt er nur einmal und ruft gleichzeitig „Lichtl“ (leichter Lauf). Darauf stellt sich der Dienende – auch in diesem Spiele giebt es anfänglich nur einen Fänger – neben die Fahne (das Laufmal), legt den Ball unter den rechten Fuß und wartet in aufrechter Stellung die folgenden zwei Schläge ab. Diese geschehen nun nicht so bald und nicht in gleichmäßigen Zwischenräumen; der Schläger wird alles aufbieten, den Gegner zu überlisten und dessen Aufmerksamkeit von dem Balle abzulenken, um das rasche Aufnehmen des Balles zu hintertreiben. Ist nämlich der dritte Schlag gefallen, dann versucht der Schläger, das Schlagmal ungetroffen zu erreichen, der Dienende aber nimmt rasch den Ball auf und versucht, den Schläger zu treffen. Trifft er ihn, so wird dieser auch ein Dienender. Erreicht aber der Schläger ungetroffen das Schlagmal durch das (dort aufgestellte) Thor, so reiht er sich als letzter seiner Partei an, und der nächste Schläger folgt.
Sind die Schläger bis auf einen zu Dienenden gemacht, dann hat dieser nach drei gelungenen Läufen das Recht, aus den Dienenden nach eigener Wahl einen Schläger zu wählen, um seine Partei wieder zu stärken. Dieses wiederholt sich nach weiteren drei gelungenen Läufen. Wird aber auch der letzte Schläger „ab“ gemacht, so ist dieser bei dem neubeginnenden Spiele allein Dienender („Bußkatl“). Auch durch dreimaliges Nichttreffen beim Schlagen und durch Abfangen seines Balles kann ein Schläger ab werden.
In dieser Form wird Metten in Reichenberg in Böhmen gespielt. Anderwärts braucht der Fänger, wenn der Schläger nicht gleich zurücklaufen kann, den Ball nicht gerade unter den Fuß zu legen, sondern der Läufer kann ihm statt dessen auch irgend etwas anderes auferlegen, was ihm den Rücklauf erleichtert. Der Tscheche Karasek aus Hohenmauth führt dafür folgende Beispiele an: Der Fänger muß den Ball in die Höhe werfen und wieder auffangen, ihn unter die Achsel, den Rock oder in die Tasche stecken, auf die Erde legen und mit der Mütze bedecken. Aufgaben, deren Ausführung unmöglich oder zu schwierig ist, können abgelehnt werden.
Derselbe Gewährsmann schildert uns noch eine andere Form dieses Spiels, welche in einigen Gegenden Böhmens „Vierundzwanziger“ genannt wird. Auch hierbei is anfänglich nur einer als Fänger thätig, der dazu noch das Einschenken des Balles zu besorgen hat. Die Schläger dürfen alle nur zum Laufmal hinlaufen und müssen dort warten, bis der letzte, der primas, an die Reihe kommt. Dann laufen sie alle zurück, der primas läuft zum Laufmal hinunter und verweilt dort so lange, bis der nächste primas schlägt.
Sind alle Schläger bis auf einen zu Fängern geworden, so kann der letzte dadurch, daß er 24 Punkte erringt, alle seine früheren Genossen wieder an den Schlag bringen. Gelingt es ihm nämlich, gleich mit dem ersten Schlage den Ball so zu treffen, daß er zum Laufmal laufen kann, so zählt das für ihn 6 Punkte. Nun schlägt er von dort aus in entgegengesetzter Richtung und läuft zurück, wodurch er weitere 3 Punkte gewinnt. Kann er ohne Unterbrechung gleich hin- und zurücklaufen, so zählt das beim ersten Schlage 9, bei den folgenden 6 Punkte. Bringt er keine 24 Punkte zusammen, so muß er in dem neuen Gange selbst den Fänger spielen. – Der „Vierundzwanziger“ stellt bereits einen Übergang zu den Spielen der zweiten Gruppe dar, deren Merkmale in dem nachstehend zuerst beschriebenen am reinsten erhalten sind.
*) So nach Guttmann. Straube aus Budweis beschreibt in der Deutschen Turnzeitung 1894, S. 970 f. unter derselben Überrift einige Spiele, die mit dem Schlagball gar nichts zu thun haben.
Rennball
Die Heimat des Rennballs, dessen Kenntnis wir dem Buche „Die Bewegungsspiele“ von Trapp und Pinzke verdanken, ist Hinterpommern. 6—11 Knaben können sich daran beteiligen, von denen drei Fänger, die übrigen Schläger sind. Der Raum zwischen dem Schlag- und dem Laufmal wird in drei Felder, das Vorder-, Mittel- und Hinterfeld, eingeteilt und jedes derselben von einem Fänger besetzt. Wird nun ein Schläger abgefangen oder abgeworfen, so wird er „Letzter draußen“, der Fänger bezw. Werfer wird letzter Schläger. Ist dieser Inhaber des Vorder- oder Mittelfeldes gewesen, so rücken die hinter ihm stehenden Fänger je um ein Feld vor. Trifft keiner der Schläger den Ball, so wird derselbe dem vordersten Fänger eingehändigt, der ihn dreimal in die Höhe wirft und dann einen der inzwischen ablaufenden Schläger abzuwerfen sucht. Gelingt ihm das, so vollzieht sich derselbe Vorgang wie beim gewöhnlichen Abwerfen.
Läufer
In Vorpommern (Stralsund) kennt man das nämliche Spiel in etwas veränderter Gestalt. Zu den drei Spielern der Fangpartei kommt hier noch ein vierter, der „Aufpasser“, hinzu, der sich im Schlagmal aufhält, um die nicht aus dem Male hinausgeschlagenen Bälle abzufangen und sich des Balles zu bemächtigen, falls ein Schläger seinen Lauf antritt, ohne getroffen zu haben. Der „Aufpasser“ hat also schon ganz ähnliche Pflichten wie der Einschenker in anderen Spielweisen; nur die Hauptsache, das Einschenken selbst, besorgt er nicht.
Unter den Schlägern übernimmt einer ein für allemal die Rolle des Lösers; er heißt der „Hereinholer“. Die Läufer dürfen nämlich, ganz wie beim böhmischen „Vierundzwanziger“, auf ihre eigenen Schläge nur nach dem Laufmal hinlaufen; den Rücklauf dürfen sie erst antreten, wenn sie sich alle im Laufmal befinden und der „Hereinholer“ den Ball schlägt. Gelingt es den Läufern trotz der 6 Schläge, die der Hereinholer hat, nicht, ins Schlagmal zurückzugelangen, so wird dieser „Letzter draußen“, der Aufpasser wird Hereinholer und der „Erste draußen“ Aufpasser. Kommen die Läufer schon bei den ersten Schlägen des Hereinholers zurück, so wird dieser zur Belohnung erster Läufer, die übrigen schlagen in der Reihenfolge, wie sie zurückgekommen sind, der letzte wird also Hereinholer.
Wird ein Läufer abgeworfen, so wird er Letzter draußen, während die sämtlichen Fänger um einen aufrücken. Wird der Ball abgefangen, so tauscht der Fänger mit dem betr. Schläger einfach den Platz. – Mit kleinen Abweichungen wird das Spiel nach Boethke (Rundschreiben des Kreises 1 vom 11. Mai 1894) ebenso in Thorn (Westpreußen) und nach Böttcher (Monatsschchrift f. d. Turnwesen 1896 S. 40 ff.) auch in Görlitz (Schlesien) gespielt.
Freiball
Von dem „Rennball“, der ein reines Spiel ohne Einschenker ist, und dem „Läufer“, bei dem sich die Schläger zwar den Ball selbst einschenken, als Vertreter der Fangpartei aber doch schon ein sog. Aufpasser sich im Schlagmal aufhält, unterscheidet sich der „Freiball“ nach Guts Muths‘ Beschreibung vor allem durch das Vorhandensein eines regelrechten Einschenkers. Die Rolle des Hereinholers ist ganz fallen gelassen und statt dessen die Bestimmung aufgenommen, daß die Schläger nur nach dem Laufmal hin zulaufen brauchen und von dort dann wurffrei in das Schlagmal zurückehren dürfen. Wird ein Läufer durch Abfangen oder Abwerfen ab, so wird er Letzter draußen, und der erfolgreiche Fänger tritt an seine Stelle. Fehlt er den Ball mit seinen sämtlichen drei Schlägen, oder nimmt er beim Laufen das Schlagholz mit, so erleidet er dieselbe Strafe, aber der Einschenker nimmt seine Stelle ein. In jedem Falle rücken die hinteren Fänger um einen Platz vor. – Leider erfahren wir nicht, wo Guts Muths das Freiballspiel kennen gelernt hat; wir gehen jedoch wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daß es aus seiner Heimat Quedlinburg oder dem benachbarten Lande Anhalt stammt. Sollte das thatsächlich der Fall sein, so erhielte damit der Satz eine neue Bestätigung, daß die Schlagballspiele der beiden ersten Gruppen nur in solchen Gegenden zu Hause sind, die ehemals slavischer Besitz waren und erst im Mittelalter von Deutschen besiedelt worden sind.
Unter den die dritte Gruppe bildenden Parteispielen findet sich nun zunächst eins, in welchem sich, ähnlich wie in den nordfranzösischen Spielen balle au bâton und petite thèque, noch ein Überrest einer Freistätte erhalten hat, und es ist vielleicht kein bloßer Zufall, daß auch dieses Spiel uns bisher nur aus Gegenden mit deutsch-slavischer Völkermischung bekannt geworden ist. Es ist eine Form der großen Meta, welche Karásek unter ihrem tschechischen Namen (velká groß, barborka unübersetzbar) beschrieben hat.
Velka barborka
Zwischen dem Schlag- und dem Laufmal etwa in der Mitte
befindet
sich ein Freimal, an welchem der Läufer auf seinem
Laufe zwar
anhalten darf, zu dessen Berührung er aber nicht,
wie das sonst
bei den Spielen mit Freistätten der Fall ist,
verpflichtet ist. Im
übrigen nimmt das Spiel etwa folgenden
Verlauf: Die Schlagpartei schlägt in einer vorher festgesetzten
Reihenfolge, und zwar der schlechteste Schläger zuerst, der
Führer
stets zulezt. Jeder kann laufen, wann es ihm beliebt; nur
muß er unbedingt seinen Lauf beendigt haben, sobald der
Führer
seine Schläge gethan hat. Dieser vertritt also hier
gewissermaßen
die Stelle des Hereinholers in dem Läuferspiel.
Um ihm sein Amt zu
erleichtern, ist ihm das Vorrecht eingeräumt,
daß er dreimal
schlagen und sich den Ball selbst einschenken
darf, während alle
übrigen nur einen Schlag haben,
zu dem ihnen der feindliche Führer
den Ball aufwirft. Bei
seinem dritten Schlage muß der Löser selbst
laufen, mag er
nun getroffen haben oder nicht, doch ist es ihm
wenigstens
gestattet, seinen Rücklauf bei dem Schlage eines der
späteren
Schläger anzutreten. Die Schlagpartei ist ab:
1. wenn der Ball nach hinten oder über die Seitengrenze
geschlagen wird,
2. wenn er von einem Schläger angefaßt oder
3. von einem Gegner gefangen wird,
4. wenn ein Läufer das Schlagholz mitnimmt oder
5. auf seinem Laufe mit dem Balle „geschlagen“ wird,
6. wenn der Führer dreimal vorbeischlägt.
Über ein ganz ähnliches Spiel, das Boethke auf einem Gauturntage in Bromberg von dortigen Turnern vorführen sah, berichtet derselbe in dem schon früher erwähnten Rundschreiben des Kreises I vom 11. Mai 1894.
Deutscher Schlagball
Vorbemerkungen
Zahlreich wie die Namen für dieses Spiel sind auch seine Spielarten. Erfreulicherweise hat sich nun in neuerer Zeit hierin eine Wandlung zum Besseren zu vollziehen angefangen. Unter den Namen dringt die Bezeichnung „Schlagball“ wenigstens in der Litteratur immer allgemeiner durch, und auch in Bezug auf das Regelwerk macht sich allmählich immer dringender das Bedürfnis nach einer größeren Einheitlichkeit geltend. Freilich fehlt es auch jetzt noch nicht an Leuten, die sich mit der Begründung, daß örtliche Eigentümlichkeiten erhalten werden müßten, mit Händen und Füßen gegen die Einführung einheitlicher Regeln sträuben. Zum Glück ist die Zahl dieser Überkonservativen aber in stetiger Abnahme begriffen, und es kann schon jetzt mit Genugthuung festgestellt werden, daß das Spiel ohne Einschenker, wie es im zweiten Teile dieses Buches eingehend geschildert ist, sich bereits in einer ganzen Reihe von Schulen und Vereinen, und darunter gerade die anerkannt spieltüchtigsten, das Bürgerrecht erworben hat. Ein kurzer Überblick über die volkstümlichen Spielweisen, verbunden mit einem Nachweis über die Entstehung der dieser Arbeit zu Grunde liegenden Regeln des technischen Ausschusses, möge im folgenden zunächst eine Stätte finden.
Im Volke wird Schlagball je nach den Gegenden bald mit, bald ohne Einschenker gespielt. Welche von diesen beiden Formen den Vorzug verdient, darüber ist eine Zeitlang in den turnerischen Zeitschriften viel hin und her gestritten worden. Entscheidend für den Wegfall des Einschenkers waren schließlich folgende Erwägungen. Das Treffen eines von einem Fremden eingeschenkten Balles ist schwerer als das eines selbst eingeschenkten. Es ist darum nicht zu verwundern, daß der Schläger nicht selten von der Erlaubnis Gebrauch macht, nach einem nach seiner Ansicht schlecht eingeschenkten Balle überhaupt nicht zu schlagen, noch häufiger schlägt er zwar, ohne aber zu treffen. Jedesmal fällt der Ball zu Boden; da es den Mitgliedern der Schlagpartei nun streng verboten ist, ihn anzufassen, so muß ihn der Einschenker stets selbst wieder aufheben. Dadurch wird der Zeitverlust, der mit dem häufigen Nichtschlagen oder Nichttreffen notwendig verbunden ist, noch vermehrt. Fast noch unangenehmer macht sich derselbe jedoch bemerkbar, wenn der Ball, wie das erfahrungsgemäß recht oft geschieht, von draußen zu kräftig in das Mal zurückgeworfen wird. Auch dann darf keiner der Schläger ihn abfangen oder herbeiholen, der abgehetzte Einschenker – denn gewöhnlih übernimmt ja immer derselbe Spieler zum Schaden der Ausbildung der anderen diese Rolle – bewegt sich schließlich auch nicht mehr allzu schnell hinter ihm her, und so geht wieder viel kostbare Zeit verloren. Die Fortlassung des Einschenkers hat nun zur Folge, daß sich die Arbeitslast weit gleichmäßiger auf die verschiedenen Spieler verteilt. Die sonst vom Einschenker geleistete Arbeit haben teils die übrigen Fänger übernehmen müssen, teils ist sie, da der im Mal befindliche Ball nunmehr Eigentum der Schlagpartei geworden ist, den Schlägern zugefallen.
Indem so alle Spieler zu ununterbrochener Anteilnahme am Spiel genötigt werden, wird die Ursache beseitigt, die schon Guts Muths veranlaßte, eine Regel aufzustellen, nach der es den zu zeitweiliger Unthätigkeit verurteilten Spielern verboten war, sich auf den Boden zu sehen oder zu legen. Zugleich wird damit aber auch dem Schlagen eine weit größere Bedeutung beigelegt, als das bei dem Einschenkerspiel der Fall ist. Denn während es bei dem letzteren gestattet ist, auch dann zu laufen, wenn der Ball von dem Schläger gar nicht getroffen wurde, nötigte der Fortfall des Einschenkers zur Einführung der Bestimmung, daß nur dann gelaufen werden darf, wenn der Ball durch einen Schlag aus dem Male hinausbefördert und damit also den Fängern wieder ausgeliefert ist.
Sobald nun der Ball aus dem Male hinausgeschlagen ist, suchen die Fänger ihn abzufangen oder, wenn das nicht gelingt, einen Läufer damit abzuwerfen. Dieses letztere geschieht nun bei den meisten volkstümlichen Spielarten auf eine höchst einfache Weise. Der Fänger, der den Ball aufhebt, rennt damit auf den Läufer los und wirft nach ihm, wenn er nahe genug an ihn herangekommen zu sein glaubt. Nur vereinzelt findet sich an Stelle dieses überaus selbstsüchtigen Verfahrens eine Regel, die den Fängern jedes Laufen mit dem Balle verbietet und sie dadurch zwingt, ihn an einen Mitspieler abzugeben, wenn ihr eigener Wurf wegen der zu großen Entfernung des Läufers aussichtslos sein würde. Damit ist also schon der Anfang eines Zusammenspiels der Fänger gegeben, das nur weiter ausgebildet zu werden brauchte, um ein auch höheren Anforderungen entsprechendes Turnspiel zu schaffen. Es war daher natürlich, daß hier dem bei der Minderheit unserer Jugend geltenden Brauche der Vorzug gegeben wurde.
Sind aber die Fänger erst einmal zu einem verständigen und raschen Zusammenspiel erzogen, dann wird den Läufern die glückliche Durhführung ihres Laufes außerordentlich erschwert. Selbst bei den besten Schlägen wird es gewandten Fängern fast stets möglich sein, den Ball eher zu dem am Laufmal stehenden Spieler hinzuschaffen, als der Läufer dort angekommen ist. Wenn da nun an der im Volke verbreiteten Regel festgehalten wäre, daß ein jeder angefangene Lauf auch notwendig zu Ende geführt werden muß, dann würden viele Läufer einfach in ihr Verderben rennen. Und noch schlimmer würde die Sache für sie werden, wenn die in einzelnen Gegenden geltende Bestimmung, daß der Läufer eine fest abgegrenzte schmale Laufbahn nicht verlassen darf, auch in das Schul- und Turnspiel aufgenommen würde. Hier mußte reiner Tisch gemacht werden, indem man beide Bestimmungen kurzerhand beseitigte und an ihre Stelle die Regel setzte, daß der Läufer innerhalb des Spielfeldes laufen darf, wo er will, und daß es ihm auch gestattet ist, umzukehren, wenn ihm die Durchführung seines Laufes zu gefährlich scheint.
Der Wechsel der Parteien vollzieht sich bei den volkstümlichen Spielarten gewöhnlich so, daß sich die bisherigen Fänger nach einem Fang oder Treffwurf gemächlichen Schritts zum Schlagmal begeben, um von nun an die Rolle der Schläger zu übernehmen. Nur in einer verhältnis8mäßig kleinen Zahl voñ Orten gilt die Regel, daß der Schlag nach einem Treffwurf von den bisherigen Schlägern durch das Abwerfen eines dem Mal zulaufenden Gegners wiedergewonnen werden kann. Ganz vereinzelt findet sich etwas Ähnliches auch beim Abfangen, wo eine Wiedergewinnung des Schlages auf demselben Wege gestattet ist. In diesem Falle wirft der Fänger, um seinen Mitspielern möglichst viel Zeit zur Flucht zu lassen, den Ball an einigen Orten zu Boden, an anderen senkrecht in die Höhe. Bei der Feststellung, ob ein ruhiger Wechsel oder ein solcher mit erlaubtem Wiederwerfen vorzuziehen sei, war die Entscheidung nicht schwer; der letztere verdiente wegen seiner größeren^ Lebendigkeit zweifellos den Vorzug und hat sich auch in der Praxis als für die Fesselung des Iunteresses von Spielern und Zuschauern höchst wertvoll erwiesen.
Eine Ermittelung der siegreichen Partei findet bei dem volkstümlichen Schlagballspiel in der Regel nicht statt. Da jedoch allgemein derjenige unter seinen Kameraden als der beste Spieler angesehen zu werden pflegt, der die meisten Läufe macht und am sichersten fängt und trifft, so schien es zweckmäßig, über die Zahl der Läufe, Fänge und Treffer Buch zu führen und danach die Sieger zu bestimmen.
Die Regeln für das Spiel ohne Einschenker in seiner vorliegenden Gestalt sind zuerst von dem Verfasser dieses Buches im Jahre 1894 bekannt gegeben worden. Die 2. Auflage seiner kleinen Schrift gab zwei Jahre später der technische Ausschuß als drittes seiner Regelheftchen heraus, und inzwischen ist auch schon eine 3. Auflage nötig geworden, so daß die Regeln innerhalb fünf Fahre in nahezu 6000 Exemplaren über ganz Deutschland und Osterreich verbreitet worden sind, der beste Beweis für den Anklang, den das Spiel in den deutschen Schulen und Vereinen gefunden hat. Nachdem schon in den beiden letzten Auflagen der Verfasser zusammen mit Prof. Dr. E. Kohlrausch in Hannover im Austrage des technischen Ausschusses eine Anzahl namentlich die Form der Regeln betreffende Änderungen vorgenommen hatte, sind in der vorliegenden Arbeit auch bereits einige, den Charakter des Spiels im übrigen nicht berührende inhaltliche Änderungen berücksichtigt worden, die ein aus den Herren Oberlehrer Heinrich (Schöneberg bei Berlin), Prof. Dr. Koch (Braunschweig), Dr. H. Schnell (Altona), J. Sparbier (Hamburg) und Max Vogel (Leipzig) bestehender, am 14. Fanuar in Berlin gewählter Unterausschuß nach den inzwischen gemachten Erfahrungen beschlossen hat.
Die Spielgesetze
1. Größe des Spielfeldes. Die Breite betrage 25, die Länge 60 m.
2. Schlagmal. Das Schlagmal erstreckt sich über die ganze eine Schmalseite des Spielfeldrechtecks hin. Seine vordere Grenze, die Mallinie, ist über die Seitengrenzen hinaus ver- längert zu denken; nach hinten zu ist es unbegrenzt.
3. Laufmal. Das Laufmal liegt in einem Abstande von 10 m vor der Mitte der hinteren Grenze des Spielfeldes. Es besteht aus zwei in einer Entfernung von 2 m voneinander aufgestellten hölzernen oder eisernen Pfosten.
4. Grenzfahnen. Grenzfahnen sind nötig zur Kennzeichnung der 4 Ecken des Spielfeldes und der Mitte jeder Langseite.
5. Schlagholz. Das Schlagholz sei 80—100 cm lang, aus festem Holz gefertigt und habe entweder einen kreisrunden Querschnitt von 3/2 cm Durchmesser am Schlagende oder einen rechteckigen Querschnitt (mit gut abgerundeten Kanten) von 3 x 4 cm. Das Griffende kann etwas dünner und mit einem Endknauf versehen sein.
6. Ball. Der Ball habe bei einem Durchmesser von 7 cm ein Gewicht von 80 g.
7. Stärke der Parteien. Die Zahl der Spieler betrage 12 auf jeder Seite.
8. Losen. Welche Partei zu Beginn des Spiels zuerst den Schlag hat, wird durch das Los entschieden.
9. Anzahl der Schläge. Jeder Spieler hat einen Schlag. Ist aber nur noch ein zum Schlagen berechtigter Spieler im Schlagmal vorhanden, so hat dieser, der „Löser“, drei Schläge, falls nicht schon nach seinem ersten oder zweiten Schlage einer seiner Parteigenossen in das Mal zurückkehrt. Der Löser verliert auch dann das Recht weiterzuschlagen, wenn er das Schlagholz vor Ausführung seines letzten Schlages zu Boden fallen läßt.
10. Reihenfolge der Schläge. Die Spieler schlagen in vorher festgesetzter Reihenfolge. Nach einem Malwechsel wird da fortgefahren, wo man vorher stehen geblieben war.
11. Ungültige Schläge. Ungültig sind alle Schläge, bei denen
a. der Schläger sich den Ball nicht selbst eingeschenkt, bei denen
er
b. nicht mit beiden Füßen im Schlagmal gestanden hat oder bei
denen ihm
c. das Schlagholz aus der Hand geflogen ist. Ferner sind ungültig
d. alle Schläge ohne Ausnahme, bei denen der Ball zwischen
der Mallinie und der Mittelfahne über die Seitengrenze
hinausgeht,
sowie von den Schlägen, bei denen der Ball die
Seitengrenze
zwischen der Mittelfahne und der hinteren
Eckfahne überschreitet,
diejenigen, bei denen er nicht vorher im
Spielfelde den Boden
berührt hat („Schiefe Bälle“).
Ungültige Bälle dürfen zwar von den
Gegnern abgefangen
werden, doch ist es nicht gestattet, darauf zu
laufen oder sie zum
Abwerfen zu benutzen. – Ein Schlag, bei dem der
Ball nicht
über die Mallinie hinausgeschlagen wird, gilt einem
Fehlschlage
gleich und kann daher auch nicht abgefangen werden.
12. Beginn und Ende des Laufes. Ein Schläger darf seinen Lauf sowohl nach seinem eigenen Schlage als auch nach dem eines später schlagenden Mitspielers antreten, doch immer nur dann, wenn der Ball durch einen gültigen Schlag aus dem Mal hinausgetrieben wurde. Er muß ihn beendigt haben, wenn er wieder an die Reihe kommt, sonst wird er beim Schlagen übergangen.
13. Unterbrechung des Laufs. Der Läufer darf seinen Lauf nicht nur am Laufmal, sondern auch an irgend einer anderen Stelle des Spielfeldes unterbrechen. Er muß ihn unterbrechen, wenn der Ball von den Fängern als verloren gemeldet oder ins Schlagmal zurückgeworfen ist. Er darf ihn fortsetzen, sobald der Ball wiedergefunden, bezw. von einem folgenden Schläger von neuem aus dem Schlagmal hinausgeschlagen ist.
14. Berührung des Laufmals. Soll ein Lauf als solcher gerechnet werden, so muß der Läufer einen der Pfosten des Laufmals mit der Hand berührt haben. Er darf zwar unterwegs umkehren, wenn ihm das Weiterlaufen zu gefährlich erscheint, doch muß er dann nachher noch einmal laufen. Nur wenn nach ihm ohne Erfolg geworfen wurde, darf er umkehren, und der Lauf wird ihm doch als gültig angerechnet.
15. Überschreiten der Grenzen. Überschreitet ein Läufer auf seinem Hin- oder Rücklaufe die hintere oder eine der seitlichen Grenzen des Spielfeldes, so ist der ganze Lauf ungültig und muß noch einmal ausgeführt werden. Der Läufer kann aber auch auf einem solchen ungültigen Laufe von den Gegnern abgeworfen werden.
16. Abwerfen. Wird ein Schläger außerhalb des Schlagmals von einem Fänger mit dem Balle getroffen, so ist seine Partei ab. Sie kann dann jedoch den Schlag durch Abwerfen eines der Gegner sofort wiedergewinnen. Gelingt ihr das, so können diese auf dieselbe Weise den Wechsel abermals rückgängig machen , und so fort, bis schließlich der Ball von einem der derzeitigen Fänger ins Schlagmal zurückgeworfen wird.
17. Ungültige Würfe. Ein Wurf wird nicht als Treffer
gerechnet:
a. wenn der Ball den Läufer nicht unmittelbar traf,
b. wenn einer der Fänger ihn absichtlih im Laufe behinderte,
c. wenn der Werfer vorher mit dem Balle in der Hand gelaufen war.
18. Anfassen und Fortstoßen des Balles. Ein Schläger, der außerhalb des Schlagmals den Ball anfaßt, gilt als abgeworfen, selbst wenn er dabei am Laufmal steht. Auch wenn ein Läufer den Ball absichtlich mit dem Fuße fortstößt, ist seine Partei ab. In beiden Fällen vollzieht sich der Wechsel der Parteien, wie in 16 beschrieben.
19. Abfangen. Wird der von einem Schläger geschlagene Ball außerhalb des Schlagmals mit einer Hand gefangen, ehe er den Boden berührt hatte, so ist die Schlagpartei ebenfalls ab. Der Fänger hat den Ball sofort senkrecht in die Höhe zu werfen, der Wechsel vollzieht sich alsdann in der gleichen Weise wie beim Abwerfen. Ereignet es sich bei derselben Partei wiederholt, daß der Ball von dem Fänger nicht unmittelbar nach dem Fange oder nicht senkrecht in die Höhe geworfen wird, so kann der Schiedsrichter den Fang für ungültig erklären.
Soll der Wechsel erst nach dreimaligem Fangen eintreten, so ist darüber von den Parteien vorher eine Vereinbarung zu treffen. Der Ball wird dann erst nach dem dritten Fange hochgeworfen und kann nach dem ersten und zweiten noch zum Abwerfen eines Läufers benutzt werden.
Wenn ein Läufer einen Fänger absichtlich am Fangen hindert, so gilt der Ball als gefangen. Hat dieser Fang einen Wechsel zur Folge, so vollzieht sich derselbe wurffrei.
20. Aushungern. Wird der Ball von der Fangpartei ins Mal zurückgeworfen, wenn gerade kein zum Schlagen berechtigter Schläger darin ist, oder trifft der Löser bei seinem letzten Schlage den Ball nicht, so ist die Partei ab. Der Wechsel vollzieht sich alsdann wurffrei.
21. Wettspiele. Die Dauer eines Wettspiels soll eine Stunde betragen. Gezählt werden dabei die vollen Läufe zum Laufmal hin und zurück, die Fangbälle und die Treffer. Der Sieg wird derjenigen Partei zugesprochen, die innerhalb der festgesetzten Zeit die höchste Punktzahl errungen hat.
Die oberste und endgültige Entscheidung in allen Zweifelfällen liegt dem Schiedsrichter, die Buchführung einem zweiten Unparteiischen ob. Zur Beobachtung der Vorgänge in der unteren Hälfte des Spielfeldes kann auch noch ein dritter Unparteiischer berufen werden.
Das Spielfeld
Wie zu allen größeren Laufspielen gehört auch zum Schlagball ein Platz, der von Löchern und anderen erheblichen Unebenheiten durchaus frei ist. Graswuchs, der beim Fußball wegen der Häufigkeit der dabei vorkommenden Stürze kaum zu entbehren ist, kann beim Schlagball sehr wohl fehlen. Wo er aber vorhanden ist, da sollte jedenfalls dafür gesorgt werden, daß er immer möglichst kurz gehalten wird. – Auf diesem Platze wird das Spielfeld nun so abgesteckt, daß die Fänger die Sonne seitlich oder im Rücken haben, da das Fangen sonst zur Unmöglichkeit wird. Herrscht starker Wind, so sollte man möglichst dafür forgen, daß man denselben wenigstens nicht von der Seite hat, weil sonst zu viele Bälle „schief“ werden. Am zweckmäßigsten ist es gewöhnlich, gegen den Wind zu schlagen.
Die Größe des eigentlichen Spielfeldes richtet sich wesentlich nach dem Alter der Spieler. Für Schüler der höheren Klassen und Erwachsene gilt eine Breite von 25 und eine Länge von 60 m als die geeignetste; für Wettspiele sind dies die Normalmaße. Für jüngere Knaben sind 15 bis 20 m Breite und 40 bis 50 m Länge ausreichend.
Das Spielfeld wird begrenzt auf der einen Schmalseite durch die Mallinie, auf der anderen durch die hintere Grenze, an den beiden Langseiten durch die Seitengrenzen. Von diesen muß wenigstens die Mallinie auch bei gewöhnlichen Übungsspielen stets deutlich erkennbar sein. Auf Schulhöfen und anderen grasfreien Plätzen wird sie am besten in den Boden eingeritzt, muß aber dann, da sie namentlich an der Schlagstelle leicht verwischt wird, öfter nachgezogen werden. Auf Grasboden genügen die an den Ecken des Spielfeldes aufgestellten Grenzfahnen nicht zur deutlichen Kennzeichnung der Mallinie; man bezeichnet alsdann die Stelle, von welcher aus geschlagen wird, noch besonders durch zwei in einem Abstande von 3 m aufgestellte Malstangen. – Die übrigen Grenzlinien werden, wo es geht, ebenfalls in den Boden eingeritzt. Ist das nicht möglich, so müssen die Eckfahnen und je eine in der Mitte der Seitengrenzen aufgestellte weitere Malstange zu ihrer Kenntlichmachung genügen.
Nur bei größeren Wettspielen muß dafür Sorge getragen werden , daß ein Zweifel darüber, ob die Grenze von einem Läufer oder dem Balle überschritten war, niemals aufkommen kann. In solchen Fällen empfiehlt es sich darum, auf Grasboden alle Grenzlinien mit Schlemmkreide zu ziehen. Das kann nun zwar jeder Anstreicher mit dem Pinsel leicht ausführen, billiger und zweckmäßiger ist es aber, sich dabei der hierneben abgebildeten Abgrenzungsmaschine zu bedienen. Dieselbe ist eine oben mit einem Deckel verschlossene eiserne Röhre. Im Innern, unter dem Deckel, liegt ein kleines Sieb, welches beim Füllen der Maschine die in der flüssigen Masse etwa noch vorhandenen festen Bestandteile zurückhält. An ihrem unteren Ende hat die Röhre eine feine Öffnung, aus welcher sich die Flüssigkeit auf ein kleines Holzrad ergießt, von dem sie dann wieder in Gestalt einer breiten weißen Linie auf den Boden übertragen wird. Die Art der Handhabung der höchst einfachen Maschine ergiebt sich aus der Abbildung. Damit die Linien ganz gerade werden, muß man einen Bindfaden auf den Boden spannen, an dem man entlang zieht. Damit sie sich länger halten, ist es zweckmäßig, der Schlemmkreide ein wenig Gyps beizumischen. Die Maschine, welche von A. Steidel in Berlin C (Rosenthalerstr. 34/35) unter dem Namen „The Gem“ zum Preise von 13.50 Mk. verkauft wird, ist auf dem IX. deutschen Turn- feste in Hamburg mit dem besten Erfolge verwandt worden. Neuerdings hat Turninspektor Hermann in Braunschweig nun eine ganz ähnliche Maschine erfunden, die sich in vortrefflicher Weise zum Ziehen dauerhafter weißer Grenzlinien auf Schulhöfen und anderen grasfreien Plätzen eignet. Das Rohr läuft hier auf zwei kleinen Rädern und hat an seinem unteren Ende einen schmalen, durch einen einfachen Handgriff zu öffnenden Schlitz, aus dem sich feiner weißer Sand auf den Boden ergießt. – Die 4 Eck- und 2 Mittelfahnen dürfen aber, auch wenn die Grenzlinien in dieser Weise deutlich sichtbar gemacht sind, niemals weggelassen werden.
Vielfach ist nun die Ansicht verbreitet, daß hiermit für die Abgrenzung des Spielfeldes genug geschehen sei. Wer das meint, vergißt jedoch, daß einmal das ganze Schlagmal sich außerhalb dieses abgegrenzten Raumes befindet, daß ferner von guten Schlägern häufig weiter als 60 m geschlagen wird, und daß endlich der Ball beim Werfen nach einem Läufer oder bei einem mißlungenen Schlage auch immer einmal über die Seitengrenzen hinausfliegen kann. Wäre nun keine weitere Abgrenzung vorhanden, so würden die Schläger beim Schlagen durch den Andrang der Zuschauer behindert, den Fängern das Herbeischaffen des Balles aus demselben Grunde wesentlich er schwert werden. Es ist daher durchaus nötig, daß hinter der Mallinie noch ein Raum von 10, außerhalb der Seitengrenzen einer von 5 und jenseits der hinteren Grenze einer von 20 m von Zuschauern freigehalten wird. Am besten geschieht dies durch eine feste Absperrung; nur wo eine solche nicht vorhanden ist, mag man sich mit einer zweiten Kreide- oder Sandlinie behelfen, die dann aber durch zahlreiche Ordner gegen das Vordringen des Publikums energisch verteidigt werden muß.
Zur weiteren Ausstattung des Spielfeldes gehört nun noch das Laufmal, das bei Übungsspielen gewöhnlich aus einem, bei Wettspielen stets aus zwei in einem Abstand von 2 m nebeneinander stehenden starken Pfosten besteht. Jeder dieser Pfosten ist 11/2 m von der ihm zunächst liegenden Seitengrenze, 10 m von der hintern Grenzlinie entfernt und so fest in den Boden eingetrieben, daß er nicht so leicht von einem Läufer umgerissen werden kann.
Die Spielgeräte
Der bei Wettspielen zu benutzende Ball hat ein Gewicht von 80 g und einen Durchmesser von 7 cm. Er enthält als Kern einen dickwandigen Gummiball, der mit Kuhhaaren umpolstert und mit einer Lederhülle überzogen ist. Will man einen anderen Ball benutzen – etwa den vielfach gebräuchlichen, mit Kuhhaaren ausgestopften Lederball -, so muß man vorher mit dem Gegner das Nötige verabreden. Jedenfalls sollte man bei jedem Wettspiele Wert darauf legen, daß kein Ball Verwendung findet, mit dem man zu spielen nicht gewohnt ist; denn nicht nur das Fangen, sondern auch das Schlagen und Werfen ist verschieden je nach der Schwere und Elastizität des Balles. – Falls eine Einigung wegen des zu benutzenden Balles mit dem Gegner nicht zu erzielen ist, verwende man während der ersten Hälfte der Spielzeit den Ball der einen, während der zweiten den Ball der andern Partei. – Für Knaben unter 14 Jahren thun auch die erheblich billigeren hohlen Gummibälle, die sog. Terracotta-, Gas- und Lawn-Tennis-Bälle, gute Dienste.
Selbstgefertigte Bälle zu benutzen ist in den letzten Jahren etwas aus der Mode gekommen. Dennoch werden manchem Leser einige Rezepte für deren Herstellung nicht unwillkommen sein. Guts Muths empfiehlt auf S. 54 der 8. Auflage seines Spielbuchs folgendes Verfahren: Man legt locker gewieltes Garn so lange in Wasser, bis es untergeht, wickelt es danach ganz fest zu einem Knäuel zusammen, giebt diesem einen Überzug von Papier und legt das Ganze nun so lange in einen Backofen, bis das Papier dunkelgelb gesengt ist. Hierauf wird das Papier entfernt und der Ball mit (Handschuh-)Leder überzogen. – Eine andere Herstellungsweise, die mir auch aus eigener Erfahrung als sehr zweckmäßig bekannt ist, schildert die „Gartenlaube“ (1899, Beilage zu Nr. 17): Ein großer Korkpfropfen wird mit Resten von Strickbaumwolle, alten Lappen 2c. derart umwickelt, daß eine feste Kugel entsteht. Diese wird mit starkem Bindfaden überspannt und dadurch nach Art der Apfelsinen in „Schnitze“ eingeteilt. Von einem der beiden Kreuzungspunkte aus beginnt man dann mit demselben Bindfaden den Ball rund herum zu umziehen, wobei man mit jedem Stich um den nächsten senkrechten Faden herumsticht, bis der Ball fest gepanzert ist. Die nebenstehende, dem genannten Familienblatte entnommene Abbildung veranschauliht das Umstricken des Balles in deutlichster Weise. Ein drittes Verfahren endlich beschreibt Wickenhagen in der Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel (1899 S. 35) mit folgenden Worten: „Verschaffe dir ein Stück Gummi; du hast ja einen oder den anderen Radfahrer in deiner Bekanntschaft; er giebt dir einen kleinen Lappen aus einem zurückgestellten Pneumatikreifen. Fünf Quadratcentimeter genügen. Andernfalls sind auch kleine Reste eines Gummischlauchs verwendbar. Dieses Stück zer- schneide in Teilchen von Erbsengröße. Nun nimm einen Weinkorken und zerreibe ihn auf dem Reibeisen. Korkkrumen und Gummistückchen werden gemischt. Inzwischen hat dir deine Schwester ein Leinwandsäckchen in quadratischer Form genäht. Die Ecken sind abgestumpft, damit es nach der Füllung einigermaßen Kugelgestalt erhält. Dieses Säckchen wird umgekehrt, damit Nähte und überstehende Ecken nach innen kommen, mit obiger Mischung vollgestopft und zugenäht. Um gute Abrundung und die erforderliche Festigkeit zu gewinnen, umwickle den Beutel straff mit feinem Hanfbindfaden, bis du einen gleichförmigen Knäuel hast. Das Ende des Fadens nähe auf die Unterlage fest. Inzwischen hast du dir für 5 Pfennige Karbolineum holen lassen. Mit dieser Flüssigkeit feuchte die Kugel an, so daß alle auf der Oberfläche sichtbaren Fäden von ihr durchdrungen werden. Es ist das der wirksamste Schuß gegen Feuchtigkeit und Verrottung; den teerartigen Geruch wirst du ja ertragen können. Nun braucht dein Fabrikat aber erst einige Tage zum Trocknen, denn sehr schnell geht’s mit Karbolineum nicht. Dann endlich folgt der Überzug. Er wird wieder mit dünnem Hanfbindfaden oder Zwirn in Kettenstich hergestellt. Die Ausführung ist durchaus einfach. Auch dieser Überzug erhält eine leichte Karbolineumtaufe. Nun mache einen Versuch, und du wirst mit meinem Rezept zufrieden sein.“
Das aus Föhrenholz hergestellte Schlagholz soll bei erwachsenen Spielern nicht unter 80 und nicht über 100 cm lang sein; Knaben können auch kleinere Hölzer von 60 bis 80 cm Länge benutzen. Hölzer mit breiter Schlagfläche, wie sie z.B. beim Cricket und Ball mit Freistätten Verwendung finden, sind beim Schlagballspiel unstatthaft. Zwar ist mit ihnen das Treffen des Balles erheblich leichter, dafür leidet aber die Kraft der Schläge. Auch muß von einem feinen Ballspiel gefordert werden, daß die Ausübung der einzelnen Fertigkeiten dem Spieler nicht allzu mühelos in den Schoß fällt. Am meisten empfiehlt sich ein kreisrunder Querschnitt von 3 1/2 cm Durchmesser, immerhin kann aber am Schlagende auch noch eine Abflachung bis zu 4 cm Breite bei 3 cm Höhe zugelassen werden. Ein besonderer Handgriff braucht nicht notwendig vorhanden zu sein; wo man ihn indes wünscht, da mag man das Schlagholz sich nach dem Griffende zu etwas verjüngen lassen und zur Verhinderung des Entgleitens beim Schlagen mit einem Endknauf oder auch einer Handschlinge versehen (vergl. die Baseballkeule S. 26). – Bei Wettspielen sollten stets Schlaghölzer von verschiedener Schwere und Länge zur Stelle sein. Auch ist es jeder Partei zu gestatten, ihre eigenen Schlaghölzer zu benutzen, sofern dieselben den oben gestellten Anforderungen entsprechen.
Das Laufmal muß einerseits so fest im Boden stehen, daß es von dem Läufer nicht umgerissen, und andererseits so stark sein, daß es von ihm nicht zerbrochen werden kann, selbst wenn er in vollem Lauf an dasselbe herankommt. Als zweckmäßig hat sich bewährt ein Holzpfosten mit kreisrundem Querschnitt von 7 cm Durchmesser, dessen 25 cm lange, schmiedeeiserne Spitze verhältnismäßig leicht in den Boden einzutreiben ist und doch fest darin haftet. Ein um das Fußende herumgelegter eiserner Ring trägt wesentlich mit dazu bei, ein Spalten und Umbrechen des Holzes zu verhindern. Der ohne die Spitze 1,40 m lange Pfosten kann der besseren Sichtbarkeit wegen farbig, etwa rot-weiß, ge- strichen sein, ist aber nicht mit einem Fähnchen zu versehen, wie das trotz der damit gemachten schlechten Erfahrungen immer noch vielerorts geschieht.
Die zum Abstecken des Spielfeldes benutzten Grenzfahnen sind 1,20 m hoch, 3 1/2 cm dick und oben mit einem Fähnchen in den Landes-, Stadt- oder Vereinsfarben, unten mit einer dünnen, 15 cm langen schmiedeeisernen Spitze versehen.
Die Vorbereitung des Spiels
Findet sich eine Schar von Knaben oder jungen Leuten zum Schlagballspielen zusammen, so ist das erste, was sie zu thun haben, die Wahl zweier Führer. Als solche werden stets die besten Spieler genommen, deren erste Aufgabe dann ist, durch abwechselndes Wählen die beiden Parteien zu bilden. Sind zufällig nicht gerade zwei ungefähr gleich tüchtige Spieler vor handen, so ist dem schwächeren von ihnen die erste Wahl ohne weiteres zuzugestehen. Sind sich die Führer dagegen einigermaßen ebenbürtig, so wird die Entscheidung, wer zuerst zu wählen hat, auf folgende Weise herbeigeführt: Der eine wirft dem andern das Schlagholz zu, das dieser an einer beliebigen Stelle mit der Rechten erfaßt. Jener ergreift das Holz mit seiner eigenen Rechten dann unmittelbar über der seines Gegners, dieser setzt wieder seine Linke darüber, und so geht es fort bis zum oberen Ende. Wer zuletzt greift, hat die erste Wahl. Reicht der oben noch übrige Raum nicht mehr für die ganze Faust aus, so darf man auch mit den Fingerspitzen zufassen, muß dann aber dadurch, daß man den Stock über den Kopf hinweg dreimal um seinen Körper herumführt, den Beweis liefern, daß man ihn festzuhalten vermag. Gelingt das nicht, so fällt dem Gegner die erste Wahl zu (vgl. das Bild auf S. 60).
Diesen altehrwürdigen Brauch, von dem es mancherlei örtliche Abweichungen giebt, sollte man sich ernstlich bemühen in den Schulen nicht nur, sondern auch in den Vereinen zu erhalten. – Dieselbe Art des Losens findet gleich darauf dann noch einmal Verwendung, wenn es gilt, festzustellen, welche Partei zuerst das Schlagmal besetzen soll. Bei Wettspielen, wo jede Partei ihre Spieler mitbringt, wird natürlich nur um den Schlag gelost, und es ist dann allerdings zur Vermeidung von Meinungsverschiedenheiten die Entscheidung nicht auf die oben beschriebene Weise, sondern durch Hochwerfen eines Geldstücks (Kopf oder Wappen?) herbeizuführen.
Die Stärke der Parteien wird sich bei Übungsspielen natürlich nach der Zahl der anwesenden Spieler richten müssen. Bei Wettspielen beträgt sie stets 12. Vermag eine der Parteien diese Zahl nicht ins Feld zu stellen, so hat sie mit dem Gegner wegen einer Verringerung derselben rechtzeitig in Verbindung zu treten. Ist das vorher nicht geschehen, so bleibt es diesem überlassen, ob er ebenfalls einige seiner Spieler ausscheiden will oder nicht. Mit weniger als 10 Spielern ein Wettspiel auszufechten, sollte aber unter allen Umständen vermieden werden.
Die Partei, welche beim Losen das Schlagrecht gewonnen hat, die Schlagpartei, besetzt nun das Schlagmal und darf sich in diesem nach jeder Richtung hin frei bewegen. Um einen flotten Fortgang des Spiels zu sichern, ist schon beim Üben streng darauf zu halten, daß die nicht beschäftigten Schläger sich nicht truppweise zusammenscharen und miteinander unterhalten, sondern sich über das ganze Mal verteilen, das Spiel fortwährend im Auge behalten und sich bemühen, den von der Fangpartei ins Mal zurückgeworfenen Ball aufzufangen oder, wenn er darüber hinausfliegt, möglichst rasch wieder herbei und in die Hand des folgenden Schlägers zu schaffen. Geschieht das stets, so gewinnt nicht nur das ganze Spiel an Reiz, weil die durch das Herbeiholen des zu weit geworfenen Balles entstehenden langweiligen Pausen vermieden werden, sondern es üben sich die Spieler zugleich in dem so wichtigen sicheren Fangen des Balles. Andererseits muß – das sei schon hier bemerkt – auch den Fängern zur Pflicht gemacht werden, den Ball, wenn irgend angängig, stets so ins Mal zurückzuwerfen, daß es den Schlägern möglich ist, ihn aufzufangen.
Die Aufstellung der Fangpartei ergiebt sich aus der auf S. 56 eingefügten Skizze. Die Verteilung der einzelnen Plätze ist Sache des Führers und von diesem schon vor Beginn des Spiels vorzunehmen, damit nachher keine Zeit mehr mit dem Ausstellen verloren zu werden braucht. Die beiden besten Spieler nehmen stets die Plätze vor dem Laufmal und nächst der Mallinie ein. Die Plätze nahe der hinteren Grenze sind bei Wettspielen immer durch Leute zu besetzen, die gute Fänger und zugleich schnelle und ausdauernde Läufer sind; bei Übungsspielen sollte man gerade mit diesen Hinterspielern häufiger wechseln, da ihr Dienst meist anstrengender, dabei aber weniger fesselnd ist als derjenige der vorderen Spieler. Zweckmäßig ist es, bei jedem Malwechsel den mit in das Hintertreffen zu stellen, durch dessen Schuld der Schlag verloren ging, also den, der sich von einem Gegner abwerfen ließ oder den Fangball schlug. Sollte sich während des Spielens eine andere Art der Aufstellung als zweckdienlich erweisen, so ist es natürlich Sache des Führers, sofort die nötigen Änderungen anzuordnen.
Auch die Reihenfolge, in der geschlagen werden soll, muß von den beiden Führern vor Beginn des Spiels genau festgesetzt sein. Bei Übungsspielen pflegt die Reihenfolge zu gelten, in der die Spieler gewählt worden sind, bei Wettspielen dagegen erfolgt ihre Feststellung nach dem Grundsatze, daß die sichersten Schläger zwischen die übrigen Spieler verteilt werden müssen. Die einmal gewählte Reihenfolge ist unbedingt während des ganzen Spiels beizubehalten.
Daß sich bei Wettspielen die Gegner vorher über einen Schiedsrichter und einen unparteiischen Buchführer zu einigen haben, sei hier nur nebenbei erwähnt. Näheres darüber findet sich in einem späteren Abschnitt.
Der Verlauf des Spiels
Nachdem die beiden Parteien ihre Plätze eingenommen haben, nimmt der erste der Schläger den Ball zur Hand und schlägt ihn mit dem Schlagholz möglichst weit in das Spielfeld hinein oder auch über dasselbe hinaus. Ist der Schlag gut gelungen, so tritt er sogleich seinen Lauf zum Laufmal an, wenn nicht, wartet er einen guten Schlag eines seiner Parteigenossen ab. Die Fänger bemühen sich, den geschlagenen Ball aus der Luft zu fangen oder, falls das nicht glückt, mit demselben den Läufer abzuwerfen. In beiden Fällen tritt Malwechsel ein, d. h. die bisherige Schlagpartei verliert den Schlag, und die Fangpartei tritt an ihre Stelle. Dieser Wechsel vollzieht sich nun aber nicht in aller Behaglichkeit, sondern es ist den bisherigen Schlägern gestattet, mit dem schleunigst aufgerafften Balle einen der Gegner abzuwerfen und so den verlorenen Schlag sogleich wiederzugewinnen. Um das zu verhindern, retten sich die bisherigen Fänger so schnell wie möglich in das schützende Mal. Wird trotdem einer von ihnen getroffen, so können auch sie den Wechsel durch Abwerfen eines ihrer Gegner wieder rückgängig machen.
Ein Malwechsel ohne Wiederwerfen tritt nur dann ein, wenn sich einmal kein zum Schlagen berechtigter Schläger mehr im Schlagmal befindet. Es ist nämlich Gesetz, einmal, daß nur gelaufen werden darf, wenn der Ball aus dem Mal hinausgeschlagen ist, und ferner, daß nur der schlagen darf, der seinen Lauf zum Laufmal und zurück schon ausgeführt hat. Wird also von einer Partei schlecht geschlagen, so kann es immerhin einmal vorkommen, daß alle der Reihe nach ihren Schlag gethan haben, ohne daß es einem von ihnen gelungen ist, den vorgeschriebenen Lauf zu Ende zu führen. In einem solchen Falle sagt man, daß der Schlag von den Fängern durch „Aushungern“ gewonnen wurde.
Die gemachten Läufe, Fangbälle und Treffer werden angeschrieben, und derjenigen Partei wird schließlich der Sieg zugesprochen, die während der Spielzeit die meisten Punkte davongetragen hat. Angefangene Läufe werden nicht gerechnet.
Das Schlagen
Von allen Fertigkeiten, die zu einem guten Schlagballspiel gehören, ist die eines sicheren und starken Schlages am schwersten zu erlernen. Von einzelnen Fällen natürlicher Beanlagung abgesehen, kann hier nur recht häufiges Üben zum Ziele führen. Ein solches regelmäßiges Üben ist Vereinen – außer etwa studentischen, deren Mitgliedern es ja an Zeit nicht zu mangeln pflegt – in den meisten Fällen aber nur schhwer möglich, weil die jungen Leute gewöhnlich an den Wochentagen geschäftlih gebunden sind und darum nur an den Sonntagen Zeit zum Spielen haben. Selbst in großstädtischen Schulen wird erfahrungs8gemäß nur bei einer verhältnismäßig geringen Zahl von Knaben eine absolute Sicherheit im Schlagen erzielt, weil dieselben im allgemeinen zwar die nötige Zeit, aber keinen bequem gelegenen Platz zum Uben haben. So findet man denn Schläger, die nie oder fast nie fehlen, eigentlich nur unter der Landjugend, und es wird noch viel Zeit vergehen, ehe in dieser Hinsicht eine wesentliche Besserung erzielt ist.
Ist es nun aber auch schwer, ein guter Schläger zu werden, so ist es doch keineswegs unmöglich. Freilich ohne Beharrlichkeit ist hier auf einen Erfolg nicht zu rechnen und ebensowenig ohne Aufwendung der größten Aufmerksamkeit. Gerade auf die letztere wird jedoch von manchen Spielern viel zu wenig Wert gelegt, und Knaben wie Erwachsene sind sich darin ziemlich gleich. Man erlebt es nur zu oft, daß ein Spieler, wenn an ihn die Reihe des Schlagens kommt, sein Schlagholz in aller Gemütsruhe zur Hand nimmt und seinen Schlag mit einer Nachlässigkeit ausführt, aus der deutlich hervorgeht, daß er damit nur einer unvermeidlichen Pflicht genügt, daß es ihm aber ziemlich gleichgültig ist, ob er trifft oder nicht. Solchem Mangel an Ernst ist von den Spielleitern stets mit aller Energie entgegenzuarbeiten, denn nur wer den festen Willen hat, den Ball zu treffen, der wird ihn auch wirklich treffen.
Um angehenden Schlagballspielern mehr Übung im Schlagen zu verschaffen, mag man ihnen statt des sonst vorgeschriebenen einzigen Schlages deren zwei gestatten. Junge Leute, die zu freiwilligem Üben zusammenkommen, mögen, solange ihre Parteien noch nicht vollzählig sind, sich die Zeit damit vertreiben, daß sie sich einander gegenüber aufstellen und sich gegenseitig den Ball zuschlagen. Sind es mehrere auf jeder Seite, so kann sich aus diesem Zuschlagen ein besonderes Spiel entwieln, das Sparbier in der Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel VII 187 f. zuerst beschrieben hat.
Das Spiel, dem er den Namen „Treibball“ giebt, gehört in die Klasse der Grenzballspiele und ähnelt somit in seinen Regeln dem Schleuderball, mit dem es auch die Maße für das Spielfeld (150:25 m) gemein hat. Die eine Partei schlägt dabei den Ball der anderen zu, diese fängt ihn auf oder hält ihn sonstwie an und schlägt ihn zurück. Vermag sie, den ihr zugeschlagenen Ball gleich aus der Luft oder nach dem ersten Aufspringen mit dem Schlagholz zurückzuschlagen, so steht ihr noch ein zweiter Schlag von der Stelle aus zu, wo die Gegner den Ball anhalten.
Jedem Schläger sind drei Versuche gestattet; trifft er auch beim drittenmal nicht, so kommt der nächste von seiner Partei an den Schlag. Überhaupt wird immer in einer vorher vereinbarten Reihenfolge geschlagen. Auch die beiden Parteien wechseln regelmäßig 1m Schlagen ab. Nur wenn es einer Partei gelingt, einen schlecht getroffenen Ball mit der Hand oder dem Schlagholz eher zu berühren als die Gegner, dann dürfen sie den Schlag von der früheren Stelle aus noch einmal wiederholen. Ein über die Seitengrenze hinausgeschlagener Ball wird senkrecht zu derselben wieder ins Spielfeld zurückgetragen. Gewonnen hat schließlich diejenige Partei, der es gelingt, den Ball über die feindliche Mallinie hinauszuschlagen.
Von der Art und Weise der Ausführung des Schlages geben die beiden beigefügten Photographien ein anschauliches Bild. Der Schläger stellt sich in einer Grätschstellung auf, wirft den Ball mit der einen Hand ein wenig in die Höhe und schlägt ihn dann mit dem von der anderen geführten Schlagholz ins Spielfeld hinaus. Soll der Schlag die nötige Wucht erhalten, dann muß weit ausgeholt und das Schlagholz mit aller Macht durchgeschwungen werden. Um dabei Verletzungen der Mitspieler zu vermeiden, ist der Platz rund um den Schläger herum sorgfältig freizuhalten. Zur weiteren Verstärkung des Schlages ist es von Wichtigkeit, daß der Ball stets mit dem dem Griff entgegengesetzten Ende des Schlagholzes getroffen wird. Das erreicht man dadurch, daß man ihn beim Einschenken nicht genau senkrecht, sondern ein wenig schräg vom Körper weg in die Höhe wirft. Und endlich soll man nicht aus dem Handgelenk, sondern aus dem Schultergelenk, also mit dem ganzen Arm schlagen und ähnlich wie beim Steinstoßen auch den übrigen Körper dabei mitwirken lassen. Geschieht das alles, dann werden Schläge von mindestens 60 und bis zu 100 m Weite bei erwachsenen Spielern nicht zu den Seltenheiten gehören. – Nach dem Schlage läßt der Schläger das Holz ruhig zu Boden fallen. Aufs strengste untersagt ist es, dasselbe, wie das nicht regelrecht angeleitete Knaben gern thun, schräg nach hinten fortzuschleudern. Das kann leicht ein Unglück zur Folge haben, und man sollte darum eine solche Unsitte von vornherein gar nicht aufkommen lassen. – Tadel verdient auch derjenige Spieler, der das Schlagholz beim Schlagen aus der Hand fliegen läßt, und ein Schlag, bei dem etwas Derartiges vorkommt, kann daher, auch wenn der Ball getroffen wurde, niemals zu einem Lauf berechtigen. Indes, da es immerhin selbst dem besten Spieler einmal passieren kann, sollte der Schiedsrichter oder Spielleiter zu einer ernsteren Strafe, etwa Verlust des Schlages für die Partei, nur dann greifen, wenn es bei dem nämlichen Spieler häufiger vorkommen sollte.
Über die Art, wie der Ball am besten geschlagen wird, sind unter den Spielern vielfach falsche Ansichten verbreitet. In Gegenden, wo das Schlagballspiel bei der Jugend noch volkstümlich ist, nicht selten aber auch an Orten, wo sie von Lehrern dazu angeleitet wird, herrscht die Meinung vor, daß es zweckmäßig sei, den Ball so zu schlagen, daß er über den Boden fortrollt. Das mag richtig sein ungeschulten Gegnern gegenüber, die vom Zusammenspielen keine Ahnung haben. Bei geübten Spielern ist das aber ganz im Gegenteil ein grober Fehler. Denn wenn auch, was nicht zu leugnen ist, das Abfangen des Balles den Gegnern dadurch unmöglich gemacht wird, so wird ihnen dafür das Abwerfen der Läufer um so leichter. Ein Ball, der über die Erde hinrollt, gelangt bei tüchtigen Spielern selten weit; er wird angehalten, und dann ist bei gewandtem Zusammenspiel der Fänger das Durchkommen der Läufer fast eine Unmöglichkeit. Es ist also richtiger, hohe Bälle zu schlagen, allerdings mit der Einschränkung, daß die Weite der Schläge unter ihrer Höhe nicht leiden darf. Denn nur wenn der Ball über das Laufmal hinaus und möglichst immer dahin fliegt, wo grade kein Fänger steht, darf man mit einiger Wahrscheinlichkeit darauf rechnen, daß er nicht abgefangen wird und die Läufer unangefochten ihr Mal erreichen. Als gut geschlagen darf im allgemeinen der Ball angesehen werden, dessen Flugbahn und Flugweite derjenigen eines tüchtigen Ballweitwurfs entspricht. Daß unter Umständen natürlich auch ein anders geschlagener Ball, der vielleicht eben über die Köpfe der Gegner hinwegfliegt, sich als nüzlich erweisen kann, braucht hier wohl kaum besonders hervorgehoben zu werden. Es bleibt dem Ermessen des Schlägers anheimgegeben, in jedem einzelnen Falle zu entscheiden, welche Art des Schlagens seiner Partei den größten Vorteil bringt.
Nur zweierlei darf er hierbei nicht außer acht lassen: Die Spielgesetze verbieten unbedingt die nicht über die Mallinie hinausfliegenden und die sog. schiefen Bälle. Schläge der ersteren Art sind im allgemeinen ja nicht allzu häufig. Da sie war als Schläge zählen, im übrigen aber so behandelt werden, als ob der Ball überhaupt nicht getroffen sei, wird niemand so unvernünftig sein, sie absichtlich zu schlagen, und ungewollt werden sie so leicht überhaupt nicht vorkommen. Den innerhalb des Schlagmals oder hinter demselben niederfallenden Bällen werden gleich gerechnet die beim Schlagen nur schwach gestreiften Bälle, die wohl außerhalb des Schlagmals zu Boden fallen, dann aber sofort in das Mal zurückspringen. Auch auf diese darf daher nicht gelaufen werden. Ungültig sind ebenso auch alle Bälle, die vor der Mallinie niederfallen oder über sie hinausrollen, ohne jedoch von dem Schlagholz getroffen zu sein. Dagegen verleiht auch die leiseste Berührung mit dem Schlagholz das Recht zum Antritt oder zur Fortsetzung eines bereits begonnenen Laufes, vorausgeseßzt allerdings, daß durch sie der Ball aus dem Male hinausbefördert wird. Der Schläger wird sich daher stets möglichst nahe an der Mallinie aufstellen, muß sich aber hüten, beim Schlage, sei es auch nur mit einem Fuße, über die Mallinie hinauszutreten, da sein Schlag dadurch sofort ungültig werden würde, wenn er im übrigen auch noch so gut gelungen wäre. Ein von einem nicht im Male stehenden Schläger ausgeführter Schlag darf von den Gegnern zwar abgefangen, aber nicht zum Abwerfen benußt werden. Für den Schläger zählt er zwar als Schlag, doch darf niemand von seiner Partei darauf laufen. – Absichtlich ganz schwache Bälle zu schlagen, um leichter zum Laufmal hinlaufen zu können, ist, wenn das Laufmal weit genug vom Schlagmal entfernt ist, bei guten Gegnern stets ein Fehler, da der von dem zunächst stehenden Fänger rasch aufgeraffte Ball immer schneller zum Laufmal gelangen wird als der Läufer.
Schwieriger liegt der Fall bei den „schiefen Bällen“. Als schief muß jeder Schlag bezeichnet werden, der den Ball auf irgend einem Punkte zwischen der Mallinie und einer der in der Mitte der Seitenlinien stehenden Grenzfahnen aus dem Spielfeld hinaustreibt. Ob ein solcher Ball auf dem Boden rollend oder durch die Luft fliegend die Seitengrenze überschreitet, ist gleichgültig, darauf zu laufen ist unter allen Umständen verboten. Anders steht es mit denjenigen Bällen, die hinter der Mittelfahne die Seitengrenze überschreiten. Wenn diese innerhalb des Spielfeldes zuerst den Boden berühren, gelten sie noch als richtig geschlagen; fliegen sie dagegen in der Luft über die Grenzlinie hinaus, so sind auch sie ungültig. Alle schiefen Bälle dürfen von den Gegnern abgefangen werden und zählen dann als regelrechte Fangbälle. Da es aber den Schlägern untersagt ist, darauf zu laufen, dürfen die Fänger sie auch nicht zum Abwerfen solcher Läufer benutzen, die etwa noch vom vorhergehenden Schlage her sich im Spielfeld befinden, oder die irrtümlich ihren Lauf angetreten haben, weil sie den Schlag für gültig hielten. Die Entscheidung darüber, ob ein Schlag im Sinne dieser Regel als schief anzusehen ist, hat bei Wettspielen der Schiedsrichter, der darüber zugleich das sicherste Urteil hat, weil er seinen Platz auf einer Seitenlinie neben der Mittelfahne wählt. Die Regel ist bei guten Spielern von keineswegs geringer Bedeutung, da diese, um den Gegnern das Abfangen nach Kräften zu erschweren und den Ball zugleich so weit wie möglich von der Laufbahn zu entfernen, natürlich bestrebt sein werden, ihn stets innerhalb der erlaubten Grenzen schief zu schlagen. Da kann es denn leicht einmal vorkommen, daß er schiefer fliegt, als beabsichtigt war, und daß der Schiedsrichter darum zur Abgabe einer Entscheidung genötigt wird. In der nebenstehenden kleinen Skizze sind die verschiedenen möglichen Fälle veranschaulicht. Nr. 1 ist ein hoher Schlag, der den Ball vor der Mittelfahne m über die Seitengrenze hinaustreibt – ungültig. Nr. 2 rollt über den Boden hin und überschreitet die Seitenlinie ebenfalls vor m – ungültig. Nr. 8 ist wieder ein hoher Ball, der die Seitenlinie hinter m in der Luft überfliegt – ungültig. Nr. 4 ist wie Nr. 2 ein Roller, der aber hinter m über die Grenze geht – gültig. Nr. 5 ist hoch geschlagen, fällt innerhalb des Spielfeldes zu Boden und springt dann hinter m über die Grenze hinaus — gültig. Nr. 6 überfliegt die hintere Grenze und geht erst jenseits des Spielfeldes über die verlängerte Seitenlinie hinaus – gültig.
In betreff der Anzahl der Schläge, die einem jeden Spieler zusteht, ist schon oben kurz angedeutet worden, daß sie zwar bei Anfängern zwei betragen könne, daß für ausgebildete Spieler nach den Spielgesetzen dagegen immer nur ein einziger Schlag zulässig sei. Diese Regel erleidet indes eine Ausnahme. Es kann nämlich der Fall eintreten, daß außer einem einzigen alle Spieler geschlagen haben, ohne daß es ihnen jedoch geglückt ist, ihren Lauf abzumachen. Alsdann ist es dem letzten noch übrigen Schläger, dem „Löser“, gestattet, nacheinander drei Schläge zu thun, um es vielleicht auf diese Weise noch einem seiner Freunde zu ermöglichen, seinen Lauf durchzuführen und damit für seine Person das Recht zum Schlagen wiederzugewinnen. Trifft er hierbei schon mit dem ersten oder zweiten Schlage den Ball so gut, daß einzelne seiner Mitspiele ins Mal zurückzukehren vermögen, dann ist das „Lösen“ gelungen, und er muß auf die etwa noch übrigen Schläge verzichten. Kommt nur einer herein, sei es auch erst nach dem dritten Schlage, dann ürbernimmt dieser das Amt des Lösers. Kehrt keiner zurück, dann ist die Partei „ausgehungert“, und es tritt Malwechsel ein. – Läßt der Löser nach seinem ersten oder zweiten Schlag das Schlagholz zu Boden fallen, oder fliegt es ihm beim Schlagen aus der Hand, dann büßt er dadurch das Recht auf die übrigen Schläge ein, und seine Partei ist ab, wenn nicht inzwischen ein Läufer ins Mal zurückgekehrt ist. Über die Reihenfolge der Schläger ist ebenfalls schon früher kurz gesprochen. Bei Übungsspielen wird in der Reihenfolge geschlagen, wie die Spieler gewählt worden sind, bei Wettspielen wird sie vor Beginn des Spiels von dem Führer festgestellt. Von der einmal gewählten Reihenfolge darf unter keinen Umständen abgewichen werden. Vor allem würde es ein grober Verstoß sein, wenn man den Spielern gestatten wollte, immer in der Aufeinanderfolge zu schlagen, wie sie von ihrem Lauf zurükkehren. Das würde einmal die namentlich bei Knaben-Wettspielen keineswegs überflüssige Kontrolle erschweren, ob von beiden Parteien mit voller Ehrlichkeit gespielt wird, sodann aber, was noch weit wichtiger ist, würde es zur Folge haben, daß die gewandten und eifrigen Spieler viel häufiger ans Schlagen und Laufen kämen als die ungeschickten und spielunlustigen. Es wird also die zu Beginn des Spiels festgesetzte Reihenfolge stets streng innezuhalten sein. Selbst wenn es einem der Läufer einmal nicht glücken sollte, das Mal rechtzeitig wieder zu erreichen, darf er seinen Schlag nicht nachholen, sondern er wird übergangen und muß warten, bis er von neuem an die Reihe kommt. – Tritt ein Wechsel der Parteien ein, so muß sich ein jeder der bisherigen Schläger und bei Wettspielen außerdem der Buchführer merken, bei wem „abgeschlagen“ war, d. i. wer gerade an der Reihe des Schlagens war. Bei dem wird dann nachher, wenn die Partei den Schlag wiedergewinnt, fortgefahren. Hat er das Mal nicht erreichen können, weil er sich vielleiht, um nicht von den Gegnern abgeworfen zu werden, an das Laufmal flüchten mußte, dann wird er übergangen, und der nächste beginnt *).
*) Die bisher gültige Regel, daß derjenige, der seine Partei durch Abfangen des Balles oder Abwerfen eines Läufers an den Schlag gebracht hat, außer der Reihe 2 Schläge thun darf, ist durh Beschluß des technischen Ausschusses der Vereinfachung der Regeln wegen abgeschafft worden und wird bei einer nötig werdenden Neuauflage des Regelheftchens gestrichen werden.
Das Laufen
Hat ein Schläger seinen Schlag ausgeführt, so tritt er seinen Lauf entweder sofort an, oder er stellt sich an irgend einem Punkte der Mallinie auf, um dort zu warten, bis einer seiner Parteigenossen den Ball so gut trifft, daß er glaubt, ohne allzu große Gefahr den Versuch wagen zu können. Wird so schlecht geschlagen, daß mehrere Spieler gleichzeitig zum Ablauf bereit stehen, so empfiehlt es sich, daß sie sich über die Mallinie verteilen und nachher auch auf verschiedenen Seiten des Spielfeldes laufen, weil das dem Gegner seine Aufgabe erschwert und die Wahrscheinlichkeit, daß wenigstens einige der Läufer zum Laufmal durchdringen, wesentlich erhöht. Während des Wartens darf kein Schläger das Schlagmal verlassen, d. h. mit beiden Füßen die Mallinie überschreiten, wenn er sich nicht der Gefahr aussezen will, vom Feinde abgeworfen zu werden.
Es kann also jeder Schläger seinen Lauf antreten, wann es ihm beliebt. Anzuraten ist jedoch, dies stets so früh wie möglich zu thun, denn man weiß nie im voraus, ob nachher noch Schläge kommen, die es einem ermöglichen, ihn zu Ende zu führen, ehe man wieder mit dem Schlagen an die Reihe kommt. Ist man bis dahin aber nicht wieder zurük, so wird man übergangen und büßt damit, da die Läufe gezählt werden, ein Recht ein, das seiner Partei vielleicht einen weiteren Punkt eingebracht hätte. Denn nur wer geschlagen hat, darf laufen. Ein Schläger, der beim Schlagen übergangen worden ist, muß also auch auf den ihm sonst zustehenden Lauf verzichten. Andererseits aber darf auch ein Schläger, der seinen Lauf sehr rasch erledigt hat, nicht etwa nun noch einmal laufen, weil er vorläufig doch noch nicht wieder ans Schlagen kommt. Das ist zwar bei der Landjugend vielerorts Sitte, bei einem streng geregelten Spiel jedoch darf so etwas nicht vorkommen.
Hat ein Spieler mehrere Schläge, wie das bei dem Löser der Fall ist, so braucht er mit dem Laufen nicht notwendig bis zum dritten Schlag zu warten. Er sollte das aber stets thun, wenn nicht inzwischen ein anderer Läufer ins Mal zurück gekehrt ist. Denn gar zu leicht könnte es sonst vorkommen, daß die Gegner den schnell aufgerafften Ball rascher ins Mal zurückwerfen, als der nächste Läufer dahin gelangen kann, und dann wäre die Partei ausgehungert und der Verlust des Schlages die Folge.
Ist nun einmal ein guter Schlag gefallen, d. h. ist der Ball durch den Schlag bis über das Laufmal hinausgetrieben, dann heißt es keinen Augenblick zögern, damit es wo möglich gelingt, das Laufmal zu erreichen, bevor der Ball aufgehalten und dem dort stehenden Fänger zugeworfen ist. Der weitverbreiteten Neigung der Spieler, einen weit geschlagenen Ball zunächst mit den Augen zu verfolgen und abzuwarten, ob der- selbe vielleicht abgefangen wird, ist von dem Spielleiter energisch entgegenzuarbeiten, und es ist darauf zu halten, daß der Schläger sofort, ohne auch nur eine Sekunde zu säumen, seinen Lauf beginnt und mit Einsetzung aller Kraft zu Ende zu führen sucht.
Auch wenn der Schlag weniger gut gelungen war, kann der Lauf angetreten werden. Dann allerdings würde es verkehrt sein, unter Aufwendung der höchstmöglichen Schnelligkeit zu laufen, da doch nicht daran zu denken ist, daß man das Laufmal erreicht, bevor der Ball dahin befördert ist. Der Läufer wird sich in einem solchen Falle vielmehr unter steter Vermeidung desjenigen Fängers, der gerade im Besitz des Balls ist, allmählich nach seinem Ziel durchzuschlagen suchen. Freilich wird ihm das bei gutem Zusammenwirken der Gegner nur schwer gelingen, wenn er der einzige Läufer im Felde ist. Die Fänger werden ihn umzingeln, und indem ein jeder den Ball blizschnell immer demjenigen seiner Mitspieler zuwirft, nach dessen Seite der Läufer auszubrechen sucht, werden sie ihn schließlich derart abhetzen, daß er die Gegenwehr aufgeben und sich abwerfen lassen muß. Retten kann den Läufer aus dieser Gefahr nur das Ungeschick eines der Gegner, der seinem Mitspieler den Ball in der Hitze des Gefechts so schlecht zuwirft, daß er ihn nicht fangen kann. Diesen Augenblick muß der Läufer nun benutzen, um sich seinen Feinden zu entziehen und schnellsten Laufs das Laufmal zu erreichen. Ist das für ihn zu gefahrvoll, dann darf er auch ins Schlagmal zurückkehren und den Lauf bei günstiger Gelegenheit von neuem versuchen.
Bei Übungsspielen, wo gute und schlechte Spieler bunt durcheinander gemischt zu sein pflegen, ist für die Läufer die Gefahr, von den Gegnern umzingelt und dann abgeworfen zu werden, natürlich lange nicht so groß wie bei einem Wettspiel gegen eine gut eingeübte Mannschaft. Man wird bei jenen daher auch manchen sonst wenig Erfolg versprechenden Lauf wagen können. Bei Wettspielen ist größere Vorsicht geboten, und um da nicht abgeworfen zu werden, heißt es abwarten, bis entweder ein guter Schlag kommt, der einen direkten Lauf ermöglicht, oder bis noch andere Läufer vorhanden sind, die den Gegner nötigen, seine Aufmerksamkeit zu teilen. Ist das Spiel erst einmal richtig in den Gang gebracht, dann wird es an solchen Mitläufern selten fehlen, sei es, daß sie mit einem zugleich vom Schlagmal auslaufen, oder daß sie schon vorher zum Laufmal durchgedrungen waren und nun ihren Rücklauf antreten.
In dem hierbei erfolgenden Zusammenwirken vermögen die Läufer ihre Gewandtheit und ihre Fähigkeit, sich in jede der immer wechselnden Situationen schnellen Blickes hineinzufinden, deren Schwächen zu erkennen und zu ihrem Vorteil auszunuten, im hellsten Lichte zu zeigen. Beide Läufer haben sich vor allem innerhalb des Spielfeldes so weit wie möglich voneinander entfernt zu halten, indem der eine auf der linken, der andere auf der rechten Seite des Feldes vorzudringen sucht. Das nötigt die Fänger beim Zusammenspielen zu verhältnismäßig weiten Würfen, bei denen das Abschätzen der Entfernung schwierig und das Fangen darum keineswegs immer sicher ist. Fällt der Ball erst einmal zu Boden, dann ist schon viel gewonnen, denn bis er wieder aufgehoben ist, kann der Läufer auf der entgegengesetzten Seite des Spielfelds schon eine tüchtige Strecke zurücklegt, vielleicht sogar schon das schützende Mal erreicht haben. Und selbst, wenn er immer gefangen wird, geht | mit dem Hin- und Herwerfen doch so viel Zeit verloren, daß bald der rechte, bald der linke Läufer ein Stück weiterlaufen kann. Ein Beispiel aus der Praxis möge zur Erläuterung des eben Gesagten dienen. Der Schläger L befindet sich bereits am Laufmal, als der Schläger l seinen Schlag ausführt. Da der Ball schräg nach links hinüber fliegt, tritt L seinen Rücklauf nach der rechten Seite des Spielfeldes zu an. Kaum bemerkt dies 1, so läuft auch er ab und zwar in der auf der Skizze durch die punktirte Linie angegebenen Richtung. Der Ball wird von einem Fänger bei b angehalten und sofort einem bei b1 stehenden Parteigenossen zugeworfen, auf den L eben zuläuft. Um nicht abgeworfen zu werden, wendet sich L von L1 schräg rüctwärts nach L2, während l inzwischen über l1 bis l2 vordringt. Dies bemerkt b2, dem der Ball von b1 zugespielt worden ist und befördert ihn schleunigst nach b3 weiter. Zwar kann l seinen Lauf nun zunächst nicht fortsetzen, er muß nach l3 ausweichen, um sich dem gegnerischen Wurfe zu entziehen, aber er hat doch seinen Zweck erreicht, die Aufmerksamkeit der Fänger von L abgelenkt und diesem für den Augenblick wenigstens Luft gemacht. Kaum gewahrt das L, der sich vor dem Balle flüchtend von L2 nach L3 hinübergezogen hatte, als er auch schon im schnellsten Laufe dem Schlagmal zueilt. Dieser Umstand veranlaßt die Gegner, von l abzulassen und sich ihm wieder zuzuwenden. Von b3 wird der Ball sogleich nach b4 hinübergeworfen und L sieht sich dadurch gezwungen, seinen Lauf zu unterbrechen und nach der Mitte einzuschwenken. Nun zeigt sich aber auch l den Verhältnissen gewachsen. Sobald b3 den Ball aus der Hand gegeben hat, rennt er unter Anspannung aller Kräfte dem Laufmal zu, das er auch glücklich erreicht, obgleich b4 den Ball schleunigst ebenfalls dahin befördert hat. Damit ist aber auch für L die Bahn wieder frei geworden, der nun ohne weitere Fährlichkeit zum Schlagball gelangt, da er dem aus weiter Ferne nach ihm gerichteten Wurfe leicht ausweichen konnte.
Nicht immer glückt es übrigens dem Läufer, die Aufmerksamkeit der Feinde zu täuschen und sich ungetroffen bis zum Laufmal durchzukämpfen. Selbst wenn, wie in dem eben geschilderten Falle, zwei Läufer sich gegenseitig unterstützen, ist es gar nichts Seltenes, daß zwar der eine glücklich durchkommt, daß dann aber der andere, der sich nun allein im Felde befindet, abgeworfen oder von den Gegnern so in die Enge getrieben wird, daß er froh sein muß, wenn er das eben verlassene Mal mit heiler Haut wieder erreichen kann. Dann ist er wenigstens für den Augenblick wieder in Sicherheit, aber seinen Lauf hat er damit freilich noch nicht erledigt; den muß er nun bei nächster Gelegenheit von neuem beginnen.
Unter Umständen kann es auch vorkommen, daß ein Läufer, um sich den Angriffen seiner Gegner zu entziehen oder vielleicht auch aus Versehen, eine der seitlichen oder die hintere Grenze des Spielfeldes überschreitet. Wenn das geschieht, ist damit sein ganzer Lauf (Hin- wie Rücklauf) ungültig geworden, und er muß nun suchen, sich wieder zum Schlagmal durchzuschlagen, um dann von dort aus sein Glück später noch einmal zu versuchen. Auch auf einem solchen ungültigen Laufe kann der Läufer übrigens abgeworfen werden. Glaubt er also ohne ernste Gefährdung seiner eigenen Sicherheit nicht gleich zum Schlagmal zurückgelangen zu können, so thut er gut, sich zunächst an das Laufmal zu flüchten, von dort dann baldmöglichst zurückzulaufen und nun erst seinen Pflichtlauf abzumachen. Günstiger liegt die Sache für den Läufer, wenn die Fänger den Ball ins Schlagmal zurückwerfen, sei es, weil sie auf das Abwerfen desselben vorläufig verzichten, oder weil der Ball bei einem Fehlwurf auf einen anderen Läufer durch Zufall in das Mal zurüfliegt. Sobald der von einem Fänger geworfene Ball die Mallinie oder auch deren Verlängerung überschreitet, gehört er nicht mehr der Fangpartei, sondern ist den Schlägern zurügegeben. Der Läufer ist dann also vor ihm sicher, er muß aber seinerseits nun sofort an der Stelle, wo er sich gerade befindet, halten bleiben und darf seinen Lauf erst fortsetzen, wenn der Ball von neuem in das Spielfeld hinausgeschlagen ist. Wird der Ball mit einem weiten Wurfe ins Mal zurückbefördert, so braucht der Läufer erst stehen zu bleiben in dem Augenblicke, wo der Ball über die Mallinie hinwegfliegt, nicht aber schon, wenn der Abwurf erfolgt. Da die Läufer nicht immer in der Lage sind zu sehen, wann der Ball ins Mal zurückgeworfen wird, so muß, wenn dies geschieht, sofort mit lauter Stimme „Halt!“ gerufen werden. Bei Wettspielen tritt an die Stelle dieses Rufes ein Pfiff des Schiedsrichters.
Ähnlich hat er sich zu verhalten, wenn der Ball von den Fängern als verloren gemeldet wird. Auch dann bleibt er sofort still stehen, muß aber aufpassen, wann er wiedergefunden wird, denn sowie das geschieht, geht das Spiel seinen Gang weiter, und der Läufer muß daher suchen, jetzt so schnell wie möglich nach seinem Male zu gelangen.
Einem nach ihm gerichteten Wurfe muß der Läufer stets wohlvorbereitet begegnen. Niemals darf er im Laufen den Ball auf längere Dauer aus dem Auge verlieren. Wer sich auch bei raschen Läufen stets vorsichtig umsieht, der ist wenigstens vor solchen Würfen sicher, die aus größerer Entfernung kommen, da diesen selbst ein minder gewandter Spieler mit Leichtigkeit ausweichen kann. Tüchtige Läufer lassen sich aber auch von einem aus nächster Nähe auf sie gezielten Wurfe nicht treffen.
Besonders zweckmäßig ist es, sich im Laufe möglichst immer so zu halten, daß der Ball, wenn der Gegner werfen und fehlen sollte, über die Seitengrenze hinausfliegt. Ein solcher Fehlwurf ist nämlich stets ein großer Schaden für die Fangpartei, da während der Zeit, wo der Ball wieder herbeigeholt wird, alle Läufer in voller Sicherheit ihre Läufe erledigen können. Das macht den Werfer natürlich vorsichtig, und er wird darum den Wurf nach der Seite nur in den seltensten Fällen wagen. Einer für die ganze Art des Zusammenspiels der Fänger wichtigen Regel muß schließlich noch kurz gedacht werden, der nämlich, daß ein Läufer, nach dem ohne Erfolg geworfen wurde, das Recht hat sofort umzukehren, ohne erst das Laufmal zu berühren. Der Lauf wird ihm dann voll angerechnet, wenn er nicht etwa vorher doch noch abgeworfen wurde. Durch diese Regel wird das Spiel der Fänger insofern wesentlich beeinflußt, als sie es vermeiden müssen, auf einen Läufer zu werfen, der noch im Beginn seines Laufes steht.
Der Läufer dagegen muß seinerseits trachten, die Gegner zum Werfen zu verlocken, weil ihn das, wenn er geschickt auszuweichen versteht, allen Fährlichkeiten, die seiner auf dem angefangenen Laufe etwa sonst noch warten, mit einem Schlage entzieht und seiner Partei dadurch ein weiterer Punkt gesichert wird. – Entstehen, weil mehrere Läufer nahe bei einander waren, Zweifel daruber, welcher von ihnen seinen Lauf nicht zu Ende zu führen braucht, so hat der Werfer zu entscheiden, wem sein Wurf gegolten hat.
Das Abfangen
Den von den Gegnern in das Spielfeld hinausgeschlagenen Ball suchen die Fänger zunächst abzufangen. Dieses Fangen kann bei Anfängern mit beiden Händen geschehen; einigermaßen geübte Spieler sollten aber nie anders als mit einer Hand fangen, da das eine größere Kunstfertigkeit erfordert und weit schöner aussieht. Bälle, die schon einmal den Boden berührt haben, können natürlich nicht mehr gültig gefangen werden; ebenso sind Fänge ungültig, bei denen nicht die eine Hand allein thätig war, sei es, weil mit der andern nachgegriffen wurde oder weil der Ball mit Zuhülfenahme eines andern Körperteils, indem man ihn z. B. beim Fangen mit der Hand gegen die Brust drückte, festgehalten wurde. Dagegen sind alle diejenigen Fänge gültig, bei denen der Ball vorher mit einem anderen Gegenstand als dem Erdboden in Berührung gekommen war. Fliegt er z. B. in einen Baum und fällt aus demselben herab, so kann er noch richtig gefangen werden; ebenso wenn er von dem Dache oder der Mauer eines benachbarten Hauses abgesprungen war. Selbst wenn er einem Spieler bei einem mißlungenen Fangversuche wieder aus der Hand springt, so kann ihn dieser oder auch einer seiner Parteigenossen noch gültig fangen, solange er noch nicht zu Boden gefallen war. Gerade derartige Fänge erfordern eine besonders kluge Berechnung und einen raschen Entschluß und verdienen darum ebensogut wie die einfachen Fangbälle als gültig anerkannt zu werden. Ob ein Ball innerhalb oder außerhalb des Spielfeldes gefangen wird, ist vollkommen gleich. Nur Bälle, die nicht aus dem Schlagmal hinausfliegen, können nicht abgefangen werden. Dagegen ist das Abfangen der ungültigen sog. „schiefen“ Bälle gestattet. – Ein Ball, bei dem der Fänger von einem Läufer absichtlich behindert wurde, gilt als gefangen. Die Entscheidung darüber, ob Absicht vorlag, hat der Schiedsrichter. Der Wechsel vollzieht sich in einem solchen Falle wurffrei, also auch ohne das sonst übliche Hochwerfen des Balles.
Sobald ein Fänger nun einen Ball gefangen hat, wirft er ihn mit möglichst kräftigem Schwungwurf senkrecht in die Höhe. Bei der Einübung des Spiels ist von vornherein streng darauf zu halten, daß das Hochwerfen stets unmittelbar nach dem Fangen erfolgt, und daß kein Spieler auch nur auf den Gedanken kommt, absichtlich zu zögern, um seinen Parteigenossen Zeit zu lassen, sich inzwischen ins Mal zu retten. Sollte trobdem einmal der Fall eintreten, daß ein Spieler auf diese unredliche Weise seiner Partei einen Vorteil zu verschaffen sucht, so soll ihn der Schiedsrichter das erste Mal verwarnen, nachher aber einerlei, ob der Fehler bei demselben oder einem anderen Spieler der Partei wieder vorkam, den Fang stets für ungültig erklären.
Bei Anfängern, aber auch sonst gelegentlich kann es wohl vorkommen, daß der Ball schräg in die Höhe fliegt. Um hier nun zu verhindern, daß die betr. Partei von dem schlechten Wurfe auch noch einen Nutzen hat, ist beim Einüben darauf Wert zu legen, daß der Fänger beim Hochwerfen das Gesicht stets dem Schlagmal zugekehrt hat. Wird der Fehler von derselben Partei wiederholt gemacht, so ist der Schiedsrichter berechtigt, den dem Hochwerfen voraufgehenden Fang für ungültig zu erklären, den Malwechsel also rückgängig zu machen.
Fällt der Ball nach dem Hochwerfen im Schlagmal nieder, so ist er darum nicht außer Spiel, da ja die Partei des Hochwerfers durch den Fang zur Schlagpartei geworden ist, und der Ball nur dann im Schlagmal außer Spiel gesetzt wird, wenn ein Spieler der Fangpartei ihn hineinbefördert hat. Die Fänger können den Ball also getrost aus dem Schlagmal wieder herausholen und ihn noch zum Abwerfen der Gegner benutzen. Ziehen sie vor, auf das letztere zu verzichten, so dürfen die etwa noch draußen befindlichen Schläger ihren Lauf zum Mal ruhig fortsetzen, wenn nicht ein Fänger den Ball aufgehoben und im Mal wieder zu Boden geworfen hat.
Sobald nun ein Spieler den Ball gefangen hat und sich zum Hochwerfen anschickt, eilen alle seine Parteigenossen, indem sie die entfernter stehenden nötigenfalls durch den Ruf „Herein!“ von dem Fange in Kenntnis setzen, schleunigst dem Schlagmal zu, da die Gegner das Recht haben, einen Läufer, den sie nach dem Ergreifen des Balles noch außerhalb des Males antreffen, abzuwerfen und damit den Schlag für sich zurückzugewinnen. Der Malwechsel vollzieht sich auf diese Weise äußerst lebhaft. Während die Läufer dem Male zueilen, sucht einer der Fänger des herabfallenden Balles möglichst schnell habhaft zu werden und entweder selbst einen Gegner abzuwerfen oder ihn einem seiner Freunde zuzuspielen, der bessere Gelegenheit dazu hat. Geschickte Spieler pflegen sich sofort vor der Mallinie zu verteilen, sei es, um sich den Ball zuspielen zu lassen oder um bei einem etwaigen Fehlwurfe hinter einem der Läufer her den Ball noch abzufangen und damit einen der bei ihnen vorbeikommenden Gegner abzuwerfen. Gelingt ihnen das, so haben sie zugleich den Vorteil, sich rasch wieder ins Mal zurückziehen zu können, da nun auch sie wieder abgeworfen werden dürfen. So kann bei tüchtigen Spielern nach demselben Fange zwei oder gar dreimal hin und her abgeworfen werden. – Daß es Läufern, die das Schlagmal, etwa weil sie hinten im Felde stehen, nicht erreichen können, auch gestattet sein muß, sich an das Laufmal zu retten, braucht wohl kaum noch besonders erwähnt zu werden.
Sehr geübte Spieler pflegen – wie das umstehende Bild, auf dem der hochfliegende Ball im Sprunge erhascht wird, zeigt – jeden nur einigermaßen fangbaren Ball auch wirklich abzufangen. Die Folge davon ist dann, daß der Malwechsel sehr häufig eintritt, was namentlich für die in der Nähe des Laufmals stehenden Spieler auf die Dauer eine ganz außerordentliche Anstrengung werden kann. Diese müssen nämlich nicht nur nach jedem Fange mit höchster Schnelligkeit nah dem Male eilen, sondern sie müssen auch, wenn der Schlag wieder verloren geht, sich in aller Eile zu ihrem Plate im Felde zurückbegeben, da die Gegner natürlich so rasch wie möglich mit dem Schlagen beginnen, damit der Ball von den noch nicht geordneten Fängern nicht so leicht abgefangen oder angehalten wird. Dazu kommen dann noch die Läufe, die sie unter Umständen schon gleich zu Beginn ihrer Thätigkeit als Schläger ausführen müssen, und alles das zusammen bewirkt dann, daß das Spiel leicht übermäßig anstrengend wird und daß außerdem bei der Kürze der Zeit, während welcher jede Partei das Schlagrecht behauptet, die Läufe nur verhältnismäßig selen zu Ende geführt werden können. Um das nun zu vermeiden, kann die Bestimmung getroffen werden, daß die Male nicht nach jedem einzelnen, sondern erst nach jedem dritten Fange gewechselt werden. Der Ball kann dann nach dem ersten und zweiten Fange noch zum Abwerfen eines Läufers benußt werden und wird erst nach dem dritten hochgeworfen. Damit hierbei nun Irrtümer vermieden werden, ist jeder Fang laut zu zählen. Bei Wettspielen besorgt dieses Zählen der Schiedsrichter, und zwar muß dessen Ruf („Fang eins!“ „Zwei!“ oder „Drei!“) möglichst unmittelbar auf den Fang folgen, damit beide Parteien stets darüber im Klaren sind, was sie zu thun haben.
Auf die Art, wie Sicherheit im Fangen zu erwerben ist, gehe ich hier nicht weiter ein; ich habe darüber schon in meinem Buche über „Die Übungen des Laufens, Springens und Werfens“ (Leipzig 1898, R. Voigtländers Verlag) ausführlich gesprochen. Nur soweit das Schlagballspiel selbst Anlaß zur Ausbildung dieser Fertigkeit giebt, mögen noch einige kurze Andeutungen hier Platz finden. Schon früher ist darauf hingewiesen worden, daß vor Beginn des eigentlichen Spiels, so lange noch nicht alle Spieler versammelt sind, die früher Erschienenen Übungen im Schlagen und Fangen des Balles vornehmen sollten, indem sie sich den Ball gegenseitig zuschlagen oder zuwerfen und ihn dann abfangen. Im ersteren Falle werden sie vorzugsweise ihre Fertigkeit im Schlagen, im letzteren die im Fangen verbessern. Solche Übungen sind für die Aneignung der genannten Fertigkeiten von größter Bedeutung und können darum gar nicht oft genug vorgenommen werden.
Aber auch während des Spiels selbst hat ein jeder noch manche Gelegenheit, sich im Fangen zu vervollkommnen. Wenn nämlich der Ball von den Fängern ins Schlagmal zurückgeworfen wird, sollte es das Bestreben eines jeden Schlägers sein, ihn möglichst kunstgereht abzufangen. Damit schlägt der Spieler, wie man zu sagen pflegt, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Er erhöht seine eigene Fangtüchtigkeit und fördert den raschen Verlauf des Spiels, bei dem nun das langweilige Herbeiholen des ins Mal fliegenden, aber nicht rechtzeitig angehaltenen Balles fast ganz vermieden wird. Da hierbei das Anhalten des Balles das Wichtigste ist, so kommt es für den Spieler weniger darauf an, ihn thatsächlich zu fangen, als vielmehr den Fang zu versuchen. Er hat also hier die schönste Gelegenheit, sobald er in der gewöhnlichen Art des Fangens sicher ist, sich auch in kunstvolleren Fangweisen z. B. im Fangen mit Untergriff zu üben, deren Beherrschung ihm oft genug von, Vorteil sein wird. – Zu warnen ist dagegen vor der Unsitte, daß auch die Fänger ihr Zusammenspiel zu Übungen im Fangen ausnuzen. Für die ist die Hauptsache, daß sie es fertig bringen, den Läufer abzuwerfen. Sie werden dieses Ziel aber nicht erreichen, wenn sie den Ball bei ihren Übungen zu Boden fallen und damit dem Läufer Zeit zum Entwischen lassen. – Auch wenn es sich um das Abfangen des aus dem Mal herausgeschlagenen Balles handelt, soll der Fänger stets in der für ihn sichersten Weise fangen, nicht aber unter Anwendung unnützer Künsteleien.
Das Abwerfen
Gelingt es der Fangpartei nicht, den aus dem Male herausgeschlagenen Ball abzufangen, so wird er von ihr so rasch wie möglich angehalten und zum Abwerfen der Läufer benutzt. Das Anhalten geschieht bei über den Boden fortrollenden Bällen gewöhnlich am besten nicht mit den Händen, sondern mit den Beinen, die dann aber festgeschlossen sein müssen, damit der Ball nicht zwischen ihnen hindurchrollen kann. Das Aufheben übernimmt in der Regel diejenige Hand, mit der man zu werfen gewohnt ist, damit durch das Umgreifen kein Zeitverlust entsteht. Auch muß ein geübter Spieler es stets so einzurichten verstehen, daß er nach dem Ergreifen des Balles sofort damit werfen kann. Das kann er aber nur, wenn er mit den Füßen richtig steht, d. h. wenn er als Rechtswerfer den linken Fuß vorgestellt hat. Bei vorgesetztem rechten Fuß ist der Wurf linkisch und durchaus unsicher.
Der Augenblick, nachdem der Ball vom Boden aufgehoben wurde, ist nun einer von denen, die an den raschen Überblick und die schnelle Entschließung des Spielers die höchsten Anforderungen stellen. Er muß sofort nach dem Aufrichten mit einem Blik die ganze Sachlage überschauen, erkennen, welcher Läufer mit der größten Aussicht auf Erfolg aufs Korn zu nehmen ist, und danach seine Maßregeln treffen, indem er entweder selbst einen Wurf wagt oder den Ball demjenigen seiner Mitspieler zuwirft, an dem der Läufer auf seinem Wege im nächsten Augenblicke vorbeikommen muß.
Jeder Spieler sollte es sich von Anfang an zum Gesetz machen – und die Spielleiter sollten dementsprechend bei der Einübung mit dem größten Nachdruck darauf halten -, daß er den Ball niemals, selbst nicht für wenige Augenblicke, in der Hand behält. Irgend etwas muß er sofort damit anfangen, und wenn es auch etwas Falsches ist. Die folgenden Regeln können ihm als allgemeine Richtschnur für sein Verhalten dienen:
1. Falsch ist gewöhnlich, nach dem Läufer zu werfen. Das ist ein namentlich von Anfängern sehr oft gemachter Fehler. Da sie wissen, daß das Abwerfen der Läufer eine wichtige Aufgabe ihrer Partei ist, halten sie es für ihre Pflicht, vor allen Dingen zu versuchen, ob sie ihr diesen Vorteil nicht zuwenden können. Der Wurf geht dann aber meistens fehl, und die Folge davon ist, daß den Läufern das Durchkommen bedeutend leichter wird.
2. Falsch ist ferner, den Ball an einen Genossen weiterzugeben, der dicht bei einem steht, wie das ungeschiéte Anfänger besonders gern thun. Wer sich das nicht bald wieder abgewöhnt, der wird immer unselbständig bleiben und nie ein guter Spieler werden.
3. Falsch ist endlich auch, den Ball demjenigen Genossen zuzuwerfen, der am lautesten „Hierher!“ schreit. Solche Leute verlieren bei ihrem Schreien leicht den Läufer aus den Augen, und wenn sie dann den Ball in die Hände bekommen, ist derselbe gewöhnlich längst über alle Berge. Schreien aber mehrere gleichzeitig, dann wird namentlich ein noch unsicherer Spieler oft ganz verwirrt, und er weiß nun gar nicht, was er anfangen soll. Daher sollten derartige Zurufe am besten ganz unterbleiben.
4. Richtig ist für den noch ganz unerfahrenen Anfänger, daß er den Ball stets sofort seinem am Laufmal stehenden Genossen zuwirft. Denn wenn in dem Augenblicke auch nicht gerade ein Läufer auf das Laufmal zuläuft, so kommt der Ball dadurch doch in die Hände eines tüchtigen Spielers, der schon wissen wird, was er nun seinerseits damit zu beginnen hat.
5. Richtig ist für den schon etwas Geübteren, daß er gleich mit dem ersten Blick zu erkennen trachtet, ob die Läufer dem Laufmal oder dem Schlagmal zustreben. Im ersteren Falle wird er den Ball dem am Laufmal, im letzteren dem der Mallinie zunächst stehenden Fänger zusenden. Der Spieler erleichtert sich diese Erkenntnis ganz erheblich, wenn er es nie unterläßt, noch während der Ball sich im Schlagmal befindet, sich durch eine rasche Umschau zu überzeugen, ob sich zur Zeit ein Läufer am Laufmal oder sonst irgendwo innerhalb des Spielfeldes aufhält, und sich dann überlegt, was er wohl am vorteilhaftesten thut, wenn ihm der Ball in die Hände kommt.
6. Richtig ist für den geübten Spieler, falls er nicht selbst einen sicheren Wurf auf den Läufer hat, den Ball demjenigen seiner Genossen zuzuspielen, an dem der Läufer gerade in dem Augenblicke vorbeikommen muß, wo jener den Ball fängt.
Dieser letzte Fall wird durch das nebenstehende Bild veranschaulicht. Der Läufer spannt hier alle Kräfte an, um das Laufmal noch vor dem Balle zu erreichen. Aber schon steht der Fänger, bei dem er vorüber muß, zum Fange bereit; schon fliegt, wie die Haltung des einen der Läufer zeigt, der auf seinen Rücklauf verzichtend sich schleunigst an das Laufmal zurückflüchtet, der Ball heran, und in der That wurde der Läufer trotz aller Anstrengungen noch kurz vor Erreichung des Mals abgeworfen. – Zu beachten ist auf dem Bilde übrigens auch das Verhalten der weißen hinteren Spieler; sie ziehen sich beide näher an das Laufmal heran, um für den Fall, daß der Läufer aus Furcht vor dem Balle nach der Seite ausbiegen sollte, ihm den Weg zum Laufmal zu verlegen. Der erste Fänger würde alsdann den Ball sofort an denjenigen von ihnen weitergeben, nach dessen Seite sich der Läufer gewandt hat, und wenn nun die benachbarten Fänger sich zu schnellem und verständigem Zusammenspiel vereinigen, kann es gar leicht um den Läufer geschehen sein. Freilich werden seine drei schon am Laufmal stehenden Genossen ihm Luft zu machen suchen, indem sie bei günstiger Gelegenheit den Rücklauf antreten. Und oft genug lassen sich die Gegner dann auch dazu verlocken, von dem schon arg in die Enge getriebenen Läufer abzustehen und ihre Aufmerksamkeit den anderen zuzuwenden. Das ist aber fast stets ein Fehler. Hat man erst einmal einen Läufer fest, dann soll man ihn auch nicht wieder loslassen, mögen seine Freunde zu seiner Rettung anstellen, was sie wollen.
Die hier geschilderte Art des Zusammenspiels der Fänger mußte sich entwickeln als eine notwendige Folge der Regel (17), daß das Laufen mit dem Balle in der Hand verboten ist. Durch diese Regel wird das Schlagballspiel mit einem Schlage aus der Stellung eines kunstlosen, selbstsüchtigen Kinderspiels emporgehoben zu dem Range eines vornehmen Parteispiels, bei dem ein jeder Spieler unter Hintansezung seiner Sonderinteressen nur allein thätig sein soll zum Nuten der Allgemeinheit. Während bei dem volkstümlichen Kinderspiel derjenige, der den Ball aufhebt, mit demselben sofort auf den Läufer zueilt, um diesen aus nächster Nähe abwerfen zu können, und seine Parteigenossen dabei nichts anderes zu thun haben, als den etwa fehlgeworfenen Ball wieder herbeizuschaffen und auf die gleiche Art wie der erste Werfer einen zweiten Wurf zu versuchen, wirken bei unserer kunstgerecht ausgebildeten Spielweise alle Fänger einmütig zusammen, und ihre Thätigkeit ist dabei eine so angespannte und fesselnde, daß sie hinter derjenigen der Schläger in keiner Weise zurücksteht.
Was ist nun aber unter Laufen mit dem Balle zu verstehen? Antworten wir kurz: Eine Fortbewegung des den Ball in der Hand tragenden Fängers von dem Platze, wo er denselben fing oder aufhob, auf den Läufer zu, damit er diesen desto sicherer abwerfen kann. Danach is es also kein Verstoß gegen die Regel, wenn ein Spieler, der den ihm von einem Mitspieler zugeworfenen Ball im Laufen fing, danach noch einige Schritte weiter läuft, weil es ihm unmöglich ist, sofort anzuhalten. Es wird dies erst zum Fehler, wenn das Weiterlaufen über Gebühr ausgedehnt wird, worüber bei Wettspielen der Schiedsrichter zu entscheiden hat. – Ebenso verstößt es nicht gegen die Regel, wenn ein Spieler, der gar nicht die Absicht hat, selbst zu werfen, einige Schritte mit dem Balle macht. Es sollte jedoch jeder Spieler schon beim Üben sorgfältig darauf achten, daß ihm etwas Derartiges niemals passiert, denn nur dadurch läßt sich mit Sicherheit erreichen, daß man auch dann nicht läuft, wenn man zum Werfen entschlossen ist. Wer sich nämlich mit dem Balle in der Hand von seinem Platze bewegt hat, der verliert damit das Recht zu werfen, er muß den Ball an einen Mitspieler weitergeben, und inzwischen kann die günstige Gelegenheit vorüber sein. – Als ein Laufen mit dem Balle ist nicht anzusehen, wenn ein Spieler, der beim Aufnehmen des Balles den rechten Fuß vorgestellt hat und deshalb nicht werfen kann, den linken Fuß vorsetzt, selbst wenn er dadurch dem Läufer um einen Schritt näher kommen sollte.
Unstatthaft ist das namentlich bei kleineren Knaben verbreitete Verfahren, den Ball vor sich her über den Boden hinzurollen oder ihn ein wenig in die Höhe zu werfen und dann wieder aufzufangen, um während der Zeit, daß der Ball aus ihren Händen ist, auf den Läufer loszugehen. Wer solche Streiche macht, zeigt, daß er ein selbstsüchtiger Spieler ist, dèr nicht gern andern etwas überläßt, sondern am liebsten alles selbst machen möchte. Diese Sucht, sich zum Nachteil der Mitspielenden hervorzuthun, muß von dem Spielleiter mit aller Entschiedenheit unterdrückt werden, sonst wird man nie zu einem guten Zusammenspiel gelangen.
Vielleicht ist hier der Ort, darauf hinzuweisen, daß gerade bei der Fangpartei eine selbstsüchtige Spielweise leicht einmal einreißt. Wie beim Faustball sich die sog. Ballfresser auf jeden nur irgend erreichbaren Ball losstürzen, um ihn zurückzuschlagen; wie beim Fußball tüchtige Stürmer sich oft nur recht schwer entschließen, den Ball einem ihrer Mitspieler zuzuspielen, sondern ihn so lange wie möglich selbst zu behalten suchen; wie beim Schleuderball die besten Fänger und stärksten Schleuderer stets überall da zu finden sind, wo der Ball gerade niederfällt, so haben auch beim Schlagball die tüchtigsten Spieler die Neigung, das ganze Spiel an sich zu reißen und ihre minder geübten Parteigenossen nur noch zu Handlangerdiensten zu gebrauchen. Hiergegen muß nicht nur der Spielleiter mit allem Ernste einschreiten, sondern auch die Spieler selbst müssen verständig genug sein, das zu unterlassen, da sie sich doch sagen müssen, daß ihre Mitspieler niemals sichere Spieler werden können, wenn ihnen jede Gelegenheit, sich im Zusammenspiel zu üben, genommen wird. Namentlich wenn eine Klasse oder eine Spielvereinigung gelegentlich auch einmal ein Wettspiel auszufechten gedenkt, muß es das Bestreben jedes guten Spielers sein, beim Zusammenspielen auch die noch weniger Geübten möglichst viel heranzuziehen, damit gegebenenfalls eine Mannschaft ins Feld gestellt werden kann, die nicht nur einzelne tüchtige Kräfte aufzuweisen hat, sondern die sich aus lauter tüchtigen Spielern zusammensetzt. Verhältnismäßig am ehesten erreicht wird ein selbstloses Zusammenspielen, wenn es nach der Zahl der Spieler möglich ist, zwei Spielgesellschaften zu bilden, von denen die eine die besseren, die andere die schhwächeren Spieler umfaßt, und wenn ferner jeder Spieler sich stets daran erinnert, daß es bei Übungsspielen nicht darauf ankommt zu gewinnen, sondern sich und die anderen im Spielen zu vervollkommnen.
Die Grundregel für jedes richtige Zusammenspiel ist nun die, daß immer demjenigen der Ball zugeworfen werden muß, bei dem der Läufer im nächsten Augenblick vorüber muß. Befindet sich also der Läufer auf dem Wege zum Laufmal, so erhält den Ball ein Spieler, der zwischen ihm und dem Laufmal steht; läuft er dem Schlagmal zu, so wird er gewöhnlich am zweckmäßigsten einem zwischen ihm und der Mallinie befindlichen Fänger zugespielt. Der Zweck dieser Art des Zuspielens ergiebt sich aus dem Bilde auf S. 87 ganz von selbst: In dem Augenblicke, wo der Läufer an den Fänger herangekommen ist, soll dieser auch in den Besitz des Balles gelangt sein, so daß er ihn aus nächster Nähe abwerfen kann. Natürlich wird der Läufer sich im Laufe immer möglichst fern von den einzelnen Fängern zu halten suchen, was die Fänger aber dadurch wieder wett machen, daß sie ihm auf seinem Wege folgen, um jederzeit den Ball zum entscheidenden Wurfe in Empfang nehmen zu können.
Einige häufig vorkommende Fälle mögen zur weiteren Erläuterung hier kurz erörtert werden. Der Schläger 1, welcher beim Schlagen den Ball nicht getroffen hat, begiebt sich an das äußerste Ende der Mallinie, weil er hofft, die Seitengrenze entlang laufend am leichtesten zum Ziele zu kommen. Beim nächsten Schlage läuft er ab, obwohl derselbe nicht besonders gut gelungen war. In der That ist er erst bei 1 angelangt, als er bemerkt, daß der rasch aufgehobene Ball dem Fänger b, der sich seitwärts nach seiner Laufrichtung hinübergezogen hat, zugeworfen wird. Schleunigst schlägt er darauf einen Haken, um für den Fall, daß etwa b den Ball nicht fangen und dadurch eine Verzögerung entstehen sollte, in der Mitte des Spielfeldes durchbrechen zu können. Aber der Ball folgt ihm nach b1, so daß er sich gezwungen sieht, nach l2 auszubiegen. Dorthin läuft nun aber auch der Fänger b vor, nimmt den Ball von b1 bei b2 in Empfang und veranlaßt so den Gegner zur Aufgabe seines Laufes. Nachdem er ins Schlagmal zurückgekehrt ist, wird der Ball von b2 dem folgenden Schläger zugeworfen, und die beteiligt gewesenen Fänger kehren auf ihren Platz zurück, Das ist das Zurücktreiben, welches namentlich dann mit Erfolg angewandt zu werden pflegt, wenn ein einzelner Schläger seinen Lauf auszuführen versucht und noch nicht allzu weit in das Spielfeld vorgedrungen ist.
Sowie die Umstände es irgend erlauben, tritt an die Stelle des Zurücktreibens das Umzingeln. Hierbei bilden, nachdem der Läufer in der gleichen Weise wie vorher zur Unterbrehung seines Laufes gezwungen worden ist, eine Anzahl Fänger einen Kreis um den Läufer. Iundem sie den Ball nun blitzchnell immer demjenigen zusenden, nach dessen Seite der Gegner durchzubrechen versucht, zwingen sie ihn, innerhalb des Kreises zu bleiben; sie selbst aber schließen den Kreis immer enger, bis endlich der oft vollständig abgehetzte Läufer sicher abgeworfen werden kann (vgl. das Bild auf S. 92).
Wir haben es hier also mit einem ganz ähnlichen Verfahren zu thun wie beim Kreisballspiel, nur daß bei diesem die Wurfpartei an einen bestimmten Platz, einen in den Boden eingezeichneten Kreis, gebunden ist. Noch größere Ähnlichkeit damit kann der Wurfball aufweisen, weshalb ich diesen auch als eine ganz vortreffliche Vorbereitung für das Schlagballspiel allen Spielleitern angelegentlich empfehle. Er findet sich beschrieben in meinem Buche über „Die Übungen des Laufens, Springens und Werfens“.
Umzingelt zu werden, ist für einen Läufer stets eine höchst gefährliche Sache. Er ist fast immer verloren, wenn es nicht einem gleichzeitig laufenden Parteigenossen gelingt, die Aufmerksamkeit der Fänger wenigstens für einen Augenblick von ihm abzulenken, oder wenn nicht einer von diesen den Ball zur Erde fallen läßt und mit dem Aufheben so viel Zeit verliert, daß der Läufer sich inzwischen in Sicherheit bringen kann. Ersteres ist ein bei Knaben ganz gewöhnlicher Fehler, letzteres kommt aber sogar bei sonst gut eingespielten Erwachsenen noch vor, und es lohnt sich darum wohl der Mühe, über die Art und Weise des Zuwerfens und Fangens noch ein paar Winke zu geben.
Die Hauptschwierigkeit beim Zuwerfen besteht in der richtigen Abschätzung der Entfernung; daher die große Zahl von Würfen, die nicht gefangen werden, weil sie entweder schon vor dem Fänger zu Boden fallen oder über dessen Kopf hinwegfliegen. Ein gut zugespielter Ball müßte, wenn er nicht abgefangen würde, dem Fänger gegen die Brust fliegen. Falsche Würfe kommen um so leichter vor, je höher der Bogen ist, den der Ball im Fluge beschreibt, d. i. also bei den sanften Schockwürfen. Je kräftiger der Ball geworfen wird, desto länger verharrt er in ungefähr gleicher Höhe vom Erdboden, und um so größer ist dann also die Strecke, auf der er von dem Mitspieler noch erfaßt werden kann. Fehler im Abschätzen der Entfernung machen sich bei scharfen Würfen demnach lange nicht so nachteilig bemerkbar wie bei sanften, und es kann darum jedem Spieler nur geraten werden, dem Mitspieler den Ball nicht allzu sanft zuzuwerfen. Es wird damit dann zugleich erreicht, daß er rascher in den Besitz desselben gelangt und dem Läufer also nicht so viel Zeit zum Fliehen bleibt. Freilich haben diese scharfen Würfe auch den Nachteil, daß sie sehr viel schwerer zu fangen sind, bei ungeübten Fängern darf man sie also nicht anwenden, und auch bei sehr geübten sollte man, um die Sicherheit des Fanges nicht zu gefährden, über eine gewisse Grenze nicht hinausgehen. Geworfen wird bei Anfängern stets mit Schockwurf, bei Geübteren auch mit Schwungwurf.
Ein noch so gut zugespielter Ball ist aber nichts wert, wenn er nicht gefangen wird, und da ein Nichtfangen des Balles fast gleichbedeutend ist mit einem Entrinnen des Läufers, so muß der Fänger alles vermeiden, was seine Fangsicherheit auch nur im geringsten beeinträchtigen könnte. Es ist darum eine wichtige Regel für jedes gute Zusammenspiel, daß der zugespielte Ball grundsätzlich nur mit beiden Händen gefangen werden soll. Mag einer noch so sicher im Fangen mit einer Hand sein, so sicher wie im Fangen mit beiden Händen ist er doch nicht, und darum sollte er dieses stets bevorzugen.
Was nun das Abwerfen selbst anbetrifft, so ist auch dabei mancherlei zu beachten, was für den Verlauf des Spiels von entscheidender Bedeutung sein kann. Zunächst ist als wichtigste Regel zu beachten, daß man aus größerer Entfernung auf einen Läufer überhaupt nicht wirft, denn erstens ist ein solcher Wurf an sich schon unsicher, und zweitens kommt dann hinzu, daß jeder auch nur einigermaßen aufmerksame Spieler ihm mit Leichtigkeit ausweichen kann. Nur in einem einzigen Falle kann von dieser Regel abgewichen werden, dann nämlich, wenn ein Läufer, der sich schon auf dem Rückwege zum Schlagmal befindet, diesem schon so nahe ist, daß er es erreicht haben würde, ehe der der Mallinie zunächst stehende Fänger, wenn ihm der Ball zugespielt würde, seinen Wurf ausführen könnte. In diesem einen Falle vermeidet man besser den Zeitverlust, der durch das Zuspielen entsteht, und wirft lieber selbst. Vielleicht hat man dann Glück und trifft; wenn nicht, schadet es auch nichts, weil der Ball ja gleich ins Mal fliegt.
In allen anderen Fällen nun wird nur geworfen, wenn man den Läufer möglichst nahe bei sich hat; aber auch dann muß man sich immer noch vorher die Frage vorlegen: Was geschieht, wenn du vorbeiwirfst? Denn gerade durch Fehlwürfe kann das größte Unheil angerichtet werden. Der Ball kann dabei so weit aus dem Spielfelde hinausfliegen, daß alle Läufer in Gemütsruhe ihren Lauf zu Ende führen können, bevor er wieder herbeigeschafft ist. Man sollte darum vor allen Dingen niemals nach der Seite, d. h. so werfen, daß der Ball, falls er fehl ginge, über die Seitengrenze hinausfliegen würde. Auch nach der Richtung der hinteren Grenze zu werfen ist meist ein Fehler, wenn derselbe auch wegen der dort stehenden Hinterspieler, die den Ball aufhalten können, oft nicht so schlimme Folgen hat. Das Richtige ist, das Zusammenspiel möglichst immer so einzurichten, daß ein Spieler den entscheidenden Wurf thut, der den Gegner zwischen sich und der Mallinie hat. Dann fliegt der Ball im Falle eines Fehlwurfs, wenn er nicht aufgehalten wird, ins Schlagmal zurück, und alle Läufer müssen nun auf dem Platze, wo sie sich gerade befinden, stehen bleiben, bis er von neuem aus demselben herausgeschlagen ist. Trotzdem wird es natürlich auch bei guten Spielern oft genug vorkommen, daß nach einem Läufer geworfen wird, der sich nicht grade zwischen dem Werfer und der Mallinie befindet. Um dann das weite Fortfliegen des Balles zu verhüten, hält sich ein zweiter Fänger auf der anderen Seite des Läufers bereit, um den etwa fehlgehenden Ball aufzufangen und sogleich einen neuen Wurf zu versuchen (vgl. das Bild auf S. 95).
Damit ein Treffer gültig ist, ist vor allen Dingen erforderlich, daß der Ball den Läufer unmittelbar aus der Luft trifft, also ohne daß er von dem Boden, einem anderen Spieler oder einem Gegenstande abgeprallt ist. Es ist nicht nötig, daß der Wurf gerade für den Läufer, der davon getroffen wird, bestimmt war. Ja, selbst wenn ein Läufer sich aus Unachtsamkeit von einem Balle treffen läßt, den einer der Fänger einem anderen zuspielen wollte, gilt er als abgeworfen. Dagegen wird es nicht als Treffer angesehen, wenn ein ungeschickter Läufer von dem aus dem Male herausgeschlagenen Balle getroffen wird, bevor ein Fänger ihn berührt hat. Das ist zwar eigentlich ganz selbst- verständlich, weil der Ball nicht von einem Gegner geworfen wurde, von einem Abwerfen also keine Rede sein kann, dennoch sind über diese Frage schon vereinzelt Meinungsverschiedenheiten entstanden. Jeder Schläger, der sich aus dem Schlagmal hinaus ins Spielfeld begiebt, kann abgeworfen werden, einerlei ob er zu laufen beabsichtigt oder nicht. Doch kann bei Übungsspielen, bei denen nicht die volle Spielerzahl von 12 auf jeder Seite vorhanden ist, vor Beginn ausgemacht werden, daß es den Schlägern gestattet sein soll, der Kürze halber einen dicht vor der Mallinie liegenden Ball selbst ins Mal hereinzuholen. In diesem Falle ist auch von der bei Wettspielen sonst streng durchzuführenden Regel abzusehen, daß jeder Schläger, der außerhalb des Schlagmals den Ball anfaßt, als abgeworfen gilt, selbst wenn er vorschriftsmäßig am Laufmal steht.
Wird ein Läufer abgeworfen, weil er von einem Fänger durch Festhalten oder auf andere Weise mit Absicht am Entkommen gehindert wurde, so ist der Treffer ungültig. Natürlich wird es im Verlauf eines Spiels gar nicht selten vorkommen, daß ein Läufer durch einen Fänger, der sich in seiner Laufrichtung aufgestellt hat, um sich den Ball zuwerfen zu lassen, zum Ausbiegen genötigt, also gewissermaßen auch in seinem Laufe behindert wird. Eine derartige unwillkürliche, sich von selbst ergebende Behinderung ist indes nicht strafbar, weil eine Absichtlichkeit nicht vorliegt. Absichtliche Behinderungen sind meist ohne große Schwierigkeit von dem Schiedsrichter oder dem Spielleiter als solche zu erkennen.
Wird nun ein Läufer vorschriftsmäßig abgeworfen, faßt er außerhalb des Schlagmals den Ball an oder stößt er ihn mit dem Fuße fort, um ihn den Händen der Gegner zu entziehen, so hat seine Partei damit den Schlag verloren. Der Wechsel der Parteien vollzieht sich ganz in derselben Weise wie beim Abfangen. Die bisherigen Schläger bemühen sich, den Schlag sofort wiederzugewinnen, indem sie den Ball rasch ergreifen und einen der ins Schlagmal oder ans Laufmal flüchtenden Gegner abzuwerfen versuchen. Gelingt ihnen das, so müssen sie sich selbst wieder eilends in Sicherheit bringen, um den Schlag nicht durch Abwerfen von neuem zu verlieren. Auf Einzelheiten brauche ich hier wohl nicht einzugehen, ich verweise in betreff ihrer auf das S. 81 Gesagte. Ebenso gilt für den Fall, daß der Ball nach einem Treffer ins Schlagmal hineinspringt, dasselbe wie für den S. 80 besprochenen, wo der Ball nach dem Hochwerfen dort zu Boden fiel.
Das Aushungern
Außer durch Abfangen und Abwerfen können die Fänger den Schlag nun auch dadurch gewinnen, daß sie den Ball zu einer Zeit ins Schlagmal zurübefördern, wo gerade kein zum Schlagen berechtigter Spieler darin anwesend ist. Bei überlegenem Zusammenspiel der Fangpartei wird dieser Fall selbst bei guten Schlägern gar nicht so selten vorkommen. Namentlich nach einem Wechsel kann er leicht einmal eintreten, wenn es dabei nur einem Teil der Spieler geglückt ist, das Schlagmal zu erreichen. Allerdings müssen die Fänger dann ihr ganzes Spiel auf das Aushungern zuspitzen, indem sie weniger Wert auf das Abwerfen der Läufer als darauf legen, daß dieselben in ihr Mal zurückgetrieben oder doch in ihrem Vordringen möglichst aufgehalten werden. Sie dürfen sich dann in ihrem Handeln nicht dadurch beeinflussen lassen, daß einzelne Schläger tollkühn selbst bei kleinen Schlägen laufen, sondern müssen, wenn einmal begründete Aussicht auf Aushungern vorhanden ist, den Ball stets mit möglichster Schnelligkeit ins Mal zurückwerfen, womit ja dann die Läufer ganz von selbst zum Abbrechen ihres Laufs gezwungen werden. Gelingt es den Fängern, den Ball nach dem letzten Schlage rascher ins Mal zu schaffen, als der nächste Läufer es erreichen kann, oder trifft der Löser bei seinem dritten Schlag den Ball nicht, so tritt ein Wechsel der Parteien ein, der sich indes in aller Ruhe vollzieht, d. h. ohne das beim Abfangen und Abwerfen gestattete Wiederwerfen.
Die Durchführung
Durch einen Punkt werden gewertet:
a. die vollen Läufe zum Laufmal hin und zurück,
b. die Fangbälle,
c. die Treffer.
Bei den täglichen Übungsspielen ist die Buchführung entbehrlich, bei Wettspielen kann sie sich auf die Parteien beschränken, kann aber auch auf die einzelnen Spieler ausgedehnt werden. Die Läufe werden dabei durch einen senkrechten Strich, die Fangbälle durch ein einfaches, die Treffer durch ein doppeltes Kreuz (mit 2 Querbalken) gekennzeichnet, sodaß beim Anschreiben nach Parteien eine Liste etwa folgendermaßen aus- sehen würde:
Die einzelnen Gänge sind hier der besseren Übersicht wegen durch Linien voneinander abgeteilt, damit der Verlauf des Spiels besser verfolgt werden kann. Partei A ist zuerst drinnen. Während sie 7 Läufe abmacht, fängt B den Ball dreimal und gewinnt damit den Schlag. A wirft zwar einen der zum Mal eilenden Gegner ab, wird aber sofort wieder abgeworfen, sodaß B troßdem an den Schlag kommt. Nach 4 Läufen wird B durch einen Treffer von A herausgebracht, fängt draußen einmal den Ball und kommt dann durch einen Treffer wieder hinein, nachdem A 9 Läufe hat zu Ende führen können. Noch ehe die Partei B aber einen Lauf gemacht hat, wird sie abermals abgeworfen, A erzielt 5 neue Läufe, verliert dann jedoch den Schlag durch Abwerfen wieder an B, nachdem ihm vorher schon zweimal der Ball abgefangen war. Bis dahin hat die Partei A demnach im ganzen 24, die Partei B 13 Punkte gewonnen.
Aus dem Vorstehenden ergiebt sich nun schon, daß Läufer, Fänger und Treffer, wenn auch verschieden bezeichnet, doch vollständig gleich gerechnet werden. Es ergiebt sich ferner daraus, daß, wenn auch eine Partei den verlorenen Schlag durch Abwerfen eines der zum Mal flüchtenden Gegner wiedergewinnt, doch auch der vorhergehende Fänger oder Treffer der anderen Partei angeschrieben wird (s. oben 2. Gang). Endlich muß der Vollständigkeit halber auf einen Punkt hingewiesen werden, der bisweilen Anlaß zu Zweifeln giebt. Wenn während eines angefangenen Laufes die Partei vom Schlage abgebracht wird, so kann derselbe auch dann nicht zu Ende geführt werden, wenn der Schlag durch Abwerfen eines Gegners sofort wiedergewonnen wird. Soll ein Lauf gerechnet werden, so muß er eben innerhalb des nämlichen Ganges angefangen und zu Ende geführt sein. Deshalb kann es natürlich auch nicht als Lauf gezählt werden, wenn ein Spieler sich bei einem Wechsel ans Laufmal rettet und von da später in das Schlagmal ein- läuft.
Das Anschreiben besorgt bei Übungsspielen ein von dem Führer der jeweiligen Schlagpartei dazu bestimmter Spieler, den ein anderer vertritt, wenn er selbst schlagen oder laufen muß. Bei Wettspielen ist vorher stets ein Buchführer zu ernennen, der als Unparteiischer für beide Parteien anzuschreiben hat. Sein Platz ist, wie die Figur auf S. 56 zeigt, an dem einen Ende der Mallinie. Von dort aus beobachtet er die Läufer, stellt fest, ob die einzelnen Läufe gültig sind, ob ein Läufer das Schlagmal schon erreicht hatte, als durch einen Fangball oder Treffwurf ein Malwechsel eintrat und unterstützt auch sonst nach Möglichkeit den Schiedsrichter in seinem schweren Amte. Um ihm seine Thätigkeit zu erleichtern und Irrtümer möglichst zu vermeiden, sind alle Spieler vorher zu verpflichten, daß sie jeden gewonnenen Punkt dem Buchführer sofort ankündigen. Dies geschieht, indem sie an ihn herantreten und kurz melden: „N. N. Lauf“ oder „N. N. Fang“, oder wenn nicht für die einzelnen Spieler, sondern nur für die ganzen Parteien angeschrieben wird, etwa: „Leipzig Treffer“, „Haders leben Fang“. Hat ein Fangball oder ein Treffer keinen Wechsel der Parteien zur Folge, so braucht der betr. Spieler nicht erst zu dem Buchführer hinzugehen, sondern er ruft ihm aus dem Spielfeld heraus mit lauter Stimme seine Meldung zu.
Der Schiedsrichter
Die oberste Leitung eines Wettspiels liegt in der Hand des Schiedsrichters, von dem daher die genaueste Kenntnis der Spielregeln, ein rascher Überblick und schnelle Entschlußfähigkeit gefordert werden muß. In allen zweifelhaften Fällen hat er die Entscheidung abzugeben, welche von den streitenden Parteien im Recht ist. Im besonderen hat er den folgenden Punkten seine Aufmerksamkeit zuzuwenden:
1. Beim Schlagen: Kommt es bei demselben Spieler wiederholt vor, daß er das Schlagholz aus der Hand fliegen läßt? In diesem Falle steht ihm das Recht zu, die Partei mit dem Verlust des Schlages zu bestrafen. – Ist ein Schlag als schief anzusehen? Hierbei kann er, wenn er selbst nicht ganz sicher ist, den Buchführer um seine Meinung befragen, der ja seinen Standpunkt an der anderen Seite des Spielfeldes hat und darum manche Schläge besser beurteilen kann. Ist auch dieser zweifelhaft, so läßt er den Schlag am besten gelten. Über die Frage, ob ein Spieler beim Schlagen richtig im Mal gestanden hat oder nicht, kann er ebenfalls die Ansicht des Buchführers einholen.
2. Beim Laufen: Überschreitet ein Läufer eine Grenze des Spielfeldes? Befragen des Buchführers, wenn es sich um die gegenüberliegende Seitengrenze handelt. – Wann fliegt der Ball ins Mal zurück? Wo hat also jeder Läufer stehen zu bleiben? Pfiff des Schiedsrichters oder Ruf: „Halt!“ – Ebenso, wenn der Ball als verloren gemeldet wird. – Welcher Läufer darf umkehren, weil nach ihm ohne Erfolg geworfen wurde? In Zweifelfällen ist hier der Werfer zu befragen.
3. Beim Fangen: Ist ein Fang gültig? – Wird ein Fänger von einem Läufer absichtlich behindert? Dann hat er den Ball für gefangen zu erklären. – Wird der Ball von dem Fänger nicht sofort hochgeworfen? Das bringt dem Übelthäter beim ersten Mal eine Verwarnung ein. Kommt dann der Fehler bei derselben Partei noch einmal vor, so daß der Schiedsrichter eine Absicht glaubt erkennen zu können, so erklärt er den Fang für ungültig und macht den Wechsel damit rückgängig. – Wird der Ball schräg in die Höhe geworfen? Dasselbe Verfahren wie vorher, doch muß der Schiedsrichter in seinem Urteil hier besonders vorsichtig sein, da ein Hochwurf auch aus Versehen leicht einmal schief fliegen kann. – Ist Malwechsel nach mehreren (3) Fangbällen vereinbart, so hat er jeden einzelnen ohne irgend welches Zögern laut zu zählen („Fang eins!“ u.s.w.).
4. Beim Werfen: Ist ein Treffwurf gültig? Im besonderen: Ist der Werfer vorher mit dem Ball gelaufen? – Ist der Läufer überhaupt getroffen? Ist er noch vor Erreichung des Mals getroffen? Diese Fragen sind oft sehr schwer zu entscheiden. Ist hier auch mit Hülfe des Buchführers nichts Bestimmtes festzustellen, so kann man das Los entscheiden lassen. – Wird ein Läufer durch einen Fänger absichtlich behindert?
Bei wichtigen Wettspielen kann auch noch ein weiterer Unparteiischer bestellt werden, der seinen Standpunkt dann auf der dem Schiedsrichter gegenüberliegenden Seitengrenze in der Nähe des Laufmals hat, während dieser selbst sich nahe der Mallinie aufstellt.
Das Spiel mit Einschenker
Das Spiel mit Einschenker unterscheidet sich von dem ohne Einschenker vor allem dadurch, daß bei ihm der Ball allein der Fangpartei gehört. Die Schlagpartei darf ihn also auch innerhalb ihres eigenen Males niemals anfassen, sondern muß das Herbeischaffen des zu weit geworfenen Balles und das Aufwerfen beim Schlagen dem von der Gegenpartei gestellten Einschenker überlassen, der deshalb auch seinen Platz im Innern des Schlagmals hat. Da der Posten des Einschenkers der weitaus wichtigste im ganzen Spiel, wird gewöhnlich der beste Spieler der Partei dafür ausersehen – jedenfalls bei Wettspielen -, während man bei Übungsspielen im Interesse der gleichmäßigen Ausbildung aller am besten damit wechselt.
Der Einschenker stellt sich nun dem Schläger gegenüber dicht an der Mallinie auf, wirft den Ball etwa um einen Meter senkrecht in die Höhe und tritt dann sofort, um nicht vom Schlage getroffen zu werden, zwei Schritte zurück. Schlecht eingeschenkte Bälle darf der Schläger zweimal ablehnen, beim dritten Male aber muß er schlagen. Der Löser ist sogar berechtigt, auch gut eingeschenkte Bälle zweimal vorübergehen zu lassen, denn da man bei diesem Spiel laufen darf, wann man will, d. h. also auch wenn der Ball nicht aus dem Mal hinausgeschlagen wurde, so gelingt den unterwegs befindlichen Läufern, während der eingeschenkte Ball ungeschlagen zu Boden fällt, inzwischen vielleicht der Rücklauf zum Schlagmal.
Nach dem Schlagen tritt der Schläger entweder sogleich seinen Lauf an, oder er begiebt sich zu dem Sprungmal, einer 2 m vor der linken Ecke des Schlagmals gezogenen Linie, von der aus alle, die ihren Lauf nicht auf ihren eigenen Schlag hin ausführen, zu laufen beginnen müssen. Wie beim Spiel ohne Einschenker ist der Läufer an keine bestimmte Laufbahn gebunden. Er braucht auch einen angefangenen Lauf nicht notwendig zu Ende zu führen, sondern darf umkehren, wenn ihm das zweckmäßiger scheint; nur muß er unter allen Umständen nachher noch einmal laufen, also auch, wenn nach ihm ohne Erfolg geworfen war. Besonders wichtig ist die Bestimmung, daß den Fängern das Laufen mit dem Balle in der Hand gestattet ist, wenn nicht andere Abmachungen vorher getroffen werden. Nur der Einschenker ist in seiner Bewegungsfreiheit insofern beschränkt, als er den Ball zwar außerhalb des Schlagmals fangen oder seinen Parteigenossen zuspielen, einen Wurf auf den Läufer dagegen nur aus dem Mal heraus versuchen darf.
Auch die Reihenfolge der Schläger weicht von der im Spiel ohne Einschenker üblichen ab. Es wird nämlich nur das erste Mal in der Reihenfolge geschlagen, wie die Spieler gewählt oder von dem Führer geordnet sind, nachher gilt immer die Reihenfolge, in der sie von ihrem Lauf zurückkehren. Nur nach einem Malwechsel wird dieselbe insofern unterbrochen, als der Spieler, der die Partei durch einen Fang oder Treffer hineingebracht hat, das Vorrecht des ersten, der Einschenker dasjenige des zweiten Schlages hat. Beiden steht es jedoch frei, in jedem einzelnen Falle nach Belieben auf dieses Vorrecht zu verzichten.
Die Zahl der Mitspieler soll wenigstens 6 und höchstens 10, am besten 8 betragen. Ihre Ausstellung ergiebt sich aus nebenstehender Zeichnung.
Ein Malwechsel tritt ein in folgenden Fällen:
1. wenn der Ball gefangen wird,
2. wenn ein Läufer abgeworfen wird,
3. wenn er die Grenzen des Spielfeldes überschreitet,
4. wenn ein Schläger den Ball anfaßt,
5. wenn die Schlagpartei ausgehungert wird; außerdem
nach vorheriger Vereinbarung:
6. wenn ein Schläger das Schlagholz aus der Hand
fliegen läßt oder
7. wenn er es beim Laufen aus dem Schlagmal mitnimmt.
In den Fällen 2 und 4 kann die bisherige Schlagpartei den Schlag durch Abwerfen der zum Schlagmal eilenden Gegner sofort wiedergewinnen, in allen übrigen vollzieht sich der Wechsel wurffrei. Der Ball wird also nach dem Fangen nicht hochgeworfen, sondern von dem Fänger mit ins Schlagmal genommen, wo derselbe ihn dem Einschenker übergiebt, sobald alle seine Freunde glücklich im Male angelangt sind.
Schreibe einen Kommentar